Sprachkitas

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Das Förderprogramm Sprach-Kitas

Das Bundesprogramm „Sprachkitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ ist ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Das Förderprogramm läuft seit 2016 als Weiterführung des befristeten Vorgänger-Programms „Schwerpunkt-Kitas Sprache Integration“. Die Förderlaufzeit pro Einrichtung beträgt 2 Jahre. Voraussetzung für eine Teilnahme am Bundesprogramm ist, dass mindestens 30 Prozent der Familien, deren Kinder in der Einrichtung betreut werden, einen Migrationshintergrund haben.

Kitas, die sich bereit erklären, an einem entsprechenden Profil mit Aktionen und Projekten zur Sprachentwicklung in der Kita und mit den Kita-Familien mitzuarbeiten, werden als Sprach-Kitas in diesem Förderprogramm eingebettet und finanziell unterstützt.

Dabei gibt es drei Handlungsfelder zu bearbeiten und Konzepte und Methoden der Spracharbeit zu entwickeln:

  • alltagsintegrierte sprachliche Bildung
  • inklusive Pädagogik und
  • Zusammenarbeit mit Familien.

Insgesamt flossen von 2016 bis 2022 über 1,4 Milliarden Euro als Gesamtfördersumme an die Kitas. Die Zahl der teilnehmenden Kitas beläuft sich auf 8400 Kitas deutschlandweit.

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In welchem Rahmen spricht man von „Sprachkitas“

Profil der Sprachkitas

Kitas sollen durch die Förderung ermächtigt werden, die sprachliche Bildung individuell zu fördern. Es geht dabei sowohl um Deutsch als Erstsprache (DaE) als auch um Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und um die Einbindung der Familiensprache der Kinder. Eine Hinzuziehung und Beteiligung der Eltern und der Familien der Kinder ist erwünscht und soll gefördert werden. Familienarbeit steht im Zentrum vieler Projekte.

Dabei geht es darum, gemeinsam mit den Kindern, den Eltern und den Erzieherkollegen, Ideen zur Sprachförderung zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren.

Die Kitas werden auf dem Weg zur Sprach-Kita von einer zusätzlichen Fachkraft mit Expertise im Bereich sprachliche Bildung unterstützt. Dies sind externe FachberaterInnen des Bundesprogramms, die prozessbegleitend zur Seite stehen. Sie entwickeln mit den Kitas Ideen zur Sprachförderung, besprechen geeignete Methoden und helfen bei der Evaluierung mit. Diese zusätzlichen FachberaterInnen nehmen an der Qualifizierung von PädQUIS teil. Die mehrtägigen Qualifizierungs-Treffen finden zweimal im Jahr statt. Dabei bekommen die FachberaterInnen „Sprach-Kitas“ unter anderem Methoden vorgestellt, die sie an die von ihnen begleiteten Kita-Tandems weitergeben.

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Ziel der Sprachkitas

Jedes fünfte Kita-Kind hat eine Familiensprache, die nicht Deutsch ist. Eine Berechnung aus 2020 ergab, dass aus 3,16 Millionen Kita-Kindern 675.000 nicht aus deutschsprachigen Elternhäusern stammt. Die Tendez geht nach oben, die Zahl stieg von 2017 bis 2020 von 18,7 auf 21,4 Prozent.

Somit kommen diese Kinder erstmals in der Kita mit der hiesigen Landessprache in Verbindung.

Zielsetzung der Kitas, die durch das Förderprogramm zur Sprachkitas werden, ist die alltagsintegrierte sprachliche Bildungsarbeit. Das implementiert eine bessere Sprachbildung, Integration und Inklusion. Frühkindliche Sprachförderung ist wichtig, damit alle Kinder beim Start in der Grundschule die gleichen Chancen haben. Eine solide langfristige Förderung der Sprache in den Kitas ist also ein Grundbaustein für gute sprachliche Entwicklung ab dem Beginn der Grundschulzeit.

Die Sprachkitas bemühen sich seit dem Anfang des Programmes 2011 um die kreative Präsenz der Sprache innerhalb des Kita-Alltages. Dabei nutzen sie Methoden der alltagsintegrierten Sprachbildung in der Kita.

Zum großen Teil geht es um mehrsprachige Konzepte, entsprechend der Sprachen der Kita-Kinder. Aber auch um allgemeine Konzepte, die einen Fokus legen auf die Wichtigkeit der Sprache.

