Was ist soziale Intelligenz?
Definition
Soziale Intelligenz wird auch als soziale Kompetenz, bezeichnet. Der Großteil der Kriterien, die diese Art von Fähigkeit kennzeichnen, beziehen sich auf zwischenmenschliche Interaktionen. Diese Fähigkeit wurde erstmals vom amerikanischen Psychologen Edward Lee Thorndike im Jahr 1922 als Grad der Fähigkeit eines Menschen beschrieben, mit anderen zu interagieren.
Empathische Menschen, die gut zuhören und Körpersprache entziffern können – dies zeugt laut dem US-Psychologen Daniel Goleman von soziale Kompetenz. Er prägte diesen Begriff durch sein 2006 erschienenes gleichnamiges Buch.
Soziale Intelligenz und soziale Kompetenz wird häufig analog verwendet, wenngleich die Begriffe Kompetenz und Intelligenz auf unterschiedliche Schwerpunkte hinweisen. Kompetenz steht synonym für die Anwendung von Fähigkeiten in ständiger Anpassung und steter Aktualisierung an die jeweilige Situation. Intelligenz steht hingegen mehr für einen statischen Wissenspool, der zwar wachsen (ober abnehmen kann), jedoch nicht situationsbedingt simultan schwankt.
Bis Mitte des 20 Jahrhunderts war soziale Kompetenz gleichwertig mit kognitiver Intelligenz. Sie wurden gemeinsam ein Kriterium zur Bewertung geistiger Behinderung herangezogen. Die Aussagekraft des IQ-Wertes setzte sich durch.
Diese Social Skills sind auch bei manchen in Gruppen lebenden Tieren belegt wie beispielsweise bei Primaten oder Ratten.
Unterschied zu emotionaler Intelligenz
Emotional intelligente Menschen lesen Gefühle sehr sicher und sind bezüglich der menschlichen Gefühlspalette überdurchschnittlich kompetent. Dabei geht es aber weniger um den zwischenmenschlichen Austausch, wohingegen sozial kompetente Menschen ihre Fähigkeiten immer innerhalb der Kommunikation mit anderen entfalten. Zu ihren Fähigkeiten gehört demnach nicht nur die kluge Reaktion, sondern auch eine situationsadäquate Interaktion. Grundsätzlich gibt es jedoch viele Schnittpunkte in den Kompetenzen emotional und sozial kompetenter Menschen.
Unterschied zu kognitiver Intelligenz
Mittels eines IQ-Tests wird die logisch-mathematische und kognitive Intelligenz getestet. Befragt werden hierbei hingegen keine Fähigkeiten, Talente oder Erfahrungswerte, die die emotionale und kommunikative Handlungsebene eines Menschen erfassen.
Logisch und kognitiv hoch intelligente Menschen sind nicht unbedingt auch sozial intelligent, obgleich sich die Eigenschaften nicht zwangsweise ausschließen.
Intelligenz als IQ-Wert wird darüberhinaus nicht durch solche Kriterien bestimmt wie Anpassbarkeit oder Situationsabhängigkeit. Ein IQ-Wert kann durchaus von der Tageszeit oder der allgemeinen Verfassung abhängig sein, schwankt jedoch nicht situationsabhängig in seinen Werten. Des Weiteren ist die kognitive Intelligenz, die per IQ-Test gemessen werden kann, weder für die soziale Interaktion oder die Kommunikationsfähigkeit relevant noch beinhaltet oder beeinflusst sie emotionale Komponenten des zwischenmenschlichen Zusammenwirkens.
Zeichen von sozialer Kompetenz
Zusammenfassend sind sozial intelligente Menschen:
- besonders empathisch
- gute Zuhörer
- sichere Leser von Körpersprache
- klare Deuter nonverbaler Kommunikation
- reaktionsschnell und flexibel sowie
- stark menschen- und situationszentriert.
Grundsätzlich sind das „Spielfeld“ dieser Menschen sämtliche Kommunikations- und Interaktionssituationen. Dabei handeln sie sehr feinfühlig, schlagfertig, empathisch und zugewandt – haben jedoch auch ihren eigenen Standpunkt gut im Blick. Ihre Verhaltensweisen sind authentisch, sozial angemessenen und zielführend. Ihr Handeln ist geprägt von sozialer Sensibilität und Einsicht in die Lebenswelt des Gegenübers.
