Puppentheater für die Grundschule
Man könnte denken, Puppentheater Geschichten seien etwas für die Freizeit, fürs Wochenende, für Kitakinder, allein für die Unterhaltung. Doch gerade erzählte und gespielte Geschichten machen vielfältige Lebens-Themen für eine breite Alternsspanne zugänglich, lehren häufig mehr als jeder Unterricht – und Freude machen sie auch.
Besonders schwierige, schambesetzte oder tabuisierte Themen können mithilfe des Puppentheaters gut vermittelt werden. Die Bühne schafft Abstand zwischen der Geschichte und den jungen Zuschauern, sodass diese sich auch problematischer Themen annehmen können und in die Verarbeitung gehen können.
Es gibt mittlerweise unzählige bekannte und neu verfasste Geschichten zum Erzähltheater sowie Blankobögen für eigen verfasste und bemalbare Geschichten.
Doch welche Geschichten eigenen sich fürs Puppentheater?
Geschichten fürs Puppentheater
Zu den Themen des Puppenspiels für Kinder gehörten in frühen Zeiten dieser dramaturgischen Kunst durchweg Abwandlungen klassischer Stücke, religiöse oder mythische Themen. Häufig waren diese moralisch geprägt oder hatten einen konkreten „Lehrauftrag„. Bis heute gibt es zwei Quellen, aus denen sich Geschichten fürs Puppentheater speisen: jene, die auf klassischen Stoffen beruhen, und jene, die neu erdichtet sind.
Einige bedeutende Schriftsteller und Dichter haben für das Puppentheater geschrieben. Andere wiederum verfassten Klamaukgeschichten, die leicht für ein Puppentheater umgeschrieben werden können. Von Shakespeare beispielsweise gibt es viele Theaterstücke mit Rollentausch oder Verwechslungen, die leicht fürs Puppentheater adaptiert werden können. Aber auch Gedichte sowie die Stücke des absurden Theaters der 20er Jahre sind ergiebige Quellen für ein Puppentheater für Kinder.
Heutzutage werdenfürs Puppentheater häufig Kinderbestseller aufgesetzt, deren Protagonisten den Kindern bereits bekannt sind wie beispielsweise Rabe Socke oder Pipi Langstrumpf. Auch Kinderfilme dienen als Vorlage so etwa die Eisprinzessin oder Das Jungelbuch.
Kasperlegeschichten
Kasperlegeschichten funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Der Kasperle hat die Rolle des komischen Helden. Er trägt die Geschichte und begleitet die anderen Figuren in ihrer Handlung – meist durch Klamauk, häufig auch als Erzähler oder Kommentator. Durch seine auffällige und lustige Rolle trägt er auch durch nicht ganz so handlungsstarke oder sehr simpel aufgebaute Geschichten.
Kasperlegeschichten können auch als Improvisationstheater sehr gut funktionieren. Dies liegt an der dominanten, tragenden und klar umrissenen Rolle der Kasperfigur.
Dazu können Kasperlegeschichten auch mit sehr wenig Inventar, Requisiten und Nebenrollen aufgeführt werden, denn der Kasperle ist in der Lage, die Handlung mit seinen satirischen und clownesken Zügen auszufüllen.
Der Kasper ist in seinem Erscheinungsbild unverkennbar: Er trägt eine lange, meist rote Zipfelmütze, hat eine gekrümmte Hakennase und clownereske Kleidung. Es gibt in vielen Ländern ähnliche Figuren:
- Mr. Punch in England
- Guignol in Frankreich
- Jan Klaassen in den Niederlanden
- Mester Jakel in Dänemark
- Pulcinella in Italien
- Fasulis in Griechenland
- Petruschka in Russland und
- Vasilache in Rumänien.
Die große Wichtigkeit des Puppenspiels in der Kita
Über die Bedeutung des Figurenspiels
Klassische Märchen
Besonders die klassischen Märchen bieten sich als Puppenspiele an. Sie sind spannungsreich und sorgen nebenbei mit ihren moralischen Botschaften für einen gewissen Lernwert. Dazu sind sie den meisten Kindern vertraut, sodass sie auch kolportiert oder satirisch gebrochen werden können. Gerade für ältere Kinder in der Grundschule sind diese Abwandlungen klassischer Stoffe interessant und unterhaltsam.
Es bieten sich fürs Puppentheater für Kinder vor allem die Märchen der Brüder Grimm an. Die meisten Kinder kennen sie oder können zumindest die Hauptfiguren leicht identifizieren. Zudem haben Märchen eine straffe Form mit klarem Spannungsbogen und meist schaurigem Ende. Gerade hier jedoch kann variiert und nach herzenslust angepasst werden. Was ist, wenn Rotkäppchen nicht vom Wolf verschlungen wird, sondern ihm eine Falle stellt. Oder die Großmutter gar zur Tat schreitet und gemeinsam mit Rotkäppchen den Wolf austrickst? Vielleicht ist der Wolf aber auch ein netter Wolf, der Rotkäppchen belehrt, dass ein Glas Milch und ein Stück Kuchen viel gesünder für die kranke Großmutter sind als Brot und Wein?
Ebenfalls ein tolles Märchen für ein Puppentheater für Kinder ist „Die Bremer Stadtmusikanten“. Vier Puppen, eine Reise, die Gauner, die verjagt werden – es gibt kein Kind, das dabei nicht Freude verspürt und sich mitfreut, zumal es ein glückliches Ende gibt.
