Loris Malaguzzis Raum als Dritter Erzieher

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Der Raum als Dritter Erzieher in der Reggio-Pädagogik

Der Raum als Dritter Erzieher ist ein Begriff zur Raumgestaltung und gehört zum Konzept der Reggio-Pädagogik. Es wurde vom italienischen Erziehungswissenschaftler Loris Malaguzzi etabliert. Die Reggio-Pädagogik betrachtet den Raum als Dritten Pädagogen und wertet damit seine Aufgabe über das Funktionelle und Pragmatische auf. Die Bezeichnung „Dritter Erzieher“ stellt die Rolle der Raumgestaltung gewissemaßen auf einer Stufe mit jene der Fachpersonen.

Die Wichtigkeit der physischen Umwelt in der Frühpädagogik kommt gleichermaßen bei Pestalozzi sowie bei Montessori vor, hat also traditionell eine große Bedeutung.

Wie sollte ein solcher Raum aussehen, damit es diesen hohen Anforderungen Rechnung trägt?

Die Bedeutung des Raumes

Die Reggio-Pädagogik geht davon aus, dass der Raum auf die Kinder einwirkt. Dabei gehören zum Raum nicht nur die architektonischen Vorgaben, wie Raumhöhe, Raummaße oder Lichteinfall durch die Fenster, sondern auch die konkrete Raumgestaltung inklusive Möbel, Arbeitsgelegenheiten, Spielimpulse, farbliche Gestaltung und Lichtkonzepte.

Der Raum als Dritter Pädagoge oder als Dritter Erzieher gibt den Rahmen. Er beeinflusst Bildungsprozesse und Interaktionen und ist Impulsgeber für pädagogische Prozesse, sodass er elementar ist für die kindliche Entwicklung.

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Das Bild vom Kind – der Erste Erzieher

Ähnlich wie bei Montessori steht das Kind im Mittelpunkt. Das Konzept vom Raum als Dritter Erzieher oder dem Raum als Dritter Pädagoge beruht auf dem Bild des kompetenten Kindes, das von Geburt an reich an Kreativität ist und ein hohes Selbstentfaltungspotenzial besitzt.

Grundlage dafür ist

  • ein humanistisches Menschenbild
  • eine demokratische Gesellschaftsvorstellung
  • ein partizipatives Bildungsverständnis sowie
  • eine inklusive Dokumentationskultur frühkindlicher Entwicklungs- und Lernprozesse.

Bezogen auf den Raum als Dritter Pädagoge oder als dritter Erzieher bedeutet das, dass die Kinder zentrale Einflussfaktoren bei der Raumgestaltung sind. Das Kind ist der „Erste Pädagoge“, von dem aus Impulse zur Raumgestaltung ausgehen. Demnach spiegelt die Raumgestaltung die Bedürfnisse, die Interessen sowie den Entwicklungsstand des Kindes oder der Kindergruppe wieder. Gleichzeitig ordnet der Raum als Dritten Erzieher die Umwelt des Kindes, leitet es durch Tätigkeiten oder Spiele und unterstützt seine Ressourcen. Bei der Raumgestaltung bedarf das Kind die liebevolle Anleitung kundiger Fachpersonen.

Rolle der Fachkraft – der Zweite Erzieher

Die Fachkraft hat die Rolle, die Kinder durch die Gestaltungsimpulse im Raum zu leiten, die kindlichen Ideen und Bedürfnisse aufzugreifen, zu sortieren sowie diese Impulse in konkrete räumliche Bestandteile, Einrichtungsgegenständen, Lichtkonzepten umzusetzen.

Die Fachkraft ist für das Kind demnach souveräne anleitende sowie liebevoll helfende Hand zugleich. Er wird entsprechend der Reggio-Pädagogik als „Zweiter Pädagoge“ betrachtet.

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Selbstbildung durch Gestaltung des Raums als Dritten Erzieher

Der Raum als Dritter Pädagoge soll zweckmäßig und kindgerecht gestaltet werden. Die Zielsetzung ist es, für die Kinder eine vorbereitete Umgebung mit hohem Aufforderungscharakter zu schaffen. Ordnung, Struktur, gute Erreichbarkeit des Spielmaterials, selbserklärende Nutzung der unterschiedlichen Raumelemente, jedoch auch eine äußere Ästhetik sind elementar. Dabei steht die Selbstbildung an erster Stelle. Die Kinder bekommen die größtmögliche Freiheit der Betätigung im Raum.

Partizipation an der Raumgestaltung

Dabei gestalten die Kinder selbst den Raum. Die Fachpersonen bieten ihnen hierbei reichlich Gelegenheit, auf die Räume und ihre Erscheinung Einfluss zu nehmen. Der Raum hat keine statische langfristige Erscheinung, sondern wird durch die Kinder häufig umgestaltet, belebt und den Lebens- und Spielsituationen angepasst.

Eine zentrale Voraussetzung dafür ist es, dass die ErzieherInnen über die Wirkungen von Einrichtung, Farbe und Licht, sehr gut unterrichtet sind, damit sie die Kinder anleiten können und die richtigen Impulse bieten.

