Stigmatisierung einfach erklärt

Eine blaue Zitrone aufgeschnitten auf einem blauen Hintergrund.

Kann Stigmatisierung einfach erklärt werden? Das Thema ist komplex. Sie reicht über die offensichtliche Stigmatisierung hinaus, denn es gibt auch verdeckte Stigmatisierungen, die „nebenbei“ passieren und an die viele von uns sich gewöhnt haben. So werden besonders Fleißige in der Schulklasse Streber genannt und ein Kind mit Brille als Leseratte bezeichnet.

Damit Stigmatisierung einfach erklärt werden kann und gut verständlich vermittelt wird, wird der folgende Text vorwiegend mit Beispielen arbeiten. So wird besser greifbar, wo Stigmatisierung stattfindet.

Stigma und Stigmatisierung

Definition

Stigmatisierung ist ein Prozess, bei dem bestimmten Personen oder Gruppen negative Eigenschaften zugeschrieben werden, die sie von der Gesellschaft abgrenzen und herabsetzen. Der Begriff stammt vom griechischen Wort „stigma“ ab, was „Zeichen“ oder „Brandmal“ bedeutet. Diese sozialen Brandmale können aufgrund verschiedenster Faktoren entstehen, wie körperliche Merkmale, ethnische Zugehörigkeit, soziale Herkunft, Behinderung oder Verhaltensweisen.

Stigmatisierung in der Schule

In der Schule zeigt sich Stigmatisierung auf vielfältige Weise. Ein Beispiel ist es, wenn Schüler andere aufgrund ihrer Kleidung oder ihres Aussehens mobben. Kinder, die anders aussehen oder sich anders verhalten, werden häufig ausgegrenzt und lächerlich gemacht. Auch schulische Leistungen können ein Grund zur Stigmatisierung sein. Schüler, die als besonders klug oder besonders schwach gelten, werden oft von ihren Mitschülern abgestempelt und in bestimmte Rollen gedrängt.

Ein Mann dreht sein Gesicht gegen das Licht, darauf ist der Schatten einer Hand zu sehen.

Auswirkungen von Stigmatisierung

Die Auswirkungen von Stigmatisierung können tiefgreifend und langfristig sein. Kinder, die stigmatisiert werden, haben häufig:

  • ein vermindertes Selbstwertgefühl,
  • Depressionen,
  • Angststörungen,
  • Schwierigkeiten, soziale Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten,
  • eine eingeschränkte soziale und emotionale Entwicklung.

Im schulischen Kontext kann dies zu Leistungsabfall und Schulverweigerung führen.

Formen von Stigmatisierungen

Stigmatisierungen können in verschiedenen Formen auftreten. Stigmatisierung einfach erklärt gelingt nur dann, wenn die Erwachsenen den Kindern die Erscheinungsformen dieses Phänomens in seinen vielen Formen zeigen – das wiederum gelingt, wenn man die Stigmatisierungsformen bündelt:

Physische Stigmatisierung

Diese bezieht sich auf sichtbare körperliche Merkmale. Kinder mit Behinderungen, Übergewicht oder auffälligen körperlichen Merkmalen können Zielscheiben für Hänseleien und Ausgrenzung werden. Zum Beispiel bezeichnen Klassenkamaraden Kinder mit Brille oder Zahnspange oftmals als „Streber“ oder „Metallmaul“.

Zwei Blumentöpfe in dem eine Blume welk runterhängt.

Soziale Stigmatisierung

Hierbei handelt es sich um die Stigmatisierung aufgrund sozialer oder wirtschaftlicher Unterschiede. Diese spiegeln sich häufig in der Kleidung der Kinder sowie in ihrer Schulausstattung. Auch ethnische und kulturelle Unterschiede spielen eine Rolle, wenn Kinder aufgrund ihrer Herkunft oder Religion benachteiligt werden.

Psychische Stigmatisierung

Diese Form betrifft Kinder mit psychischen Erkrankungen oder besonderen Verhaltensweisen. Kinder, die beispielsweise an ADHS leiden, werden häufig als „schwierig“ oder „unruhig“ bezeichnet, was zu einer negativen Wahrnehmung durch Lehrer und Mitschüler führen kann.

Akademische Stigmatisierung

Schüler, die entweder besonders gute oder besonders schlechte schulische Leistungen zeigen, werden oft stigmatisiert. Hochbegabte Kinder werden als „Streber“ bezeichnet, während Schüler mit Lernschwierigkeiten als „dumm“ abgestempelt werden.

Bleistifte und Anspitzer.