Ziele sind dabei die Partizipation der Kinder und in Verbindung damit das Erleben einer alltagsnahen Form der Demokratie. Im Kern geht es also um Konzepte der Ermächtigung der Kinder, sich am Alltag der Kita und ihrer Familie verbal zu beteiligen, ihre Meinung selbstbewusst zu äußern, die Macht und Kraft der Sprache in eigenen Anwendungen zu spüren und ihre Selbstwirksamkeit und Teilnahme innerhalb der Familie und der Kita zu erleben.

Diese Konzepte ermöglichen also eine stark positiv konnotierte Sprachanwendung, sodass die Kitakinder in den Sprachkitas ermutigt werden, ihre sprachlichen Fähigkeiten auszubauen.

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Projekte der Kitas innerhalb des Förderprogramms

Kita-Zeitschrift

Viele Kitas fühlten sich durch die Fördermaßnahme befähigt, besondere Initiativen in die Wege zu leiten. So legte eine Hamburger Kita eine monatliche Kita-Zeitschrift auf, die sich dem allgemeinen Kita-Alltag widmet. Ein immer wiederkehrendes Thema ist dabei die Sprache und ihre Rolle innerhalb des Kita-Lebens.

Mehrsprachige Lese-Runde

Andere Kitas organisieren eine mehrsprachige Lese-Runde. Ziel dabei ist es, die Familiensprachen in den Sozialraum der Kita zu übertragen. Grundlage ist ein Kinderbuch mit wenig Text und ansprechenden großen Bildern. Der Text ist in mehreren Sprachen übersetzt (oder wird von den Kita-Eltern in ihrer Muttersprache übertragen). Innerhalb eines mehrsprachigem Vorlesens tragen die Eltern in der Originalsprache vor und nachträglich lesen Erzieher oder deutschsprachige Eltern auf Deutsch vor.

Familienbücher

Eine andere Einrichtung hat kleine Blöcke zur Verfügung gestellt, die als Familienbücher genutzt werden sollen. Die Kinder dürfen darin ihr Familienleben, ihre Aktivitäten, ihre Lieblingsorte und ihre Lieblingstätigkeiten mit Bildern beschreiben. Die Eltern beteiligen sich dabei in kurzen beschreibenden Sätzen an den bildlichen „Erzählungen“ ihrer Kinder.

Kita-Bibliothek

Zu den umfangreicheren Projekten gehört auch die Einrichtung einer kleinen kitaeigenen Hausbibliothek. Sie wurde durch Buchspenden und Einkäufe gefüllt und steht zur Ausleihe für die Kinder zur Verfügung.

Sonstiges

Weitere Umsetzungen der Sprach-Kitas zeigten sich als Tanzprojekt, Info-Tisch zum Thema Sprache, multikulturelles Kochen.

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Sprach-Kita Verlängerung 2023

Ende des Programms Sprach-Kitas?

Zum derzeitigen Zeitpunkt, Anfang September 2022, wird hitzig über die Fortführung der Sprach-Kitas diskutiert. Ein Großteil der sprachnahen Institutionen, Verbände und Vereine, wie auch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft sowie natürlich die Kitas selbst setzen sich dafür ein, die Förderung der Sprach-Kitas auch nach über 10 Jahren Laufzeit fortzuführen.

Es zeichnet sich jedoch ab, dass es nicht dem politischen Willen entspricht, dass die Sprachförderung weiterhin auf Bundesebene gefördert wird. Das Förderprogramm „Sprachkitas“ war zeitlich begrenzt. So strich das Bundesfinanzministerium in seinem Haushaltsentwurf 2023 das Geld für das Programm.

Dabei verweist es darauf, dass die Sprachförderung nun in die Verantwortung der Länder übergeben werden soll. Die Länder können dabei bis 2024 aus den Mitteln des Gute-Kita-Gesetzes bis zu 2 Millionen Euro für die Sprach-Kitas jährlich abschöpfen.

Herausforderungen und Befürchtungen

Abgesehen von der nach wie vor bestehenden Dringlichkeit in der Sprachförderung innerhalb der frühen Förderung in den Kindergärten, würde das Ende des Förderprogramms Sprach-Kita auch bedeuten, dass das fachliche Expertise-Konstrukt, das sich um die Sprach-Kitas herum aufgebaut hat, wegbrechen würde. Diese gewachsene Strukturen aus methodischen Know-How und speziell ausgebildeten Fachkräften blieben bei Schließung des Programms ohne Zukunftsaussichten zurück.  Dabei entstanden innerhalb der betreuenden und entwickelnden Institutionen bereits interessante Methodensammlungen und Evaluierungen, wie beispielsweise jene von PädQUIS, die die FachberaterInnen für die Sprach-Arbeit an den Sprachkitas qualifizieren.