Raumnutzungskonzepte

Der Raum sollte modular aufgebaut sein, sodass mehrere Arten von Beschäftigungen möglich sind: offene Arbeit, Atelier, Lernwerkstatt sowie Rückzugsräume. Kinder sowie Fachpersonen setzen diese Raumnutzungskonzepte entsprechend der Interessen, der Bedürfnisse und dem Entwicklungsstand der Kinder auf.

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Die Gestaltung und der Einfluss der Lern- und Spielräume in der Kita.

Alter und Tätigkeit

Entsprechend des Konzeptes des Raumes als dritter Erzieher bzw. des Raumes als dritter Pädagoge können Kinder gemeinsam mit den Fachpersonen die Gruppenräume nach Alter oder Tätigkeit gestalten. Die Sitzmöbel, Tische oder Fensterbänke sind dabei in ihrer Höhe oder Breite dem Alter der Kinder angepasst.

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Farb- und Lichtkonzepte

Zusätzlich können Gruppenräume einen eigenen Farbschwerpunkt haben. Dies ermöglicht es den Kindern, ihre Räume auch visuell als solche zu erkennen. Sie entwickeln eine Verbundenheit zu „ihrem“ Raum, einen Wiedererkennungswert, der Geborgenheit und Vertrautheit ermöglicht.

Dabei sollte sich eine vorherrschende Farbe oder eine Farbfamilie in mehreren Bereichen im Raum wiederfinden. Ein runder Teppich in der Hauptfarbe des Raumes kann beispielsweise den Mittelpunkt des Raumes bilden. Ebenfalls können Sitzgelegenheiten oder Vorhänge diese Farbe tragen.

Kapazitäten in der Gestaltung

Um die räumlichen Gegebenheiten kreativ auszuloten und im Sinne einer modularen und vielfältigen Nutzung fruchtbar zu machen sollten Kinder und Erzieher zweierlei Dinge einflechten:

  • die Multifunktionalität und
  • die Staffelung des Raumes in Breite und Höhe

Ein Beispiel für die Multifunktionalität ist es, wenn Sitzbänke Stauraum unter ihrer Sitzfläche bergen, sodass sie auch als Truhen verwendet werden können.

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Die Staffelung hingegen erreicht man, wenn man die Breite des Raumes teilt oder jeweils aufgabenzentriert und individuell gestaltet, so beispielsweise durch Paravants oder einer Höhle. Um die Höhe des Raumes auszuloten, ist der Einbau einer Hochebene eine gute Idee. Passend zum erhöhten Standort kann ein solcher Podest als Rückzugsmöglichkeit für die Einzelbeschäftigung oder als kleine Ruheoase benutzt werden.

Praxisreflexion

Einige Berater mit Erfahrung in der Reggio-Pädagogik analysieren auf Anfrage Kitaräume und geben ein Feedback zur Frage, ob die entsprechende Raumgestaltung dem Konzept des Raumes als Dritter Erzieher gerecht wird.

Eine kostenlose Möglichkeit bietet Bildmaterial auf Fachportalen im Internet sowie die Konsultation von Kollegen, die dieses Konzept bereits umgesetzt haben und mit der Wirkung des Raumes Erfahrung haben.

Am ehesten jedoch zählt nach wie vor die Beobachtung der Kinder im Raum. Sobald Erzieher das Verhalten der Kinder aufmerksam verfolgen, dazu bewusst wahrnehmen, welche Arbeits- oder Rückzugsbereiche die Kinder am ehesten aufsuchen sowie die Kinder gezielt auf ihre Wahrnehmung ansprechen, entsteht eine erfahrungsfördernde und Selbständigkeit fördernde Gestaltungsdynamik, bei der der Raum als Dritter Erzieher mit der Entwicklung der Kinder Hand in Hand geht.

Bildquellen

  • Pexels @ Yan Krukau
  • Pixabay @ Hans
  • Pexels @ Steve-Johnson
  • Pixabay @ Jenny Friedrichs
  • Pexels @ Mathias-Reding

Quellen

  • https://www.reggiobildung.at/paedagogik/
  • https://www.erzieherin-ausbildung.de/praxis/paedagogische-leitfaeden-fachtexte/reggio-paedagogik-im-kindergarten-kind-und
  • www. gfdb.de/raum-als-dritter-paedagoge
  • https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/278835/der-raum-als-dritter-paedagoge-ueber-neue-konzepte-im-schulbau/
  • https://www.fr.de/rhein-main/dritte-paedagoge-11588655.html
  • https://www.youtube.com/watch?v=VxkzsJxWHM0
  • https://www.youtube.com/watch?v=e9ejtVCvj34
  • https://www.gfdb.de/raum-als-dritter-paedagoge/embed#?secret=dZQevFGjAe#?secret=0ssc0uFQHR
  • https://inklusion.hypotheses.org/4418

2 Kommentare zu “Loris Malaguzzis Raum als Dritter Erzieher”

    1. Lieber Herr Förster,
      vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Ich sehe, dass Sie selbst die Projekte vom „Blechnapf“ leiten – dabei eine wohlsortierte und für Kinder sehr ansprechede Holzwerkstatt in Leipzig eingerichtet haben, mit einem hohen Aufforderungscharakter. Sehr gelungen!
      Bauen Sie solche Werkstätten bei Bedarf auch in anderen Schulen auf oder beraten Sie „nur“?
      Viele Grüße
      Nicole

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