Geschlechtsspezifische Stigmatisierung

Geschlechterrollen und -stereotypen führen ebenfalls zu Stigmatisierung. Mädchen, die technisches Interesse zeigen, oder Jungen, die sich für künstlerische Fächer interessieren, können aufgrund dieser Rollenklischees stigmatisiert werden.

Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität

Schüler, die nicht der heteronormativen Mehrheit angehören, können auf vielfältige Weise stigmatisiert und diskriminiert werden. Dies spiegelt sich beispielsweise auch schon darin, dass Jungs, die sich die Haare lang wachsen lassen, rosa Shirts anziehen oder die Nägel lackieren abwertend angesprochen werden.

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Stigmatisierung bei Schülern und Jugendlichen thematisieren

Die Thematisierung von Stigmatisierung in der Schule ist ein wesentlicher Schritt zur Sensibilisierung und Bekämpfung dieses Problems. Hierbei können verschiedene Ansätze verfolgt werden:

Bildungsprogramme und Workshops

Schulen sollten regelmäßig Bildungsprogramme und Workshops zum Thema Stigmatisierung und Mobbing anbieten. Diese Programme können Schüler über die negativen Auswirkungen von Stigmatisierung aufklären und Empathie fördern. Workshops, in denen Rollenspiele und Gruppendiskussionen stattfinden, können dazu beitragen, das Bewusstsein der Schüler zu schärfen.

Inklusion im Lehrplan

Das Thema Stigmatisierung sollte fest im Lehrplan verankert sein. Im Rahmen des Sozialkunde- oder Ethikunterrichts können Lehrer Themen wie Vorurteile, Diskriminierung und Mobbing behandeln. Dies fördert ein tieferes Verständnis und sensibilisiert die Schüler für die Problematik.

Eine Hand voll bunten Pillen.

Offene Gesprächskultur

Lehrer sollten eine offene und unterstützende Gesprächskultur in ihren Klassen fördern. Schüler sollten ermutigt werden, ihre Erfahrungen und Gefühle offen zu teilen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen haben zu müssen. Klassengespräche und Vertrauenslehrer können hier eine wichtige Rolle spielen.

Einbeziehung der Eltern

Eltern sind ein wesentlicher Bestandteil der Erziehung und können helfen, das Thema Stigmatisierung zu Hause zu thematisieren. Elternabende und Informationsveranstaltungen können Eltern über die Thematik aufklären und ihnen Werkzeuge an die Hand geben, um ihre Kinder zu unterstützen.

Medieneinsatz

Um Stigmatisierung einfach zu erklären und Schüler dafür zu sensibilisieren, ist der Einsatz von Filmen, Büchern und anderen Medien, die sich mit dem Thema Stigmatisierung beschäftigen, sinnvoll. Geschichten, in denen Protagonisten Stigmatisierung erfahren und überwinden, können Empathie fördern und den Schülern helfen, sich in die Lage anderer zu versetzen.

Gegenmaßnahmen bei Stigmatisierung

Um Stigmatisierung effektiv zu bekämpfen, sind umfassende Maßnahmen erforderlich, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen:

Förderung von Inklusion und Diversität

Schulen sollten ein inklusives Umfeld fördern, in dem Diversität als Stärke gesehen wird. Dies kann durch Projekte und Aktivitäten geschehen, die die Vielfalt der Schülergemeinschaft feiern und die Gemeinsamkeiten hervorheben.

Zwei weiße Tauben stehen nebeneinander.

Schulung von Lehrkräften

Lehrer spielen eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von Stigmatisierung. Sie sollten regelmäßig geschult werden, um Stigmatisierung zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Sensibilisierungstrainings können Lehrkräfte darin unterstützen, ihre eigenen Vorurteile zu reflektieren und ein Vorbild für ihre Schüler zu sein.

Einführung von Anti-Mobbing-Programmen

Anti-Mobbing-Programme, wie das Olweus-Bully-Präventionsprogramm, können helfen, Mobbing und Stigmatisierung systematisch zu bekämpfen. Diese Programme beinhalten klare Regeln und Konsequenzen für Mobbingverhalten und fördern ein positives Schulklima.

Stärkung des Selbstwertgefühls der Schüler

Maßnahmen zur Stärkung des Selbstwertgefühls der Schüler sind entscheidend. Lehrer sollten Schüler ermutigen, ihre individuellen Stärken zu erkennen und zu entwickeln. Selbstwertfördernde Programme und Aktivitäten, wie Teamarbeit und kreative Projekte, können dazu beitragen.

Peer-Mediation und Unterstützungssysteme

Peer-Mediation-Programme, bei denen erfahrene Leiter die Schüler als Mediatoren ausbilden, können Konflikte auf einer gleichberechtigten Ebene lösen. Zudem sollten Unterstützungssysteme wie Schulpsychologen und Beratungslehrer leicht zugänglich sein, um betroffenen Schülern zu helfen.