Fabeln
Fabeln sind belehrende Geschichten, in denen Tiere oder Mischwesen wichtige Rollen spielen. Dabei haben die Protagonisten menschliche Eigenschaften:
- sie haben menschliche Begierden,
- manchmal menschliche Titel und entsprechende Kleidung,
- sie sind der Sprache mächtig und
- können sich mit Menschen unterhalten.
Fabeln spitzen sich auf einen moralischen, belehrenden Schluss zu. Die Lehren sind einfach zu verstehen. Schlechte Eigenschaften werden vorgeführt und die negativen Folgen aufgezeigt:
- die Gier,
- die Lügen,
- der Neid,,
- die Hochmut.
Durch ihre formalen Eigenschaften sind Fabeln sehr gut fürs Puppenspiel zu adaptieren: Sie sind kurz, leicht zu verstehen, und haben eine klare Botschaft. Des Weiteren sind die Protagonisten Tiere und somit charakterliche Stenotypen. Diese können gut von den Kindern in ihren Eigenschaften erkannt werden: Der Fuchs ist meist listig, der Uhu weise, der Wolf böse und der Rabe gierig.
Gedichte als Puppentheater
Gedichte nehmen wohl eine Sonderrolle ein, denn sie sind durch ihre strenge rythmisierte Versform nicht einfach umzusetzen. Dennoch eigenen sie sich als Konglomerat für sehr kurze Stücke.
Beispielgebend können hierfür Ringelnatz Gedichte gelten: Sie sind flott, kurz und sehr witzig. Aber auch die Gedichte des österreichischen Lyrikers Ernst Jandl, wie „Ottos Mops“ können Kinder in ihren Bann ziehen.
Dramatischer in der Handlung und für ältere Kinder und Jugendliche gedacht können als Puppentheater umgesetzte düstere Gedichte sein wie „Der Erlkönig“ von Goethe.
Das absurde Theater als Puppentheater für Kinder
Das absurde Theater hat seinen Höhepunkt in Frankreich der 50er Jahre. Dabei geht es um die Sinnlosigkeit der Welt. Diese spiegelt sich in einer absurden Sprache, die ohne Folgen ist, nichts Konkretes mehr bedeutet und teils zu Wortfetzen verkommt, und einer sinnlosen Handlung wieder. So dramatisch die tiefe Botschaft des absurden Theaters ist, so lustig und klamaukig fällt es aus.
Die Theaterstücke eines Samuel Beckett sind – gekürzt und auf die witzigsten Dialoge gestrafft – wunderbare Vorlagen für Puppentheaterstücke für Kinder. Weiters liefern auch andere Vertreter dieser Zeit gute Vorlagen, wie etwas Eugène Ionesco oder Friedrich Dürrenmatt.
Puppentheater für Kinder
Woher stammt das Figurenspiel?
Grüffelo und weitere Kinderhelden
Puppentheater lebt heutzutage von bekannten Geschichten, auch neuere Bestseller werden im Handumdrehen gekürzt, gestrafft und adaptiert. Kinderhelden sind Klassiker wie beispielsweise Pipi Langstrumpf, Ronja Räubertochter oder Rabe Socke. Oder sie entstammen neueren Geschichten aus Buch, Film und Fernsehen wie das Grüffelo.
Die Geschichte der mutigen Maus, die jedes Raubtier mit der Geschichte vom schrecklichen Grüffelo in die Flucht schlägt und letztlich selbst den Grüffelo trifft, kennt wohl hierzulande jedes Kind. Es gibt dabei nur 2 Hauptfiguren – und einige Nebenfiguren, die leicht durch Pappbilder oder Kuscheltiere ersetzt werden können. Somit entspricht die Geschichte allen wichtigen Rahmenbedingungen erfolgreicher Puppentheaterstücke:
- hat einen Sympatieträger als Hauptfigur
- ist leicht gruselig
- ist lustig
- hat wenig Figuren und keine Nebenhandlung
- endet mit dem Sieg der Hauptfigur.
Geschichten fürs Puppentheater für Kinder sind folglich überall in der Geschichte der Literatur und des Theaters zu finden. Wohltuende Akzente im Stück entstehen durch Musikstücke, wiederholende Bühnenelemente oder einen „Running Gag“, der immer wiederkehrt. Unerlässlich ist bei den Bearbeitungen, dass sowohl die Themen als auch die Länge der Stücke zum Alter der kleinen Zuschauer passt, dass die Geschichten heiter sind und die Zuschauer zum Mitmachen, Mitraten und Mitrufen animiert werden.
Bilderquellen
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- Pixabay @ G.C.
Quellen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Puppentheater
- https://de.wikipedia.org/wiki/Kasper
- https://de.wikipedia.org/wiki/Fabel
- https://de.wikipedia.org/wiki/Absurdes_Theater
- https://grossvater.de/spielen/geschichten/puppentheater-zuhause/
- https://cdn.haba.de/documents/handpuppen/haba-handpuppen-die-verzauberte-prinzessin-de.pdf?mode=download
- https://www.geschichten-haus.com/kasperlegeschichten-zum-nachspielen/
- https://www.kasperlkiste.at/die-geschichte-des-puppentheaters/
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