Kunst mit Lego: Legobilder im Kunstunterricht

Lego, Noppensteine und Klemmbausteine

Lego und andere Marken von Noppensteinen und Klemmbausteinen sind weltweit und in allen Altersgruppen bekannt. Es gibt vielfältige Sets:

• Lego Steinesets: fürs freie Bauen und zur Vervollständigung von Bauprojekten
• Duplo: für die ganz Kleinen
• City: mit Stadtszenen und für Rollenspiele
• Architecture: beinhaltet viele bekannte Bauten weltweit
• Art: bestehen aus Mosaiken oder filigranen Figuren
• Education: sind Bausysteme, die über eine digitale Plattform programmierbar sind und in Schulen Verwendung finden

Dazu gibt es unzählige weitere Sets, teils lehnen sie sich an bekannte Filme, Serien oder Bücher an, wie etwa Harry Potter oder die Eisprinzessin.

Über die vielen Jahrzehnte, in denen Lego die Kinderzimmer und seit geraumer Zeit auch Erwachsenenhaushalte gestürmt hat, gab es viele Spiel- und Verwendungs-Variationen der Noppenbausteine, auch viele Abwandlungen der Nutzungsarten. Gelegentlich werden aus diesem Spielzeug Hilfsmittel für den Alltag oder Hilfsmittel für die Therapie gemacht. Seit einiger Zeit gibt es beispielsweise eine Nutzung als Therapieform für Kinder mit Autismus oder anderen Wahrnehmungsstörungen, die sogenannten Lego Therapie.

Neuerdings berichten Medien zunehmend von einem neuen Kunst-Trend: der Kunst aus Lego. Losgetreten hat sie vor etwa einem Jahr der 35-jährige frühere Berufsschullehrer Moritz Morbach. Sicherlich ist es zu einem guten Teil der Prominenz seines Mannes Armin Morbach zu verdanken, dass seine Bilder trotz ihrer jungen Geschichte bereits in ersten Galerien hängen. Dennoch ist es nicht zu verleugnen: Lego hat nicht nur als Spielzeug eine unergründliche Faszination auf Jung und Alt und Moritz Morbach hat dieser Faszination eine neue Facette abgeworben.

Moritz Morbach macht Kunst mit Lego

Moritz Morbach gestaltet seit fünf Jahren seine Lego Kunst, indem er die Noppensteine in großer Menge als Bilder auslegt und eingerahmt ausstellt. Seit einem Jahr tritt er damit an die Öffentlichkeit. Ist dies eine moderne Form künstlerischer Ausdruckskraft? Oder doch Upcycling? Ist es schlichte Spielerei und Neuerfindung mit einem Jahrzehnte alten Spielzeugklassiker, den Klemmbausteinen Lego?

Arbeitsweise

Die Lego-Bilder von Morbach entstehen, indem er auf ebenen Oberflächen Legosteine unterschiedlichster Art aneinanderklebt und diese gerahmt und im Setting einer Ausstellung als Bilder inszeniert. Wie ein Mosaik legt er die Legosteine auf ebener Fläche aus, klebt sie an dem Hintergrund fest und entwirft damit gepixelte zweidimensionale Bilder. Dabei spielt weniger die Struktur der Steine eine Rolle als vielmehr die Flächenwirkung der einzelnen Steine. Mehrere aneinandergelegte, unterschiedlich geformte, aber farbig passende Legosteine verschmelzen zu einem Bild.

Morbach erwirbt für seine Bilder vorwiegend gebrauchte Lego-Steine im Internet oder auf Flohmärkten, die er wäscht und anschließend nach Form und Farbe sortiert. Aus diesem Fundus erstellt er seine Motive.

Die Motive

Morbach stellt in seinen Lego-Bildern zum Teil Gegenstände des alltäglichen Lebens dar, wie beispielsweise einen Smily oder eine Banane. Dabei ist der Hintergrund entweder aus Lego selbst oder aber eine plane Fläche aus festem Material in einheitlichem Farbton. Darauf baut Morbach die Motive zweidimensional und meist mittig auf. Gelegentlich teilt er Motive auf zwei Bilderrahmen und bringt so die formale Begrenzung als Motivbestandteil mit ins Spiel. Seine Lego Kunst in Hamburg zeigt meist Einzelmotive auf einheitlichem Grund. Es gibt aber auch ungegenständliche Lego-Bilder von Morbach sowie formale Leihgaben aus dem Konstruktivismus eines Piet Mondrian.

Das Setting

Wie immer definiert sich Kunst auch über die Art, wo und wie sie ausgestellt wird. Die Lego Kunst von Morbach wurde ab dem Sommer 2023 in einer Galerie in Hamburg ausgestellt. Die Lego-Motive wurden in Bilderrahmen präsentiert – sowohl im kleinem als auch im großem Format. Interessant ist dabei die Beobachtung, dass sich die Größe der Bilderrahmen an der vorgegebene Größe der einzelnen Legosteine orientieren muss und daher detailliertere Motive nie klein geraten können. Das Material gibt gewissermaßen das Format vor.

Das Konzept

Morbach selbst ist es wichtig, mit gebrauchten Lego-Steinen zu arbeiten. Damit lädt er seine Kunst sicherlich nicht unbewusst mit einem heutzutage sehr aktuellen Gedanken des Upcylings. Dass einige Lego-Bilder teil vergoldet, teils mit Swarovski-Steinen kombiniert sind, kann als trotzigen sowie humoristischen Kontrast gelesen werden zum trivialen Spielzeugstein aus Kunststoff.

