Wie kommt es zu psychischer Überlastung?
Eine bewusste Gehirn Regeneration bei psychischer Überlastung ist grundlegend für die stabile psychische und körperliche Gesundheit. Unsere heutige Gesellschaft signalisiert immerzu, dass durchweg Leistung erwünscht und abgefragt wird. Oftmals werden schon kleine Kinder zu Sprachkursen oder Musikunterricht gebracht. Obgleich Frühförderung durchaus wichtig ist, so kann sich eine Überlastung durch zu viele und frühe Kurse auch nachteilig auswirken. Mit Anfang der Grundschulzeit erleben dann nahezu alle Kinder eine durchgehende Überforderung: Tests, Noten, Wettbewerb. Später kommen häufig Versagensängste oder Misserfolgserleben hinzu und können zu psychischer Überlastung oder Burnout führen.
Stress in der Schule
Der Präventionsradar der DAK, der seit einigen Jahren regelmäßig unter Befragung von mittlerweile rund 1000 Schulklassen aus 13 Bundesländern erstellt wird, gibt auf Seite 16-17 des im Internet auffindbaren Dokumentes von 2022 eine aussagekräftige Auswertung des Stressempfindens von Schülern zwischen 11 und 16 Jahren an. Dabei gaben mehr als die Hälfte an, häufig Stress bei schulischen Aufgaben und in der Schule zu erleben.
Gründe für psychische Überlastung und Schulstress
Die Gründe für das schockierend hohe Stressempfinden bei 11- bis 16-jährigen Schülern sind erstaunlich, und abermals schockierend: denn sie sind vermeidbar – und zwar durch ein Bewusstsein hierfür und eine Änderung der schulischen Leistungsbewertung. Übermäßiger Schulstress entspringt vor allem Leistungsbewertungen, Klassenarbeiten und Tests.
Entsprechend dieser Zahlen scheint eine Schule ohne Noten eine tatsächliche Lösung gegen Schulstress zu bieten.
Schule ohne Noten
Keine Schulnoten mehr – ja oder nein?
Unser Gehirn ist zunehmend überlastet und zeigt mit typischen Symptomen, dass es eine Regeneration benötigt. Welche Symptome kündigen psychische Überlastung an und kündigen uns an, dass wir uns für eine Gehirn Regeneration bzw. Erholung bewusst Zeit nehmen sollten?
Symptome von psychischer Überlastung
Es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die nicht offensichtlich sind und leicht übersehen werden können. Dass es Zeit wird für eine Gehirn Regeneration, das zeigen eher „stille“ Symptome wie:
- Einschlaf- oder Durchschlafstörungen
- Bauchschmerzen
- Schwindel
- Nackenschmerzen oder allgemein Verspannungen
- Unaufmerksamkeit
- Vergesslichkeit
- abnehmende Freude am Alltag
- starke Vorfreude aufs Wochenende und Verspannung am Wochenanfang
Viel eindeutiger sind folgende Symptome und verknüpfen wir auch eher mit Stress oder Überforderung:
- Angstempfinden in der Nacht oder am Morgen
- Schlaflosigkeit
- Alpträume
- Panikattacken
- extreme Müdigkeit und Kraftlosigkeit
- depressive Verstimmungen und Depressionen
- sozialer Rückzug
In der Auswertung des bereits zitierten DAK-Kompasses wird die Anzahl der betroffenen Schüler deutlich vor Augen geführt. Unter Verstimmung, Traurigkeit und häufigem Weinen leiden bis zu 48% der Kinder. Allein 61 % der Mädchen leiden an diesen psychischen Stressfolgen. Eine verherrende Zahl, die deutlich macht, dass dies kein Problem zweiten Ranges ist.
Warum ist die Regeneration des Gehirns und der Psyche wichtig
Das Problem der Überforderung unseres Gehirns ist also teils strukturell – sie betrifft das System Schule mit seiner Bewertungsmodalität. Hier können die Politik, die Lehrer, die Schule selbst etwas ändern – und tun es auch zunehmend. Ein langer Prozess.
Teils ist das Problem der Überforderung aber auch in unserer Verantwortung. In der Verantwortung der Eltern, der Schüler, der Bindungspersonen. Wir können unserem Gehirn und dem Gehirn unserer Kinder Regeneration „verordnen“, Pausen einräumen, Denkpausen trainieren.
