Definition
Das Schneeballverfahren ist eine Auswahl-Methode, die im Rahmen der Schule dazu dient, Ideen, Meinungen oder Lösungsansätze zu sortieren und auf die besten, prägnantesten Vorschläge zu reduzieren. Sie gehört zu den kooperativen Gruppenlernmethoden.
Die Arbeitsmethode gründet auf eine sukzessiv zunehmende Gruppengröße (1-2-4-8) und einer im Laufe des Schneeballverfahrens proportional abnehmenden Menge von zentralen Punkten. Es geht also um einer Art Selektion oder Reduktion von Aspekten oder Ideen in immer größeren Gruppen. Die erfolgreiche Arbeit basiert demnach auf die Fähigkeit, in der Gruppe ein Konsens zu erreichen und wichtige von nicht so wichtigen Ideen unterscheiden zu lernen.
Das Schneeballverfahren verhilft Schülern in vier Etappen, sich in immer größeren Gruppen auf wenige zentrale Aussagen zu einigen.
Dabei lässt sich das Schneeballverfahren in eine kurze, prägnante Arbeitszeit von rd. 30-40 Minuten umsetzen.
Unterschied zum Brainstorming
Im Unterschied zum Brainstorming, wo es drum geht, viele Ideen möglichst ohne vorherige Filterung, Raster oder Sortierung schriftlich festzulegen, ist das Schneeballverfahren auf Reduktion und Filterung aus. Während Brainstorming eine Unmenge an Material sammelt und unsortiert dokumentiert, fungiert das Schneeballverfahren als Trichter, indem es viele Ideen als einen möglichst kleinen gemeinsamen Kern bündelt.
Verwandtschaft zur Placemat-Methode
Ähnlich zur Placemat-Methode bündet das Schneeballverfahren Wissen und Ansätze zu zentralen Themen. Beide arbeiten in Etappen, die der Think-Paire-Share-Methode entsprechen.
Material
Das Material für das Schneeballverfahren ist sehr überschaubar und einfach zu besorgen. Die Schüler benötigen jeweils ein A5- Blatt oder Karteikarten, dazu ein großes Blatt für die Gesamtarbeit, das der Gruppengröße entsprechen sollte. Zweiergruppen benötigen zumindest ein A4-Blatt, Vierergruppen dementsprechend ein A3-Blatt. Dazu sind Stifte, wahlweise in unterschiedlichen Farben, vonnöten.
Ablauf
Eingangs erläutert der Lehrer die Arbeitsweise im Schneeballverfahren.
In einem weiteren Schritt stellt die Lehrkraft ein Problem oder ein aktuelles Thema aus dem Alltag der Kinder in den Raum. Die Schüler arbeiten anschließend phasenweise im Modell Think-Pair-Share.
Einstieg Einzelarbeit
Die Schüler arbeiten erstmal in Einzelarbeit. Sie schreiben fünf Aspekte, Ideen oder Fakten zu der gestellten Frage auf dem A5-Blatt oder den Kartei-Karten.
Austausch in der Kleingruppe
Die Schüler bilden zweier oder vierer Tandems und tauschen sich in der Folge mit dem Partner aus. Die Schüler sollen sich dabei aus den gesamten 10 Aspekten auf sechs zentrale Punkte einigen. Diese halten sie auf dem gemeinsamen A4-Blatt schriftlich fest.
Austausch in neuer größerer Gruppe
Als zweiter Pair-Stufe schließen sich nun zwei Kleingruppen zu einer zusammen, sodass zwei Zweiergruppen eine Vierergruppe werden, oder zwei Vierergruppen eine Achtergruppe. Dabei werden nun die zwölf zentralen Aspekte (sechs aus jeder Gruppe) zu acht zentralen Punkten gebündelt. Diese finden wiederum auf dem nächstgrößeren A3-Blatt Platz.
Präsentation
Abschließend teilen die Gruppen die Ergebnisse mit dem Rest der Klasse. Dies kann als mündlicher Vortrag geschehen oder auch als Visualisierung in Form eines Plakates.
Vorteile
- Einbindung aller Schüler
- soziale Gruppeninteraktion
- Fokus auf Thema üben
- Systematisches Erarbeiten lernen
- kurze, prägnante Arbeitszeit
Arbeitsbeispiel anhand des Schneeballverfahrens
Meinungsbildung anhand des Schneeballverfahrens
Hierfür eigenen sich Themen, mit denen die Schüler in ihrem Alltag in Berührung kommen, oder solche Themen, die in den Medien präsent sind. Beispiele hierfür sind:
- Demokratie: Pro und Contra
- Kinderarmut: Wie helfen?
- Umweltschutz: Wichtig oder nicht?
- Geschichten hören und lesen: Wichtig oder nicht?
- Familie: Wie wichtig ist sie?
Wichtig ist, dass anfangs vom Lehrer sorgsam eruiert wird, ob alle Kinder mit dem Thema „verbunden“ sind, also entweder viel dazu über ihr Umfeld, also Mitschüler oder Eltern, mitbekommen haben oder sogar selbst betroffen sind. Randthemen oder zu abstrakte Themen sind nicht geeignet für das Schneeballverfahren. Ein Vorwissen ist unbedingt notwendig, und dieses kann, je nach Thema, durchaus außerhalb von faktischem Wissen sein und persönliche Erfahrungen betreffen.
Versuchsprotokolle anhand des Schneeballverfahrens
Als Methode zur Erstellung eines Versuchsprotokolls eignet sich das Schneeballverfahren sehr gut für naturwissenschaftliche Fächer. Im Laufe des Arbeitsprozesses können wichtige von unwichtigen Schritten eines Versuchsprotokolls unterschieden und auf wichtige Aspekte reduziert werden.
Als Ergebnis entsteht eine prägnante, knappe und genaue Beschreibung eines Versuchs.
Dabei wird wie oben beschrieben verfahren. Der Versuch wird erst in Einzelarbeit in einer genau definierten Anzahl von Abläufen beschrieben. In Zweiertandems reduzieren die Schüler die Abläufe anschließend auf weniger als die Hälfe und in Vierergruppen dann wiederum auf eine noch geringere Anzahl. Sie strafen damit die Beschreibung und schaffen ein knappes präzises Versuchsprotokoll. So fördert das Schneeballverfahren das naturwissenschaftliche Argumentieren.
Texterschließung anhand des Schneeballverfahrens
Bei Textarbeiten kann es sowohl um Zeitungsartikeln, Nachrichten als auch um literarische Texte gehen.
Das Prinzip ist das gleiche, die Fragestellung kann sich auf inhaltliche oder formale Aspekte beziehen und sollte vom Lehrer von vornherein festgelegt und an die Klasse kommuniziert werden. Dabei können Fragestellungen unterschiedlichen Schwerpunktes auf die Einzelgruppen verteilt werden.
Bildquellen
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Quellen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Schneeball-Verfahren
- https://www.methodenkartei.uni-oldenburg.de/methode/schneeballmethode
- http://www.schulwiki.org/wiki.cgi?Lerntechnik/SchneeballMethode
- https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/didaktik_der_chemie/schulorientiertes/ws0607/schneeballmethode.pdf
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