Die Wirkung

Durch die Zusammensetzung der Motive aus Legosteinen, werden dem Betrachter zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen angeboten. Einerseits kann er aus unmittelbarer Nähe die Einzelsteine erkennen, andererseits entfaltet sich aus einer gewissen Entfernung das Motiv. Man könnte sagen, dass die Lego Kunst als Art of Bricks eine Form modenen Pointillismus ist, jener Maltechnik, bei der die Farbflächen aus kleinen Farbtupfern bestanden.

Motivisch jedoch erinnert seine Lego Kunst an die Pop Art eines Andy Warhols. Wie in der Pop Art auch, wirken seine Motive stilisiert. Sie sind bunt, trivial und häufig entnommen aus alltäglichen Medien, der Werbung oder dem Alltag. So gestaltet Morbach beispielsweise einen goldfarbenen Smiley oder eine Minnie-Maus. Gelegentlich werden sie auch von Schriftzügen flankiert. Die verwendeten Motive werden dabei aus ihrem ursprünglichem Kontext gerissen, isoliert. Damit ändert sich auch ihr Bedeutungsgehalt.

Kunst mit Lego im Unterricht

Kunstunterricht

Nachdem die Lego-Kunst von Morbach scheinbar den Zeitgeist anspricht und viele fasziniert und in ihren Bestandteilen, der Technik und dem Grundgedanken so fassbar ist, liegt es nahe, auch Schüler zur Gestaltung von Legobildern anzuregen. Benötigt werden dafür nur ausrangierte Legosteine, feste Platten als Hintergrund und Sekundenkleber.

Möglich ist es auch, eine ganze Wand im Klassenzimmer oder der Mensa zu gestalten. Je größer das Projekt, desto wichtiger ist es für die Kinder, die Motive vorher zu besprechen und zu skizzieren, bevor es an die Arbeit geht.

Ganz generell kann die Lehrkraft die Kunst mit Lego als Anlass nehmen, kunsttheoretisches Wissen einzuflechten. Die Schüler können sich somit vorweg für eine spezifische Darstellungsart entscheiden. Gut geeignet sind dabei informelle Kunstformen, als ungegenständliche Kunst, wie auch die Pop Art oder der Kubismus. Interessant ist auch der Surrealismus. Magrittes „Ceci n’est par une pipe“ ist nicht nur eine Kombination von einem singulären Motiv und einem Schriftzug, wie auch gelegentlich bei Morbach, sondern beinhaltet auch einen Witz, zu dessen Entschlüsselung der Lehrer auffordern kann.

Naturwissenschaftliche Fächer

Lego kann außerdem in vielen weiteren Fächern kreative Anwendung finden. So beispielsweise in Mathematik. Warum nicht die Kinder mit Noppenbausteinen Rechenaufgaben stecken lassen? Auf großen Legoplatten können die Kinder mit Einer- oder Zweiersteinen die Zahlen nachschreiben und ansschließend das Ergebnis rechnen. Auch kann die gesamte Klasse das 1×1 oder wichtige mathematische Formeln farbenfroh mit Legosteinen aufstecken. An der Wand angebracht, sind diese Lego-Kunstwerke nicht nur wunderschön, sondern fungieren auch als eine Erinnerungsstütze mathematischer Merksätze.

Sicherlich dauert diese Art von Rechenaufgaben mit Legosteinen viel länger als das simple Aufschreiben. Die Wirkung jedoch, die sich damit entfaltet, wertet die Mathematikstunde auf – die Kinder werden wieder wacher, kommen ins Handeln, sie nutzen ihr kreatives Potential und aktivieren auch jene Hirnareale, die im Mathematikunterricht nicht vordergründig zum Zug kommen. Lego in Mathematik ist perfekt für Vertretungsstunden, für die Freiarbeit, für späte Nachmittagsstunden oder die letzten Tage vor den Ferien.

Im Physikunterricht ist natürlich das dafür hergestellte Produktset LEGO-Mindstorms in Anwendung. Physik geht aber auch kreativer: Mit Legosteinchen als Dominospiel können wunderschöne Spiralen, Türme oder Schlängellinien gebaut werden. Die Kinder benötigen dafür lediglich eine größere Anzahl doppelreihige hohe 6er-Steine. Aufgestellt auf der kürzeren Kante und im 1-cm-Abstand zueinander gereiht, ergeben sie beim Anstoßen eine Kettenreaktion. Dabei können die Kinder beobachten, wo Reibung entsteht, welche Auswirkungen ein abweichender Abstand zwischen den Legosteinen hat und die Geschwindigkeit der fallenden Steinchen errechnen.

Bildquellen

• Unsplash @ Mourizal Zativa
• Pixabay @ Iris Hamelmann
• SpielundLern Redaktion @ Jan Linz
• Unsplash @ Glen Carrie
• Pixabay @ M W
• Pixabay @ Andrew Martin

Quellen

• https://www.shz.de/deutschland-welt/hamburg/artikel/ausstellung-kunst-aus-lego-steinen-vom-hamburger-moritz-morbach-45016418
• https://ganz-hamburg.de/hamburgs-ganze-kunst/die-spur-der-steine-moritz-morbach-macht-bilder-aus-tausenden-legosteinen.html
• https://www.ndr.de/kultur/kunst/hamburg/Legokunst-die-gluecklich-macht,legokunst156.html
• https://galerie-roschlaub.com/collections/moritz-morbach
• https://www.purpose-magazin.de/sinnterview_morbach/
• https://www.deutscherpresseindex.de/2022/04/07/steinkunst-moritz-morbach-macht-bilder-aus-tausenden-legosteinen/
• https://hamburg-woman.de/2022/04/07/steinkunst-von-moritz-morbach/