Puppen für Mädchen, Autos für Jungs? Warum die Trennung nach Geschlecht Unsinn ist

Noch vor einigen Jahrzehnten war der Lebensweg für Mädchen und Jungen praktisch von Geburt an vorgezeichnet. Mädchen sollten später einmal Mutter und Hausfrau werden, während Jungen auf die Arbeitswelt und das Ernährer-Dasein vorbereitet wurden. Und während sich das längst gewandelt hat, bleiben althergebrachte Rollenbilder dennoch ein schwieriges Thema. Schon die Wahl des Spielzeuges zeigt: Zu oft bedienen Eltern und Verwandte überholte Klischees.

Alte Rollenbilder sind längst nicht mehr zeitgemäß

Wie eingangs erwähnt, wurden die Unterschiede zwischen Mann und Frau früher genutzt, um ihnen ganz eigene Rollen, Aufgaben und auch Möglichkeiten zu geben. Für Frauen bedeutete dies häufig, nicht ihren beruflichen Träumen folgen zu können und für Männer war der Stereotyp des „starken Geschlechts“ nicht selten Grund dafür, sich keine Gefühle erlauben zu können. Eltern, die das heute lesen, möchten sicherlich nicht, dass ihre Kinder unter diesen Voraussetzungen großgezogen werden. Die gesellschaftlichen Anforderungen nämlich haben sich gewandelt und auch Mädchen können später einmal ganz oben in der Wirtschafts- und Karrierewelt mitreden.

Die emotionale Beziehung zu Puppen können nicht nur Mädchen aufbauen.

Dennoch passiert es, dass beim Kauf von Spielwaren überalterte Rollenklischees genutzt werden, ohne diese zu hinterfragen. Jungen bekommen zum Geburtstag oder an Weihnachten

  • Spielzeugautos,
  • Bagger,
  • Werkzeugkästen
  • oder Konstruktionsspielzeug,

während sich Mädchen mit

  • Puppen,
  • Webrahmen,
  • Mode-Design Sets
  • und Pferdefiguren

begnügen müssen. Das alles geschieht selbstverständlich nicht absichtlich. Immerhin wollen Eltern ihren Kindern eine möglichst glückliche Kindheit mit vielen wertvollen Erfahrungen bieten und sie nicht begrenzen. Wer sich nun „ertappt“ fühlt und beim Durchsehen des Kinderzimmers fast ausschließlich geschlechtsbezogene Dinge findet, kann die Route immer noch ändern. Die schönste Möglichkeit wäre es, mit dem eigenen Sohn darüber zu sprechen, ob er gerne mit etwas spielen möchte, das sonst nur „für Mädchen“ ist. Eltern, die hier unterstützend und fördernd vorgehen, ermöglichen es ihren Kindern, auch abseits sonst gültiger Stereotype Erfahrungen zu sammeln. Im weiteren Verlauf kann eine Übersicht wie die von puppen.net dabei helfen, das passende Spielzeug finden.

Kinder müssen geschlechtsunabhängige Erfahrungen sammeln

Fest steht: Eine klare Trennung in zwei Welten gibt es heute nicht mehr. Auch wenn die Spielwarenindustrie nach wie vor feste Rollenbilder bedient und gerade im Thema Werbung in Mädchen und Jungen unterteilt, müssen und sollten sich Familien nicht nach diesen Vorgaben richten. Wer das tut, verwehrt dem eigenen Kind die Möglichkeit, über den Tellerrand hinaus zu blicken und seinen Platz in der Welt zu finden.

Spielzeug sollte Jungen und Mädchen verbinden und nicht trennen.

Kindliche Entwicklung im emotionalen Bereich nämlich vollzieht sich gänzlich unabhängig von Adjektiven wie „männlich“ oder „weiblich“. Viele Eltern, die ihren Kindern Freiheit bei der Auswahl von Spielzeug geben, verzichten auf eine der wohl striktesten Grenzen der Kindheitsjahre und können langfristig betrachtet sogar an einer verständnisvolleren Gesellschaft mitwirken. So lernen Jungen und Mädchen beim Spiel mit Dingen, die „nicht für sie gedacht“ sind,  wertvolle Fähigkeiten und bilden einen facettenreicheren Charakter aus.

Die Übersicht zeigt, welche „Skills“ bei Mädchen und Jungen im Spiel mit gegengeschlechtlichem Spielzeug gefördert werden:

Mädchen
Jungen
Durchsetzungsvermögen
Fürsorglichkeit
Naturwissenschaftliche Kenntnisse
Kreativität
Selbstbewusstsein
Empathie
Unabhängigkeit
Sozialkompetenz
Motorisches Geschick
Kommunikativität
Belastbarkeit
Selbstreflexion
Problemlösungskompetenz
Engagement

Hinzu kommt, dass auch das Verständnis der Kinder füreinander und das gemeinsame Spiel von der Bereitstellung unterschiedlichster Spielwaren profitieren. Oft ergeben sich hieraus gänzlich neue Freundschaften und entspannte Spielnachmittage, an denen Jungen und Mädchen auch im Rollenspiel gemeinsam Neues lernen können.

Die Spielzeugwahl kann die Zukunft beeinflussen

Um herauszufinden, wie wichtig die Abkehr von geschlechtsbezogenen Stereotypen in der Spielewelt ist, genügt ein Blick in die Zukunft. Auch in der heutigen Berufswelt gibt es Tätigkeiten, die nach wie vor hauptsächlich von Männern oder Frauen erledigt werden. Der Wandel allerdings ist auch hier erkennbar. Es gibt hervorragende Ingenieurinnen, Programmiererinnen oder auch Schreinerinnen. Gleichermaßen können sich Männer in „Frauendomänen“ wie der Krankenpflege, der Kinderbetreuung oder dem Friseurhandwerk mühelos behaupten.

Mädchen werden heute verstärkt an Männerberufe herangeführt.

Entscheidend für das Einschlagen des richtigen Weges und letztlich auch die Wahl eines Berufes, der zur eigenen Persönlichkeit passt, sind die Erfahrungen aus der Kindheit. Ein Mädchen, das nur mit Puppen spielen durfte, fühlt sich angesichts seiner Vorliebe für Computer oder Autos möglicherweise minderwertig. Eltern sind also frühzeitig gefragt, ihren Kindern zu vermitteln, dass sie ungeachtet ihres Geschlechts Entscheidungen treffen dürfen. Auch in der Schule wird zunehmend mit Ansichten über Rollenbilder gearbeitet, um eingefahrene Wege verlassen zu können. Schöne Materialien hierzu hat genderundschule.de zusammengestellt.

Dass sich insbesondere bei den Mädchen etwas tut, beweist auch die Umfrage von forschung-und-wissen.de, aus der die jeweiligen Top Ten Traumberufe von Mädchen und Jungen abgeleitet werden konnten. Hier finden sich bei den weiblichen Befragten Berufe wie Polizistin, Astronautin und Ärztin. Bei den Jungen fehlten typisch weibliche Berufsbilder jedoch leider. Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass Jungen mit Weiblichkeit nicht Schwäche assoziieren, sondern schlicht eine besondere Facette ihrer Persönlichkeit, die es ohne Scham zu nutzen gilt. Und manchmal beginnt das Umdenken ganz einfach mit der ersten eigenen Puppe.

Bildquellen:
1) pixabay.com © SeaReeds
2) pixabay.com © BessHamiti
3) pixabay.com © SchoolPRPro

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