Präkrastination: 4 Lösungen für erfolgreiches Lernen

Definition von Präkrastination

Präkrastination vs. Prokrastination – Unterschiede

Präkrastination bezeichnet im Allgemeinen den Drang, eine Aufgabe umgehend zu erledigen. Damit ist Präkrastination das Gegenteil von Prokrastination, ein Begriff, der vielen bekannt ist und oft mit Aufschieberitis gleichgesetzt wird. Prokrastination benennt die Tendenz, Aufgaben und Entscheidungen zu verzögern oder auf den letzten Drücker zu erledigen. Doch während die Prokrastination weitreichend erforscht und diskutiert wird, gibt es das weitaus weniger bekannte, aber ebenso faszinierende Phänomen der Präkrastination.

Präkrastination, als das Gegenstück zur Prokrastination, bezieht sich auf die Tendenz, Aufgaben so früh wie möglich zu erledigen, oft umgehend, selbst wenn dadurch ein unverhältnismäßig hoher Aufwand entsteht oder es strategischer wäre, zu warten. Menschen, die zur Präkrastination neigen, fühlen sich unwohl bei dem Gedanken, unerledigte Aufgaben vor sich herzuschieben, und ziehen es vor, diese so schnell wie möglich abzuhaken, selbst auf Kosten der Effizienz oder unter Einbussen in den Erfolgsaussichten.

Präkrastination und Prokrastination kann man als zwei Enden eines Verhaltensspektrums verstehen.

Ähnlichkeiten

Beide Umgangsweisen sind psychologische und meist unbewusste Vorgänge, um einen als belastend empfundenen Zustand abzuwenden. Beides entspringt also einem vermeidenden Verhalten, das negative Emotionen abwehren soll.

Die negativen Emotionen, die abgewährt werden sollen, sind jedoch andere. Während Prokrastinierende Aufgaben aufschieben, um Angst, Stress oder Unlust zu vermeiden, werden Präkrastinierende von dem Bedürfnis angetrieben, Unbehagen, das durch ausstehende Aufgaben verursacht wird, schnellstmöglich zu reduzieren.

Des Weiteren ist beiden Umgangsweisen gleich, dass die Betroffenen sowohl jene durch Prokrastination als auch durch Präkrastination ausgelösten nachteiligen Folgen in Kauf nehmen. Folglich haben beide den Nachteil, dass sie Sachverhalte, Entscheidungen und Aufgaben nicht objektiv auswerten. Präkrastinierende und Prokrastinierende handeln rein emotional. Ihre Verhaltensweisen bezüglich der Erledigung anstehender Aufgaben sind unbewusst und nicht rational gesteuert.

Ursachen der Präkrastination

Die Tendenz, Aufgaben vorschnell anzugehen, kann durch verschiedene psychologische Mechanismen getrieben sein. Einer davon ist das starke Bedürfnis nach Kontrolle oder die Angst vor zukünftigem Stress, der durch ausstehende Aufgaben verursacht wird. Indem sie Aufgaben sofort erledigen, versuchen Präkrastinierende, das Gefühl der Unvorhersehbarkeit zu minimieren sowie emotionale und mentalen Ruhe zu erreichen. Diese Handlungen sind jedoch nicht immer rational begründet und können auf einer übertriebenen Bewertung der negativen Konsequenzen beruhen, die das Aufschieben mit sich bringen könnte.

Ein weiterer Faktor ist der übermäßige Perfektionismus, der Präkrastinierende dazu antreibt, Aufgaben sofort zu erledigen, um jegliche Fehler oder Kritik zu vermeiden. Ferner bewirkt Prekrastination eine übermäßige Gewissenhaftigkeit und einen großen Entscheidungsdruck. Diese Eigenschaften werden in der Schule und später im Berufsleben als Fleiß und Entscheidungsfreude und damit vorwiegend als positive Charakterzüge gesehen. Sie können jedoch zu Stress, unzureichend abgearbeiteten Aufgaben und Fehlentscheidungen führen.

Auch kann ein starkes Sicherheitsbedürfnis wohl einer der charakterlichen Grundzüge sein. Gleichzeitig besteht hier eine geringere Fähigkeit, unmittelbare Bedürfnisse zugunsten langfristiger Ziele zurückzustellen. Damit einhergehend tendieren Präkrastinierende häufig dazu, den Überblick über das Ganze, über Erfolgsaussichten oder Projektziele zu verlieren. Ferner kann sich der Drang, Aufgaben umgehend zu erledigen, eindeutig nachteilig auswirken. Es kann übereilte und in der Folge nicht durchdachte Entscheidungen nach sich ziehen.

Nachteilige Auswirkungen auf Psyche und Leistung

Quantität vor Qualität

Kurzfristig kann die Präkrastination zu einer sofortigen Reduktion von Angst und Unbehagen führen, da die betreffende Person das Gefühl hat, potenziellen Stressoren proaktiv zu begegnen. Diese Erleichterung ist jedoch oft trügerisch, da das vorschnelle Handeln die Qualität der Arbeit beeinträchtigen und zu einer schlechteren Leistung führen kann. Dabei geht Quantität vor Qualität. Die Qualität leidet oftmals, wenn Aufgaben unter der Prämisse der unbedingten schnellen Erledigung stehen.

Fehlende Work-Life-Balance

Zudem kann das ständige Bestreben, Aufgaben sofort zu erledigen, zu einem Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit führen, was die Lebensqualität beeinträchtigt. Gesetzte Zeitpläne können nicht gelingen, wenn der Arbeitstag danach ausgerichtet wird, Aufgaben „abzuhaken“. Die führt zu unnötigen Überstunden, zu Überlastung und dem Gefühl, „nie fertig zu sein“.

