Kinder und Stress in der Schule
Wie lässt sich Stress in der Schule beziffern und welche sind die Folgen und die Warnsignale des Körpers bei Stress?
Was bedeutet Stress?
Stress bedeutet psychische und physische Reaktionen, die durch Stressoren hervorgerufen werden. Stressoren sind äußere Reize. Stress ist einerseits biologisch sinnvoll, denn es gewährleistet die Bewältigung besonderer Anforderungen im Leben der Betroffenen. Andererseits jedoch bewirkt Stress Symptome, die durch die körperliche und geistige Belastung entstehen. Die Symptome können kurz- oder auch langfristig wirken und bis zur pathologischen Beeinträchtigungen führen.
Stress in der Schule hat viele, auch individuelle Faktoren:
- Überforderung durch komplizierte Aufgaben,
- ein hohes Arbeitspensum,
- anspruchsvolle Eltern,
- Angst vor Prüfungen und Lehrern
- Mobbing oder Konflikte mit Mitschülern oder Lehrern,
- Lärm und zu große Klassen, die zu Überreizung führen.
Wie viel Stress in der Schule haben Kinder und Jugendliche?
Im Jahr 2011 wurden rund 5000 Kinder zwischen 7 und 9 Jahren gefragt, was bei ihnen Stress hervorruft. Die Schule wurde dabei als größter Stressfaktor angegeben, und zwar mit 33 Prozent beziffert. Weitere Faktoren waren übrigens mit 21 Prozent Konflikte im Alltag und mit 17 Prozent Ärger in der Familie (17%).
Offensichtlich sind die größten Probleme von Heranwachsenden im nahen sozialen Umfeld anzutreffen: der Familie und der Schule. Damit sind just jene zwei Umgebungen genau umrissen, aus denen Kinder und Jugendliche sich nicht herausnehmen können, wie die Familie, und die verpflichtend für sie sind, wie die Schule.
Dies wirft die Frage auf, wie die jungen Menschen mit diesem durchweg in ihrem Alltagsleben vorherrschenden und nicht vermeidbaren Stress umgehen?
Die hiernach aufgeführte Studie zeigt ein sehr ungünstiges Verhalten bezüglich des Umgangs mit Stress in der Schule.
Eine Studie mit dramatischem Ergebnis
In einer Studie der Krankenkasse DAK von 2017 wurden 7000 Kinder und Jugendliche der Jahrgangsstufen fünf bis zehn aus sechs Bundesländern zu ihrem Koffeinkonsum, Suchtmittelkonsum, ihrem Stressempfinden und ihren gesundheitlichen Beschwerden befragt. Dabei gaben 43 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, dass sie die Atmosphäre, den Lernstress und Leistungsdruck in der Schule als sehr belastend empfinden.
Dieses Ergebnis ist nicht nur besorgniserregend und verweist auf strukturelle Probleme, sondern führt zusätzlich zur Annahme, dass ein Großteil der Kinder und Jugendlichen keine Techniken und Mittel zur Hand hat, um mit Stress umzugehen oder Stress vorzubeugen. Viele Kinder und Jugendlichen kennen kaum oder keine alltagstauglichen und schnell wirksamen Techniken, um Stressreduktion zu erreichen.
Folgen verminderter Stressbewältigung bei Stress in der Schule
In der gleichen Studien werden zusätzlich die Folgen dieser fehlenden Tools zur Stressbewältigung und einem damit einhergehenden steigenden Stresspegel genannt: Bereits 11-jährige Kinder nehmen Aufputschmittel ein, dabei handelt es sich meist um koffeinhaltige Brausen, Mixgetränke und Energydrinks.
Dabei ist die Einnahme dieser Aufputschmittel leider nicht die Ausnahme, sondern der Prozentsatz der konsumierenden Kinder steigt mit zunehmendem Alter. Ein Viertel der 11-Jährigen Fünftklässler trinkt koffeinhaltige Getränke und fast 70 Prozent der 14-Jährigen Achtklässler hat bereits Erfahrungen mit solchen Getränken. Unfassbare 84 Prozent der 16-jährigen Schüler nehmen solche aufputschenden Mittel zu sich, also beinahe jeder Heranwachsender! Diese Zahlen sprechen für eine Aufwärtsspirale unguter Konsumverhaltens und schädlicher Konditionierungen.
Warnsignale des Körpers bei Stress
Weitere gesundheitliche Folgen von Stress in der Schule sind Rückenschmerzen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und Schwindel. Dabei sind auch diese Beschwerden keine Seltenheit, sondern treten bei mindestens der Hälfte der Kinder und Jungendlichen auf. Folglich hat ein Großteil der Kinder zwischen 11 und 16 Jahren mindestens einer dieser Beschwerden.
Zusätzlich nehmen auch die psychischen Symptome zu. Dazu gehören etwa Aggressivität, Nervosität, oder Niedergeschlagenheit bis hin zur pessimistischen Denkweise und Depression sind oft die Folge.
Folgen von psychischen und körperlichen Symptomen bei Stress in der Schule
All diese Symptome führen zu einem gesamtkörperlichen Missempfinden und Leiden, zu Beeinträchtigung der Lebensqualität, zu Ängsten und in der Regel auch zu einer Teufelskreis: Denn wer sich unwohl und sogar beeinträchtigt fühlt, ist nicht in seiner Kraft, verliert in der Folge Selbstbewusstsein und die Motivation sinkt. Insgesamt nimmt die Leistungsbereitschaft ab. Dies wiederum ist in Kombination mit dem regelmäßig hohen Leistungsdruck gefährlich und führt die Kinder hinein in einem Teufelskreis des Konsums aufputschender oder vernebelnder Substanzen, aber auch des Konsums von Medien wie beispielsweise excessives Spielverhalten am PC.