Politische und institutionelle Maßnahmen

Auf politischer und institutioneller Ebene sollten klare Richtlinien und Gesetze gegen Diskriminierung und Mobbing in Schulen implementiert und durchgesetzt werden. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen dieser Richtlinien sind notwendig, um ihre Wirksamkeit zu gewährleisten.

Elternarbeit und Gemeinschaftsprojekte

Eltern sollten aktiv in die Maßnahmen gegen Stigmatisierung eingebunden werden. Gemeinschaftsprojekte, bei denen Eltern, Lehrer und Schüler zusammenarbeiten, können das Gemeinschaftsgefühl stärken und das Bewusstsein für die Bedeutung von Inklusion und Diversität erhöhen.

Mentoring-Programme

Mentoring-Programme, bei denen ältere Schüler oder Erwachsene als Mentoren für jüngere Schüler fungieren, können eine wichtige Unterstützung bieten. Mentoren können als positive Rollenvorbilder dienen und den jüngeren Schülern helfen, Herausforderungen zu meistern und sich sicherer zu fühlen.

Ein Stempel auf dem "Gestempelt" steht.

Langfristige Auswirkungen und Prävention

Dass Lehrer Stigmatisierung in der Schule bekämpfen, ist nicht nur für das individuelle Wohl der betroffenen Schüler von Bedeutung, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Schüler, die in einer inklusiven und unterstützenden Umgebung aufwachsen, entwickeln sich zu empathischen und aufgeschlossenen Erwachsenen, die dazu beitragen können, eine gerechtere und tolerantere Gesellschaft zu schaffen.

Langfristige Präventionsmaßnahmen umfassen:

Frühkindliche Bildung und Aufklärung

Bereits in der frühkindlichen Bildung sollte auf die Bedeutung von Vielfalt und Inklusion hingewiesen werden. Kinder sollten lernen, Unterschiede zu akzeptieren und zu schätzen. Geschichten und Spiele, die Vielfalt thematisieren, können dabei eine wichtige Rolle spielen.

Fortlaufende Sensibilisierung

Sensibilisierungsmaßnahmen sollten kontinuierlich und auf allen Bildungsstufen stattfinden. Es reicht nicht aus, einmalige Workshops oder Projekte durchzuführen. Regelmäßige Veranstaltungen und Aktivitäten können das Thema im Bewusstsein der Schüler und Lehrer halten.

Forschung und Evaluation

Die Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen sollten Lehrer regelmäßig evaluieren. Forschung kann helfen, neue Strategien zu entwickeln und bestehende Ansätze zu verbessern. Schulen sollten mit Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, um aktuelle Erkenntnisse in ihre Praxis zu integrieren.

Kulturelle und soziale Aktivitäten

Kulturelle und soziale Aktivitäten, die die Vielfalt der Schülergemeinschaft widerspiegeln, können das Verständnis und die Akzeptanz fördern. Feste, internationale Tage und kulturelle Austauschprogramme sind Beispiele für solche Aktivitäten.

Förderung von kritischem Denken

Lehrer sollten die Schüler dazu ermutigen werden, kritisch über gesellschaftliche Normen und Vorurteile nachzudenken. Diskussionsrunden und Debatten können helfen, verschiedene Perspektiven zu beleuchten und ein tieferes Verständnis für die Ursachen und Auswirkungen von Stigmatisierung zu entwickeln.

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Bildquellen

  • Unsplash @ Davisuko
  • Pexels @ Jibarofoto, Luis Quintero
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  • Pixabay @ Gerd Altmann

Quellen

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Stigmatisierung
  • https://www.psychonlinetherapie.de/news/was-versteht-man-eigentlich-unter-stigmatisierung/
  • https://www.netzwerk-schulsozialarbeit.de/cms/images/DocMan/Kurzinfo_Olweus-Programm_3.pdf
  • https://www.therapie.de/psyche/info/ratgeber/lebenshilfe-artikel/stigmatisierung/formen/
  • https://www.enableme.de/de/themen/stigmatisierung-wenn-man-durch-eine-eigenschaft-unsichtbar-gemacht-wird-9798
  • https://studyflix.de/biologie/stigmatisierung-7564
  • https://www.uniklinikum-jena.de/sedgesundheitsfolgen/Zur+DDR/Glossar/Stigmatisierung.html
  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/51736/Stigmatisierung
  • https://inklumat.de/glossar/stigmatisierung
  • https://www.pfizer.de/ueber-uns/policy-affairs/krankheitsbedingte-stigmatisierung

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