Was leistet unser Gehirn?
Jeder Lernreiz, jede Anforderung an unser Gehirn, sogar die alltäglichsten Dinge, verlangen von unserer Psyche Höchstleistungen. Vieles nehmen wir als selbstverständlich hin und spüren nicht bewusst die herausragende Leistung, die unser Gehirn bringt: Gehen, Fahrradfahren, mit Freunden sprechen, Fußball spielen, ein Papierboot basteln. All dies jedoch aktiviert komplexe Zentren im Gehirn. Erst wenn Menschen durch Krankheiten diese Grundfertigkeiten einbüßen, wird offenbar, wie wenig selbstverständlich sie sind.
Diese alltäglichen Impulse und Anforderungen sind wichtig, denn sie erlauben dem Gehirn, sich zu entwickeln, neue Verknüpfungen zu bilden und flexibel zu bleiben. Sich zu bewegen, zu kommunizieren, in Kontakt zu treten mit anderen, kreative Denkleistungen zu erbringen: Diese Dinge sind hochkomplexe, aber alltägliche Gehirnleistungen in unserem Alltag.
Sechs bis acht Stunden lernen in der Schule, tägliche Stresssituationen oder Ängste hingegen sind nicht gehirngerecht, umsoweniger noch, wenn es sich um Dinge handelt, die uns widerstreben: Ein Fach lernen, das uns nicht liegt, mit Menschen zusammensitzen, die wir nicht mögen, Leistungen „auf Knopfdruck“ bringen.
Man darf demnach hier differenzieren: Leistungen will und kann unser Gehirn täglich bringen und diese Aktivierung ist essentiell für unseren Denkapparat. Lernen, die Umwelt mit allen Sinnen aufnehmen und Verarbeiten, bei kurzfristiger Gefahr „in Deckung gehen“ – das alles will und kann unser Gehirn seit jeher, und es ist dafür geschaffen. Langandauernder Druck, Stress oder Angst hingegen sind lernhinderlich und überfordern auf Dauer unsere Psyche, führen zur Störung der kognitiven Leistungen, zu einem verminderten Immunschutz und Muskelverspannungen, Entzündungsreaktionen und anderen schädigenden Prozessen.
Warum gerät das Gehirn in psychische Überlastung?
Unser Gehirn ist ein Hochleistungsapparat. Aber es ist noch immer das urzeitliche Gehirn des Steinzeitmenschen. Das Gehirn des Menschen von damals lernte nur, was es zum Überleben braucht, es aktiviert Stress und die Muskulatur, wenn es den Säbelzahntiger erblickt, es geht sparsam mit mentalen und körperlichen Ressourcen um, damit diese für Gefahrsituationen verfügbar sind, es schaltet sofort in den Ruhezustand um, wenn es nicht dringend gebraucht wird.
Kurz gesagt: Es sortiert klar zwischen Dingen, die wichtig sind und anderen unwichtigen Tätigkeiten. Dabei sind das Überleben, Weglaufen, Kämpfen, die Fortpflanzung und Nahrungssuche das Wichtigste.
Wie funktioniert ein solches urzeitliches Gehirn in der modernen Gesellschaft von heute? Das Überleben ist meist gesichert, kein Säbelzahntiger in Sicht. So schaltet das Gehirn auf moderne Säbelzahntiger um: Prüfungen und Tests, Bewertungsdruck, Lernstress. Der heutige Mensch ist – seinem Gehirn nach – tagein, tagaus umringt von einer Horde Säbelzahntiger.
Überanstrengt man über lange Zeit die Leistungen des Gehirns, so macht das „alte“ Gehirn das, was es immer tat: Es setzt zum Kampf oder Flucht an. Die Muskeln werden angespannt, die Sicht auf den Kampf geschärft – Höchstleistungen sind zu erwarten. Aber nicht für Tage, nicht für Monate oder Jahre. Daher schädigt langdauernder Stress unserem System auf derart tiefgreifender Weise – unser Gehirn und wir sind nicht für Dauerstress „angelegt“.
