Kohärenzgefühl Beispiele – Kohärenz nach Antonovsky

Kohärenz – was ist das?

Der Kohärenz-Zustand

Kohärenzgefühl Beispiele mit Rückbezug zur Kohärenz nach Antonovsky werden häufig dann von Psychologen angeführt, wenn es um jenen Zustand geht, der ausgedrückt werden kann mit:

• Vertrauen ins Leben haben,
• an einem höheren Sinn glauben oder
• mit seinem Leben im Reinen sein.

Die Kohärenz umschreibt also einen Zustand der subjektiv empfundenen Einheit vom Individuum in seiner Lebenslage.

Kohärenz Begriff

Kohärenz kommt vom lateinischen cohaerere, das „zusammenhängen“ bedeutet. Ein Kohärenzgefühl entsteht somit, wenn Geschehnisse im Leben nachvollziehbar sind, der Ursprung erkannt wird und die Menschen ihre Folgen vernünftig und sinnerfüllt deuten.

Kohärenzgefühl Definition

Eine Kohärenzgefühl Definition aufzustellen, geht nicht ohne denjenigen, der den Begriff geprägt hat. Der Mediziner Aaron Antonovsky verstand unter einem Kohärenzgefühl einen inneren Kompass, eine Lebensorientierung, , die dem Guten wie dem Schlechten Sinnhaftigkeit verleiht und die den Menschen befähigt, diese Lebenszustände selbstwirksam zu modellieren.

Das Kohärenzgefühl nach Antonovsky umfasst drei unerlässliche kognitive, emotionale sowie transzendente Prozesse:

• Verstehbarkeit (comprehensibility): Damit ist das Begreifen der Situation gemeint sowie das Empfinden, dass Zusammenhänge schlüssig sind,
• Machbarkeit (manageability): Hierbei geht es um den Umgang mit Situationen, das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Gestaltungskraft sowie
• Sinnhaftigkeit (meaningfulness): Damit ist die Bedeutung gemeint, die einer herausfordernden Situation gegeben wird, die Überzeugung, dass das Leben auch in seiner widrigsten Form sinnvoll ist.

Verstehbarkeit, Machbarkeit, Sinnhaftigkeit

Diese drei Aspekte von Kohärenz gehören untrennbar zu einer vollständigen Kohärenzgefühl Definition. Denn sie umreißen, nach welchen Mechanismen Kohärenz mental und emotional wirkt. Gleichermaßen zeigen sie, was es bedarf, wenn Menschen sich darin üben wollen, ihr Kohärenzgefühl auszubauen.

Das Begreifen von ungünstigen, dramatischen oder schlicht schwierigen Lebenssituationen hat einen amortisierenden Einfluss auf deren destabilisierende Kraft. Sobald sich ein Mensch in einer problematischen Lebenslage wieder orientiert, einen Auslöser ausfindig macht und die Verkettung der Umstände klar vor seinen inneren Augen hat, bekommt er umgehend Einsicht. Diese wiederum macht aus einer chaotischen Situation eine berechenbare, deren Gründe analysiert und in Zukunft gemieden und deren Folgen erkannt und produktiv angegangen werden können. Mit der Einsicht folgt also die Weitsicht.

Dies bestimmt den Umgang mit der Situation. Sobald ein Mensch Ursache, Problematik, Folgen eines ungünstigen Lebensumstandes erkannt hat, eröffnet sich ihm der Weg zur Handlung. Er wird handlungsfähig und in der Folge Herr über sein weiteres Geschick statt ausgeliefert zu sein.

Geht es um schicksalshafte Lebensumstände, auf denen Menschen keinen Einfluss haben, so hilft der dritte Aspekt des Kohärenzgefühls: Dem Geschehnis Bedeutung zuzuschreiben. Die Sinnhaftigkeit umfasst häufig eine spirituelle Perspektive, dass alles, Glück wie Unglück, Teil des Weges sind und ein höheres oder sinnhafteres Ziel anstreben. Diese Metaperspektive verhilft den Menschen die Begrenzung der dinglichen Welt zu sprengen und den sinnerfüllten Bedeutungsraum damit enorm auszuweiten.

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Kohärenzgefühl Beispiele

Kohärenzgefühl Beispiele sind etwa, wenn ein schwerer Unfall dazu führt, dass der Betroffene sich für Unfallopfer engagiert, oder eine Mutter, die als Kind Gewalt erlebt hat, Elterncoach für gewaltlose Kommunikation wird.

Ein Kohärenz Beispiel ist ebenfalls, wenn ein Prüfling die schwere Prüfungsaufgabe als Gelegenheit zum persönlichen Wachstum ansieht, sich durch Lernstrategien und Nachhilfe vorbereitet sowie die Prüfung als sinnhaft erlebt – denn es führt den Prüfling zum angestrebten Abschluss.

Insgesamt begründet sich das Kohärenzgefühl nach Antonovsky darauf, dass einschneidende und objektiv gesehen ungünstige Lebensumstände in Zusammenhang mit einer sinnstiftenden und mehrwertstiftenden Botschaft oder Aufgabe gebracht werden und auf diese Weise eine subjektiv erfahrene Aufwertung erleben.

