Spielend lernen – Mathematik

Kinder lernen gerne Mathe? Diese Frage möchte man eigentlich intuitiv sofort verneinen. Denn auch wenn Kinder immer neugierig erscheinen, die offensichtliche Eintönigkeit der Mathematik stellt auch Eltern und Lehrer vor die Herausforderung, Kinder mit Spaß und Motivation zum Lernen von Mathe zu bewegen. Im besten Fall sollte dies ganz nebenbei geschehen, so dass das Kind im Spiel gar nicht bemerkt wie effektiv es gerade seine Fertigkeiten der Mathematik schult. Betrachtet werden muss in diesem Zusammenhang aber zuerst das kindliche Spiel der Entwicklung zur Aneignung mathematischer Grundlagen. Diese werden bereits im Vorschulalter und von frühesten Kindesbeinen an gelegt.

Die spielerische Entwicklung eines mathematischen Verständnisses

Durch die Wahrnehmung

Das Fundament für eine spätere mathematische Spezialisierung und den symbolischen Rechenvorgang wird bereits in der ersten Lebensumwelt des Kindes gelegt. Dabei spielt die Begrifflichkeit der Wahrnehmung eine zentrale Rolle. Durch alterstypische Aktivitäten wird sich ein Verständnis für Größe, Gewicht, Entfernung und Form angeeignet. Mit dem Spiel der Umwelt werden sich Realitäten dafür erarbeitet, wie schwer, wie groß etwas ist. Das hat Auswirkungen auf die feinmotorische Prozesse, etwa können nun auch kleine Gegenstände richtig gegriffen oder auch sperrige Materialien wie ein Lineal korrekt gehandhabt werden. Diese Fertigkeiten stehen in ständiger Wechselwirkung mit der visuellen Wahrnehmung, welche letztendlich für die Raum-Lage-Beziehung und Auge-Hand-Koordination verantwortlich ist.

Durch Motorik und Sprache

Das motorische Erleben ist für die Entwicklung der grundlegenden mathematischen Fähigkeiten ein wichtiger Faktor. Bei sportlichen Aktivitäten, im Spiel mit Freunden und der aktiven Teilhabe an der Umwelt lernt das Kind Personen und Sachen im Raum dreidimensional zuzuordnen. Beim Anstehen an einer Warteschlange erkennt das Kind von selbst, dass jemand vor oder hinter ihm steht oder beim Wettlauf vor ihm ins Ziel gelaufen ist. Am Klettergerüst auf dem Spielplatz ist ein Freund über mir, ein anderer sitzt unten auf dem Boden. Diese im Spiel erworbenen Erkenntnisse der Raumlage können dann in Zukunft auf das symbolische, mathematische Denken transferiert werden. Letztendlich wird in der Mathematik dieses Raum-Verständnis nur übersetzt in andere Begrifflichkeiten.

Durch die Interaktion mit der Umwelt und anderen Personen werden aber auch Begriffe in Sprache sortiert. Das bedeutet, dass durch Hören und Sprechen eine Differenzierung von sprachlichen Begriffen generell und speziell auch der Mathematik erfolgt. So müssen Zahlenlaute wie siebzehn – siebzig differenziert werden, damit bei mündlichen Rechenaufgaben oder verbalen Zahlenspielen diese ähnlich klingende Zahlen auseinandergehalten werden können.

Lernspiele Mathematik

Die beschriebenen mathematischen Grundlagen eignet sich ein Kind in seiner natürlichen Entwicklung von allein an, da es Spaß macht und mit dem eigentlichen mathematischen Prozess keine offensichtlichen Schnittstellen gibt. Aus der Hirnforschung ist aber bekannt, dass das Gehirn eines Menschen in einem Alter von zwei bis sechs Jahren besonders sensibel für die Entwicklung von bestimmten Anlagen ist. Es ist daher günstig, bereits im Vorschulalter spielerisch mathematische Begabungen zu wecken und zu fördern. Diese werden im Laufe des Kindesalters und mit steigenden Aktivitäten auf viele Ebenen im Alltag übertragen. So etwa wenn die Zutaten für ein Rezept zusammengetragen werden, Smarties nach Farben sortiert oder Süßigkeiten unter Freunden aufgeteilt werden sollen. Diese alltägliche, ungezwungene Schulung eines mathematischen Verständnisses erleichtert bereits zum Eintritt in das Grundschulalter den Übergang vom visuellen zum abstrakten Rechenvorgang.