Es bestehen Bemühungen, diese Strukturen aus Eigenmitteln zu retten, wobei diese jedoch stark beschränkt sind und in der Folge für andere Projekte fehlen.

Sollte die Förderung mit jährlich 2 Millionen Euro pro Bundesland glücken, so ist dies in der Summe dennoch erheblich weniger Förderbudget als in den vorigen 10 Jahren.

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Unabhängig vom Ergebnis: Förderung nicht ausreichend

Dabei gab es schon während des laufenden höher budgetierten Förderprogramms Kritik an der auch dann zu geringen Ausmaße an Förderung. In einem Artikel der „Welt“ ergab sich folgende Berechnung: In den 2019 geförderten Sprach-Kitas wurden insgesamt 503.209 Kinder betreut. „Von ihnen haben 236.202 (47 Prozent) einen Migrationshintergrund. Ein großer Teil der Kinder aus nicht deutschsprachigen Haushalten, profitiert also gar nicht von einer speziellen Sprachförderung.“ Geht man von 675.000 Kindern sind das über 438.000 Kinder.

Petition

Im August 2022 hat die Kitaleiterin Wenke Stadach aus Mecklenburg-Vorpommern eine Petition an den Deutschen Bundestag gerichtet. Sie setzt sich für den Erhalt des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ ein. Um eine öffentliche Anhörung zur Sache zu ermöglichen, sollen dabei innerhalb eines Monats 50.000 Unterschriften gesammelt werden.

Bildquellen

  • Pixabay @ Petra, @ tookapic, @ Adrian
  • Pixabay @ Ryan McGuire
  • pexels @ kathy-jones
  • Pixabay @ Gerd Altmann

Quellen

  • https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/kinderbetreuung/fragen-und-antworten-zum-ende-des-modellprogramms-sprach-kitas–200542
  • https://www.bmfsfj.de/resource/blob/152978/df2db3f8390a33fbdaaf380303911f38/sprache-ist-ein-schatz-bundesprogramm-sprach-kitas-data.pdf
  • file:///C:/Users/user/Desktop/Downloads/2021-07-30_FAQ_Sprach-Kitas_Tr%C3%A4ger.pdf
  • https://uebersicht-sprachfoerderung.stiftung-fairchance.org/programm/bundesprogramm-sprach-kitas
  • https://sprach-kitas.fruehe-chancen.de/fileadmin/PDF/Sprach-Kitas/Aus_der_Praxis/BP_Sprach-Kitas_Methodenkoffer.pdf
  • https://www.berliner-woche.de/bezirk-neukoelln/c-bildung/gegen-die-streichung-der-finanzmittel-durch-den-bund-formiert-sich-widerstand_a355145
  • https://www.gew.de/presse/pressemitteilungen/detailseite/gew-keine-einsparungen-auf-kosten-der-fruehkindlichen-bildung-mit-weitblick-in-die-zukunft-investieren
  • https://www.welt.de/politik/deutschland/article221440790/Integration-Zweifelhafter-Erfolg-der-Sprach-Kitas.html
  • https://sprachkitas-retten.de
  • https://kita-stimme.berlin/themen/kita-stimmeberlin-zum-stopp-des-bundesprogramms-sprach-kitas-man-haette-keinen-schlechteren-zeitpunkt-waehlen-koennen
  • https://www.eisenachonline.de/bildung/hirte-sprach-kitas-muessen-gerettet-werden-115048
  • https://www.kitaverband-stade.de/uncategorized/weil-sprache-der-schluessel-zur-welt-ist-jetzt-sprachkitas-retten/
  • https://www.paritaet-hamburg.de/fileadmin/FBBE/Sprach-Kita_Praxis_Teil2_Zusammenarbeit_mit_Familien_web.pdf
  • https://www.efk-beelen.de/die-friedrich-froebel-kita-ist-nun-eine-sprachkita
  • https://sprach-kitas.fruehe-chancen.de/fileadmin/PDF/Sprach-Kitas/Aus_der_Praxis/BP_Sprach-Kitas_Methodenkoffer.pdf

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