Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sieht in Artikel 24 das gemeinsame Lernen (und Spielen) der Kinder als Regelfall vor. Auch in der Vergangenheit gab es schon integrativen Unterricht, was ist das Neue an der Inklusion, und wie wirkt sich der inklusive Ansatz in Schule und Kindergarten auf das gemeinsame Spielen der Kinder aus? Welche Spiele eignen sich besonders gut für den inklusiven Unterricht in Kindergarten und Schule?
Inklusion ist kein Modewort und ersetzt nicht die Integration
Bis vor einigen Jahren wurde jede Form des gemeinsamen Lernens als integrativer Unterricht bezeichnet. Heute wird zunehmend nach dem Grad der Einbeziehung der behinderten Schüler in den schulischen Alltag zwischen „Integration“ und „Inklusion“ unterschieden. Inklusion ist eine verbesserte und erweiterte Integration. Inklusion ist kein neues Modewort und ersetzt auch nicht den Begriff der Integration.
Eine inklusive Schule ist offen für alle Kinder. Der Begriff „Behinderung“ geht hierbei über körperliche und geistige Störungen hinaus, auch soziale und sprachliche Behinderung bedürfen einer Inklusion. Auch orientiert sich die Behinderung nicht nur am deutschen Schwerbehindertenrecht, die UN-Konvention hat einen viel umfassenderen Behindertenbegriff. Die wichtige Grundhaltung des inklusiven Lernens und Spielens ist, dass es normal ist, verschieden zu sein. Während bislang etwa die Hälfte der Kindertageseinrichtungen in Deutschland Kinder mit Behinderungen aufgenommen haben, gibt es in fast allen Einrichtungen Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder aus sozial benachteiligten Familien.
Kinder finden sich absolut in Ordnung, wie sie sind, und stellen sich selbst zunächst nicht in Frage. Sie lieben Bewegung, spielen, mit Freunden lachen, auch wenn sie zufällig geistig, sprachlich, sozial oder körperlich behindert sind. Sie brauchen nicht geheilt zu werden, sondern in ihrer Vielfalt wahrgenommen und einbezogen werden. Das behinderte Kind wird nicht als Ausnahme betrachtet, die integriert werden muss, sondern als vollwertiger Mensch, für den dieselben pädagogischen und sozialen Überlegungen gelten wie für alle Kinder.
Behinderte und nicht behinderte Kinder am gemeinsamen Spiel beteiligen
Wie kann es nun gelingen, so unterschiedlichen Kindern die Teilhabe am gemeinsamen Spiel zu ermöglichen? Ganz sicher kommt es dabei auf die richtige Spielkultur an.
Viele Spiele und Sportarten zeigen die gleichen Merkmale wie unsere Leistungsgesellschaft: hoher Aufwand von Energie, Geschicklichkeit, Durchsetzungsstärke und Belohnung des Gewinners – oft ein Gewinner und mehrere Verlierer. Sog. wertvolle Spiele insbesondere aus der Reformpädagogik besinnen sich dagegen auf die Einfachheit der Bewegung, der Materialien, der räumlichen Bedingungen. Bei diesen Spielen geht es nicht um Kampf und das Gewinnen, sondern um die Freude an der Bewegung, am Fühlen und Sehen, um gemeinsames Erleben und persönliches Entdecken. Inklusion beginnt mit der Wahrnehmung von Unterschieden zwischen den Kindern. Sie erkennen im Spiel, dass sie trotz aller Unterschiede auch Gemeinsamkeiten haben und gemeinsam wertvolle Erfahrungen sammeln können.
Reformpädagogen wie Peter Petersen und Maria Montessori betonten schon früh, dass das Kind sein eigener „Lehrmeister“ ist: „Wesentlich ist, dass das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. Wenn wir ihm bei der Lösung aller Aufgaben behilflich sind, berauben wir es gerade dessen, was für seine geistige Entwicklung das wichtigste ist.“ Dem Erwachsenen kommt dabei eine unterstützende Rolle zu.
Inklusive Pädagogik fördert die Vielfalt der Talente und Neigungen
Die inklusive Pädagogik als Pädagogik der Vielfalt will allen Kindern den Zugang zu Bildungsangeboten ermöglichen. In Gruppen mit Kindern mit unterschiedlichen Interessen, Stärken und Sichtweisen kann sie einen für alle bereichernden und gewinnbringenden Lernprozess bieten. Im gemeinsamen Spiel erkennen die Kinder, dass sie zusammen mehr erreichen, als jeder für sich allein und dass jedes Kind etwas zur Gemeinschaft beitragen kann. Auf diese Weise lernen alle Kinder frühzeitig, sich selbst und andere in ihrer Individualität zu achten und zu akzeptieren. Durch die Motivation zum gemeinsamen Spiel können die Leistungsbereitschaft sowie die Selbstwirksamkeit aller Kinder als bedeutsamer Teil der Gruppe gestärkt werden.
Inklusives Spielen bietet einen großen Wert. Individuelle Unterschiede sind keine Gründe für Abgrenzung, sondern Ressourcen. Die wertvollen Ergebnisse des miteinander Spielens und voneinander Lernens kommen allen Kindern zu gute. Im Spiel prägen und bewältigen Kinder ihre Alltagserfahrungen. Teilhabe am Spiel ist eine wertvolle Vorerfahrung zur Teilhabe und Inklusion in der Gesellschaft.
Was sind inklusive Spiele und wo gibt es sie?
Im Spiel selbst kommt es darauf an, keine Vorurteile und Stereotypien zu verfestigen, und keine unfairen Wettkampfsituationen zu erzeugen, sondern in den Liedern und Spielsituationen Hintergründe und Sichtweisen zu entdecken, die sich von den eigenen unterscheiden. SpielundLern.de bietet Ihnen vielfältige Materialien, von Motorikspielen (wie z.B. Schwungtücher) über Bildkarten, die gemeinsame Gespräche anregen, bis zu vielfältigen in ihren Ansprüchen skalierbare Computerspiele, an denen Menschen aller Begabungen und mit allen Behinderungen gemeinsam aktive Teilhabe lernen können. Bei den Spielen der Reformpädagogik wie den Montessori Materialien erhalten Sie bei SpielundLern.de jeweils die professionelle Top-Qualität und mindestens eine preisgünstige, aber fast genauso hochwertige Alternative. Wir beraten Sie gerne.
Autor: Dr. med. Christian Gravert
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