Mit dem Konsum schädlicher Stoffe oder Handlungen ist die Hoffnung verbunden, dem Leid und Druck schnell ein Ende zu bereiten, hingegen passiert meist genau das Gegenteil.
Aufputschmittel als „Brandbeschleuniger“
Die gleiche Studie fand nämlich ebenfalls heraus, dass 51 % der Schüler, die Energydrinks konsumieren, sogar häufiger unter Stress leiden, 26 % von ihnen schlechter schlafen und 17 % häufiger übergewichtig sind als Vergleichsgruppen.
Nicht nur also haben Kinder und Jugendliche in der Zeit der Pubertät kein Handwerkszeug zur Stressbewältigung, sondern sie nutzen Getränke und andere Mittel, die ihnen nur augenscheinlich helfen. Hingegen schaden sie ihnen langfristig enorm.
Des Weiteren ist die Nutzung aufputschender Koffeingetränke und Energydrinks meist die erste Stufe in einer bedrohlichen Folge des gefährlichen Konsums von stärkeren Rauschmitteln: Alkohol und Cannabis. 22 Prozent der 11-Jährigen baben bereits Alkohol konsumiert, fast 90 Prozent werden es mit 16 Jahren sein. Aus der Gruppe der Zehntklässler haben sich wiederum 59 Prozent bis zum Rausch betrunken.
Cannabis ist ebenfalls nicht selten in der Altersgruppe der Sechzehnjährigen: Ein Drittel von ihnen hat es bereits konsumiert.
Medienkonsum als Sucht
Zum Medienkonsum gehören nicht nur Computerspiele. Neben dem Gamen gehört auch Streaming und Social Media zum Medienrepertoire, das bei Heranwachsenden Suchtpotential hervorruft. Medienkonsum lenkt ab: Vom schwierigen Umfeld, von familiären Konflikten, von schulischen Leistungsdruck. Allgemein tendieren Jungendliche, die viel Konflikte erleben, wenig Selbstvertrauen haben und ein desolates soziales Umfeld häufiger zur Mediensucht.
Letzterer verstärkt jedoch die Problematiken der Jugendlichen immer weiter.
Methoden der Stressbewältigung bei Kindern und Jugendlichen
Es gibt viele leicht erlernbare Methoden der Stressbewältigung für Kinder und Jugendliche. Dabei sollten vor allem solche eingängigen und freudvollen genannt werden, wie etwa
- Yoga oder
- Progressive Muskelentspannung, Atemübungen und Traumreisen sowie Snoezeln
- dazu hilft ein entschleunigter Tagesablauf und
- eine Planungshilfe mit den wichtigsten ToDos
- sowie eventuell auch Nachhilfe oder
- eine Therapie.
All diese Methoden benötigen jedoch anfangs leitender und wohlwollender, begleitender Erwachsener. Diese Unterstützung und Anleitung ist jedoch selten in den Familien zu finden. Auch Schulen können angesichts des ohnehin kaum zu bewältigenden Lehrplans, der Herausforderung heterogener Klassen und der Problematik des allgemeinen Lehrermangels kaum bis selten solche perpheren Themenfelder bearbeiten. Gesundheit und Entspannungstechniken, regelmäßige Schülergespräch zu persönlichen Problemen, Bewältigungstrategien bei Sorgen und Ärger, generell persönlicher Kontakt – dies wäre sehr hilfreich, um die Zahlenerhebungen in solchen Studien in Zukunft sinken zu sehen, jedoch kommen genau diese häufig zu kurz.
Bildquellen
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Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77981/Fast-jeder-zweite-Schueler-leidet-unter-Stress
- https://www.oberbergkliniken.de/artikel/schulstress-abbauen-symptome-auswirkungen-tipps
- https://www.sueddeutsche.de/karriere/stress-in-der-schule-verzweifelte-maedchen-1.75604
- https://de.wikipedia.org/wiki/Stress
- https://www.abendblatt.de/ratgeber/gesundheit/article211776489/DAK-Studie-Maedchen-sind-viel-staerker-gestresst-als-Jungen.html
- https://www.wn.de/freizeit/ratgeber/digitales/wie-mediensucht-andere-probleme-ueberdeckt-2421291?&npg
- https://www.malteser.de/aware/hilfreich/virtuelles-verhaengnis-wenn-zu-viel-medienkonsum-zur-gefahr-wird.html
- https://www.tagesschau.de/inland/medienkonsum-kinder-studie-dak-101.html
- https://www.dak.de/dak/mediensucht-2612166.html
- https://www.schau-hin.info/studien/mediensucht-durch-die-augen-von-kindern-und-jugendlichen
- https://www.kita.de/wissen/schulstress/
- https://stressbehandlung.info/schulstress-und-seine-folgen/
- https://www.gesundheit.gv.at/leben/lebenswelt/schule/schulpsychologie/schulstress.html
- https://www.tk.de/techniker/magazin/life-balance/familie/typische-stress-symptome-von-kindern-und-jugendlichen-2010032?tkcm=aaus
- https://www.schulranzen.net/blog/schulalltag/schulstress-ursachen-symptome-massnahmen/
- https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2017-09/studie-dak-schueler-stress-anforderungen?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F
- http://mb.cision.com/Public/3295/9337091/939cc288af986d17.pdf
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