Stress und Erschöpfung

Langfristig kann die Präkrastination zu chronischem Stress und Erschöpfung führen, insbesondere wenn Individuen ständig unter dem Druck stehen, Aufgaben sofort zu erledigen, ohne sich ausreichend Zeit für Planung und Erholung zu nehmen. Diese ständige Anspannung kann die kognitive Flexibilität verringern und die kreative Problemlösung behindern, da das Gehirn ständig in einem Modus der „Aufgabenbewältigung“ verbleibt, ohne Raum für Reflexion oder Innovation.

Belastung zwischenmenschlicher Beziehungen

Darüber hinaus kann die Präkrastination die zwischenmenschlichen Beziehungen belasten, wenn andere das Bedürfnis nach sofortiger Aufgabenerfüllung nicht verstehen oder teilen. Dies kann zu Konflikten an der Schule, am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld führen, besonders wenn die Erwartungen an andere, ähnlich schnell zu handeln, unrealistisch sind.

Strategien zur Bewältigung übermäßiger Präkrastination

Bewusstwerdung

Um die Tendenz zur übermäßigen Präkrastination zu überwinden, ist zuallererst Bewusstheit wichtig. Das Wissen um diese Eigenschaft, verschafft Menschen die Möglichkeit, sich zu reflektieren. Gerade Kinder und Jugendliche gehen ganz unbedarft an Aufgaben heran – die einen schnell, die anderen mit Bedacht und Verzögerungen. Bereits hier ist es wichtig, dass Pädagogen und Bezugspersonen die Aufmerksamkeit der Kinder für Präkrastiantion und Prokrastination schärfen. Hiernach können Methoden zur Milderung starker Präkrastination geübt werden.

Prioritäten setzen

Eine weitere Methode ist das Setzen von Prioritäten, bei dem Aufgaben nach ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit geordnet werden. Dies hilft, die Notwendigkeit des sofortigen Handelns realistisch einzuschätzen und fördert eine effizientere Verteilung der eigenen Ressourcen.

Feste Angaben zu Zeit und Umfang

Den Mittelweg zu finden – das ist wohl eine Kunst. Ein Schlüssel dazu ist das Erlernen flexibler Arbeitsweisen, um auf Veränderungen und unvorhergesehene Ereignisse angemessen zu reagieren. Aufgaben weder blindlings sofort noch unnötig spät anzugehen ist für junge Menschen und für starke Prä- oder Prokrastinierer sehr schwer. Junge Menschen und Schüler benötigen dafür einen konkreten Richtwert zum Umfang und Dauer einer Arbeitsaufgabe. Bezugspersonen und Pädagogen sollten einen festen Rahmen angeben. Ein Referat zur Fragestellung X beispielsweise sollte 3 Seiten betragen und an drei Nachmittagen mit jeweils 3 Stunden erledigt werden. Dies ermöglicht Orientierung bezüglich eines angemessenen Zeitrahmens.

Eine weitere Methode besteht darin, Tageslisten zu erstellen, die Aufgabenfenster beinhalten. Statt also einer Stichpunktliste mit ToDos sollten Schüler hierbei konkret ausführen, wie viele Seiten in welchem Zeitraum sie schaffen müssen.

Zeitmanagementtechniken

Die Pomodoro-Technik, die Prokrastinierern erfolgreich hilft, zur Tat zu schreiten, kann auch Präkrastinierern helfen. Denn eine Aufgabe, die eine Arbeitszeit von 5 x 15 Minuten betragen soll, führt bei ihnen dazu, dass sie sich mehr Zeit für die Aufgabe lassen und keinesfalls in nur einer Zeiteinheit den Stift zur Seite legen, nur damit die Aufgabe als erledigt gilt.

Ein Zeitjournal kann helfend eingreifen, wenn Schüler sich nicht sicher sind, wie lange sie für eine Aufgabe aufwenden sollen. Hierbei können Lehrer Richtwerte geben. Indem sie hinter Tagesaufgaben den benötigten Stundensatz notieren, lernen Schüler gleichermaßen, den Aufwand auch in Zukunft immer besser einzuschätzen.

Das Setzen realistischer Ziele und Fristen hilft Schüler sehr, sich weder zu unter- noch zu überschätzen. Damit mildern sie ihr Gefühl der Dringlichkeit. Stattdessen nehmen sie sich zunehmend die nötige und förderliche Zeit.

Der Umgang mit Prekrastination erfordert Selbstreflexion, Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, neue Arbeitsmethoden zu erproben. Durch die Anwendung dieser Strategien und Tipps können Schüler lernen, ihre Zeit effektiver zu nutzen, ihre Arbeitsqualität zu verbessern und mehr Erfolg und Zufriedenheit beim Lernen zu erfahren.

Bildquellen

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Quellen

• https://en.wikipedia.org/wiki/Precrastination
• https://de.wikipedia.org/wiki/Prokrastination
• https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/praekrastination-der-drang-alles-sofort-tun-zu-muessen?utm_source=pocket-newtab-de-de
• https://karrierebibel.de/praekrastination/
• https://www.ikk-classic.de/gesund-machen/arbeiten/praekrastination
• https://www.fr.de/ratgeber/karriere/nicht-auszuhalten-ist-praekrastination-wenn-aufschieben-zr-92256065.html
• https://www.businessinsider.de/karriere/praekrastination-wenn-alles-sofort-erledigt-werden-muss-und-warum-dies-negative-folgen-haben-kann/
• https://www.spiegel.de/familie/praekrastination-und-to-do-listen-warum-wir-nicht-alles-erledigen-sollten-podcast-a-9f2f1b53-65f6-4a92-8e2e-40dcc7b9de85