Voraussetzungen für Social Skills
Wie ausgeprägt unsere sozialen Fähigkeiten sind, hängt von vielen Faktoren ab. Teils sind diese angeboren, teils erworben oder durch unser Umfeld beeinflusst.
Angeborene Faktoren
Introvertierte Menschen können durchaus sehr hohe empathische Fähigkeiten haben, die Körpersprache lesen und gute Zuhörer sein – dennoch werden sie keine social skills in dem Maße ausbauen, wie sie es ihren Fähigkeiten nach theoretisch könnten. Sie sind lieber für sich, interagieren nur soweit wie nötig und stehen nicht gerne im Mittelpunkt. So kommt es, dass sie wichtige Fähigkeiten nicht ausbauen können und ihre Kompetenzen nicht in Kommunikations- oder Interaktionssituationen anwenden.
Extrovertierte Menschen hingegen sind – die Grundfähigkeiten vorausgesetzt – dafür „gemacht“, sozial kompetent zu sein. Sie fühlen sich in Interaktion mit anderen Menschen sehr wohl, sie bahnen Gespräche und Handlungen bewusst an, zwischenmenschliche Fragen, Zusammentreffen und Situationen bieten ihnen eine willkommene Bühne. Kommunikation entspricht ihrem Naturell.
Erworbene Faktoren
Bei den erworbenen Faktoren spielt das Umfeld und die Lebensumstände eine große Rolle. Gerade am Anfang sind familiäre Vorgaben prägend. Bietet das Elternhaus ein offen kommunizierendes Umfeld? Wird viel und wertschätzend geredet und interagiert? Sind Gäste willkommen? Dies eigenen sich Kinder ebenfalls an und gehen grundsätzlich offener auf ihre Mitmenschen zu.
Aber auch das Gegenteil kann zutreffen und dennoch zu sozial intelligenten Kindern führen. Kinder, die in konfliktreichen Umgebungen groß werden, die früh schlichtend eingreifen mussten, für jüngere Geschwister verantwortlich waren, die Parentifizierung erlebt haben – also Kinder in durchaus prekären familiären Verhältnissen – können daraus eine wertvolle Fähigkeit entwickeln: die kommunikative und interaktive kluge, empathische, einnehmende Präsenz und Partizipation, die soziale Kompetenz auszeichnet.
Erlernbar oder nicht?
Viele soziale Skills können erlernt werden, jedoch bleibt der Lerngrad sozialer Intelligenz für Menschen, die nicht sozial kompetent sind, häufig auf das „Übungsfeld“ beschränkt. Gerade im schulischen oder beruflichen Alltag können fachspezifische oder umfeldspezifische Fähigkeiten der Kommunikation gepflegt und geübt werden. So kann ein sehr sicherer, kommunikativer Schüler im Freundeskreis außerhalb der Schule Unsicherheiten in der Kommunikation zeigen, ein erfolgreicher, fachlich wortgewandter Anwalt im Alltag Schwiergkeiten in zwischenmenschlichen Verbindungen erleben. Gleichzeitig erkennt man Menschen mit sozialer Intelligenz daran, dass sie auch unter ungünstigen Umständen ihre kommunikativen Fähigkeiten und Einfühlungsvermögen gut ausspielen können. Ein schlechter Schüler beispielsweise kann aufgrund seiner zwischenmenschlichen Eigenschaften extrem beliebt in der Klasse sein. Ein Vertriebler kann auch in fachunspezifischen Bereichen beruflich erfolgreich sein, vorausgesetzt er kann hierbei seine soziale Kompetenz einsetzen. Grundsätzlich also scheint soziale Intelligenz nur bedingt erlernbar zu sein.
Wie die emotionale Intelligenz auch, gehört die soziale Kompetenz zu den Soft skills, die nicht mathematisch genau erfragt und berechnet werden können. Neurowissenschaftliche und Beobachtungsstudien können nur Hinweise liefern, inwieweit diese Eigenschaft erworben, angeboten oder erlernbar ist.
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Quellen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Kompetenz
- https://www.neuronation.com/science/de/soziale-intelligenz/
- https://www.flexispot.de/blog/was-ist-soziale-intelligenz
- https://lexikon.stangl.eu/16329/soziale-intelligenz
- https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/soziale-intelligenz/14514
- https://industry-press.com/soziale-intelligenz/
- https://www.kinderbetreuung-infos.de/soziale-intelligenz/
- https://www.soft-skills.com/soziale-intelligenz/
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