Lernen durch Spielen, das ist das Motto welchem sich in den letzten Jahren immer mehr Hersteller auf dem pädagogischen Gebiet angeschlossen haben. Lernspiele der Mathematik können zur spielerischen Förderung bereits im Vorschulalter und dem Kindergarten eingesetzt werden. Die Lernspiele sorgen durch den spielerischen Umgang mit dem Schulfach Mathe auch bei Mathemuffeln wieder für Begeisterung. Für viele Pädagogen haben Mathespiele besondere Bedeutung im Nachhilfeunterricht der Grundschule oder bei der Förderung von lernschwachen Kindern. Es können aber auch Schüler wieder Freude am Lernen finden, welche im Unterricht unterfordert sind oder durch ihre Lernbegabung anderen Kindern in ihrem Alter voraus sind. Im folgenden möchten wir einen Überblick über einige der bekanntesten Lernspiele Mathe geben.

mathepuzzleMathpuzzle

Mit den Mathpuzzles muss ein Puzzlebild gepuzzelt werden. Der Weg dorthin ist allerdings ein wenig anders als bei einem normalen Puzzle. Es muss zuerst eine Rechenaufgabe gelöst werden und dann wird das Puzzleteil auf die korrekte Antwort gelegt. Mit dem bunten Lösungsbild kann das Ergebnis nach dem Lösen aller Aufgaben sichtbar und einfach kontrolliert werden. War die Lösung für eine Aufgabe nicht korrekt, ist ein Puzzleteil an der entsprechenden Stelle falsch eingefügt. Das Mathepuzzle gibt es für die Grundrechenarten wie Multiplikation, Division, Addition und Subtraktion. Einige Puzzles können aber auch zur Frühförderung eingesetzt werden, etwa mit dem ersten Zählen bis zur Zahl Zwölf.

SCHUBI TRIX vom Schubi VerlagSchubitrix (Mathe Domino)

Wer Domino kennt wird dieses Spielprinzip bei Schubitrix vom Schubi-Verlag sofort wiedererkennen. Bei den dreieckigen Spielkarten müssen nach dem Anlegen die Rechnung und das Ergebnis aller drei Seiten übereinstimmen. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich mit zwei Spielen in einem Paket mit je 18 und 24 Karten variabel gestalten und bietet innerhalb der Serie zu einer Thematik verschiedene Varianten nach Alter und Lernstand. Die Spielsteine aus Karton sind je nach Thema bereits für Kinder ab fünf Jahren geeignet. Zur Frühförderung lässt sich so zum Beispiel „Schubitrix Mengen, Zählen, Zahlen junior“ einsetzen. Als erste Spielmöglichkeit können hier Menge und Zahl zugeordnet werden, im zweiten Spiel Würfelaugen und Zahl.

Tangram

tangramTangram ist ein Legespiel aus China, auch allgemein bekannt als Siebenbrett oder Siebenschlau. Hierbei dienen sieben Plättchen zur Darstellung von sieben Figuren der Geometrie. Diese Formen entstehen durch die Aufteilung eines Quadrats und sind in der Standardvariante des Spiels fünf Dreiecke, ein Quadrat und ein Parallelogramm. Nun müssen unter Verwendung aller Steinchen wieder Figuren gelegt werden. Das Tangram fördert dabei spielerisch die Vorstellung von Raum, Lage und der Beziehung geometrischer Formen. Weitere Varianten des Tangrams entstanden durch die Aufteilung eines Kreises oder Rechtecks in geometrische Figuren und sind bekannt geworden unter den Namen „Pythagoras“, „Kreuzbrecher“ oder „Alle Neune“. Verschiedene Vorlagen und Lösungen für das Tangram-Spiel lassen sich kostenfrei im Internet herunterladen.

Somawürfel

somawürfel geowürfelSomawürfel und Geowürfel teilen das gleiche Spielprinzip sowie die einzelnen Bauelemente und unterscheiden sich bis auf den Namen nicht. Das Spiel mit dem Somawürfel wurde von Piet Hein erfunden und besteht darin, aus sieben verschiedenen Würfelteilen einen Würfel zusammenzufügen. Die sieben Teile besitzen eine unterschiedliche Form und Farbe und sind wiederum aus insgesamt 27 kleineren Würfeln zusammengesetzt. Es gibt 240 unterschiedliche Möglichkeiten die sieben Teilstücke wieder zu einem Würfel zu konstruieren, dadurch kann sich auch schnell ein erster Erfolg bei den Kindern einstellen. Dieses fördert die Motivation und der Schwierigkeitsgrad kann durch eine bestimmte Festlegung der Farbverteilung erhöht werden. Mit dem Somawürfel können nicht nur quadratische Formen sondern auch andere dreidimensionale Figuren zusammengesetzt werden. Der Geowürfel trainiert die Raumvorstellung und motiviert die Kinder zu Erkenntnis verschiedener Ansätze zur Lösung eines Problems.

Steckwürfel

steckwürfel dick ssystemDas anschauliche und haptische System der Steckwürfel nach Dick-System findet vielseitig Verwendung, zum Beispiel im Kindergarten, der Grundschule und zur Therapie von Kindern mit einer Rechenschwäche (Dyskalkulie). Im Vorschulalter und beim Stecken erster Figuren lernen die Kinder spielend die Unterscheidung, Sortierung und Ordnung von Farben. Darauf folgt dann in der spielerischen Entwicklung ein erstes Zählen und Rechnen durch das Stecken der Würfel. Die Feinmotorik wird trainiert und die Kreativität durch das Spiel mit den verschiedenen Bauteilen geschult. Im Grundschulalter und bis zur achten Klasse werden die Steckwürfel als Lernhilfe eingesetzt, da mit dem System mathematische Prozesse und Rechenaufgaben bildlich dargestellt werden können. Dadurch wird auch die Vorstellung von Raum in seiner Größe und der Umgang mit geometrischen Formen begreifbar gemacht.

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