Kohärenzgefühl und Resilienz

Wie hängt das Kohärenzgefühl nach Antonovsky mit dem Konzept der Resilienz und der Salutogenese zusammen? Das Kohärenzgefühl schöpft sein Potential aus einer gefestigten resilienten Grundhaltung und ist ein Kernkonzept der Salutogenese. Während die Resilienz die mentale und emontionale Widerstandsfähigkeit beschreibt, umfasst Salutogenese den ausschließlichen Fokus auf Gesundheitsaspekte – als Kehrseite von Krankheit, Therapie und Vorsorge. Alle drei Konzepte sind demnach miteinander verflochten: Alle drei sind psychische Schutzfaktoren.

Ein Mensch mit mangelnder Resilienz wird das Kohärenzgefühl nicht empfinden und sich somit in herausfordernden Situationen nicht als Gestalter und Lenker einer im innersten Kern sinnvollen Welt sehen. Dieser verliert damit seine Handlungsfähigkeit und gerät in die Opferrolle.

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Kohärenzgefühl in der Therapie

Kohärenz zur Krankheitsbewältigung

Warum ist es sinnvoll, in der Therapie und der Rehabilitation unter anderem das Kohärenzgefühl zu stärken? Gefühlte Kohärenz kann die Patienten maßgeblich dazu befähigen, mit krankheitsbedingten Belastungen besser umzugehen. Das Kohärenzgefühl ist somit die Basis der Krankheitsbewältigung. Diese kausale Verkettung betrifft alle Formen von Therapie, insbesondere jedoch jene, die komorbide, chronische oder lebensbedrohliche Krankheitsbilder betreffen. Diese belasten die Betroffenen und ihr Umfeld extrem, da sie die Patienten über Jahre oder sogar ein Leben lang anhaltend vor körperlichen und psychischen Herausforderungen stellen. Begegnen ihnen Therapeuten und Patienten nicht adäquat und zeitnah, verschlechtert sich das Krankheitsempfinden zunehmend.

Antonovsky selbst stellte die (nicht belegte) These auf, das Kohärenzgefühl würde sich ab dem 30. Lebensjahr nicht mehr verändern. Einige aktuelle Studien sprechen dageben, ebenfalls die praktische Therapiearbeit.

Um das Kohärenzgefühl zu stärken, sollten sich die Therapeuten auf genau jene drei Aspekte konzentrieren, die das Kohärenzgefühl nach Antonovsky ausmachen, nämlich Verstehbarkeit, Machbarkeit sowie Sinnhaftigkeit. Dies deckt gleichermaßen drei Aspekte ab:

• kognitiv (Verstehbarkeit)
• pragmatisch (Machbarkeit)
• emotional (Sinnhaftigkeit)

Verstehbarkeit als kognitiver Faktor

Verstehbarkeit in der Therapie erreichen Therapeuten und Behandler mittels genauer Erläuterungen des Krankheitsbildes, der Ursachen und des therapeutischen Fahrplans. Konkrete zusätzliche aktuelle Informationen zu Studien, Versuchsreihen sowie Forschungsansätzen befähigen die Patienten, sich mit ihrer Krankheitssituation realistisch, fachkundig und individuell zu beschäftigen, die Lage nach ihrem besten Ermessen zu verstehen und alle offenen Fragen zu klären. Damit wird die Krankheit fassbar, die Zukunftsaussichtenund Therapiemöglichkeiten scharf skizziert. Die Situation wird aus dem Dunkeln der Ungewissheit und Angst herausgeschält.

Ferner wird durch diese therapeutische kognitive Grundlagenarbeit das Vertrauen zwischen Therapeut und Patient gestärkt, indem die Wissenshierarchie abgeflacht wird. Der Patient wird vom Therapeuten angeleitet, jedoch ist er selbst ausgestattet mit dem nötigen Wissen, um seine Krankheit adäquat anzugehen.

Machbarkeit als pragmatischer Faktor

Bei der Machbarkeit geht es konkret um ein reichhaltiges Angebotsportfolio. Der Patient bekommt Therapiemöglichkeiten an die Hand, aus denen er sich individuell zu ihm passende Behandlungen aussucht. Das individualisiert nicht nur die Therapie, sodass sie passgenau zu den Gewohnheiten, dem Alltag und dem Charakter des Betroffenen ausgestaltet wird, sondern erhöht zusätzlich das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Der Patient kann viel ausprobieren und weitgehend selbständig entscheiden, welche Behandlungen er mit in seinen Alltag integrieren möchte.

Sinnhaftigkeit als emotionaler Faktor

Die Sinnhaftigkeit kann an Therapieerfolgen und einer Besserung des Befindens festgemacht werden. Der Weg ist das Ziel. Die Patienten erleben Therapie mithilfe der drei Aspekte des Kohärenzgefühls als hilfreich und als Prozess – statt als zusätzliche Belastung auf ihrem Leidensweg.

In der Summe werden sie auf mehreren Ebenen gestärkt, um ihrer Krankheit mit erhöhter Resilienz zu begegnen.

Bildquellen

• Pexels @ Freestockpro, Oleksandr P.
• Pixabay @ Pixabay
• Unsplash @ Amanda Sofia Pellenz, Unsplash @ Conscious Design
• Unsplash @ Ales Maze

Quellen

• https://fgoe.org/glossar/kohaerenzgefuehl
• https://www.element-i.de/magazin/was-ist-das-kohaerenzgefuehl/
• https://nordseeklinik-westfalen.de/wp-content/uploads/2019/03/Jochheim_veroeffentlicht.pdf
• https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/kohaerenzgefuehl
• https://www.coachingzentrum.ch/wir/kohaerenzgefuehl/
• https://juttaheller.de/resilienz/resilienz-abc/kohaerenzgefuehl/