So wird zunehmend unmöglich, auch die einfachsten Dinge zu schaffen: Von Burnout betroffene Menschen schaffen die alltäglichsten Erledigungen nicht mehr oder nur noch mit äußerster Mühe. Sie kommen kaum noch aus dem Bett, können sich nicht mehr selbst versorgen, häufig nicht einmal Hilfe holen. Denn an diesem Punkt angelangt, können sich Betroffene meist nicht mehr selbst helfen, sie sind auf Hilfe von außen angewiesen.
Niemals würde es so weit kommen, wenn es zur täglichen Routine gehören würde, dem Gehirn Regeneration zu ermöglichen um psychische Überlastung zu reduzieren – regelmäßig, am besten täglich.
Gehirn Regeneration fördern
Warum regelmäßige Regeneration am besten ist?
Regelmäßige Regenerationsphasen im Alltag sind spontanen gelegentlichen Pausen und Entspannungsphasen vorzuziehen. Dafür sprechen vorwiegend zwei Gründe:
Erstens: Unser Gehirn ist träge, es spart Energie. Veränderung von gewohnten Tätigkeiten fällt folglich schwer. Bekanntlich ist Routine einfacher im Alltag zu etablieren als Ungewohntes. Je regelmäßiger eine Tätigkeit in unserem alltäglichen Leben durchgeführt wird, desto routinierter wird sie, desto weniger wird sie durch andere Dinge verdrängt, desto länger hat sie Bestand.
Zweitens: Häufig fällt einem Menschen viel zu spät auf, dass er überlastet ist. Die kaum sichtbaren Stresssymptome, wie oben aufgeführt, übergehen wir meistens, bis sie sich zu schweren Symptomen auswachsen. Durch regelmäßige Übungen arbeitet man psychischer Überlastung frühzeitig entgegen.
Was tun bei psychischer Überlastung?
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, dem Gehirn Regeneration zuteil werden zu lassen:
- Yoga, als Kinderyoga sehr gut den Schülern zu vermitteln
- Shiatsu oder Qi Gong
- Fantasiereisen und Traumreisen
- Dankbarkeitstagebuch schreiben
- Achtsamkeitsübungen
- Atemtechniken zur Entspannung
- Spaziergänge in der Natur
- Ruheräume wie den Snoezelen Raum
- Stresspräventionsübungen für Grundschulkinder
- Ressourcentraining für die psychosoziale Gesundheit
- Techniken für einen gesunden und ausreichenden Schlaf
Dabei wird zwischen einer passiven und aktiven Regeneration unterschieden. Zur passiven Regeneration gehören jene Techniken, denen sich der Betroffene hingeben darf, wie beispielsweise eine Massage, eine Phantasiereise, Schlaf oder Entspannung in einem Snoezelen Raum. Zur aktiven Form der Regeneration werden jene Techniken gebündelt, die aktiv vorgenommen werden müssen: Yoga, Qi Gong, Spaziergänge. Eine Kombination von passiven und aktiven Regenerationstechniken verspricht den meisten Erfolg bei psychischer Überlastung.
Stress in der Schule
Warnsignale des Körpers bei Stress und seine Folgen
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Quellen
- Castello, A. (2014). Stressbewältigung. In A. Castello (Hrsg.), Entwicklungsrisiken bei Kindern und Ju-gendlichen. Prävention im pädagogischen Alltag (S. 153 – 163). Kohlhammer
- https://www.uni-potsdam.de/fileadmin/projects/inklusion/PDFs/ZEIF-Blog/Prediger_2022_Schulstress.pdf
- https://www.dak.de/dak/download/praeventionsradar2022-ergebnisbericht-pdf-2582850.pdf (abgerufen am 6.11.2023)
- Hurrelmann, K. (2016). Bildung und Gesundheit im Jugendalter. In L. Bilz, G. Sudeck, et al. (Hrsg.), Schule und Gesundheit. Ergebnisse des WHO-Jugendgesundheitssurveys »Health Behaviour in School-aged Children« (S. 18 –34). Beltz Juventa
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1407126/umfrage/gruende-fuer-schulstress-bei-schulkindern-in-deutschland/
- https://www.bildungsstuetzpunkt.de/regeneration-neue-kraft-muss-her/
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