Was sind Kernkompetenzen?
Kernkompetenzen sind kognitive Fertigkeiten für variable Lebens- und Lernsituationen sowie motivationale, willentliche und sozialen Fähigkeiten, um Problemlösungen in unterschiedlichen und veränderbaren Situationen erfolgreich zu entwickeln. Sie sind teils charakterlich und genetisch angelegte, teils erworbene und angelernte Grundfertigkeiten. Kinder erlangen all diese wichtigen basalen Kompetenzen in der Regel von der frühen Kindheit an bis zum Grundschulalter.
Kernkompetenzen gewährleisten, dass angeeignetes Wissen auch angewandt und über das fachliche hinaus fruchtbar gemacht werden kann.
Kompetenz ist im Gegensatz zu Wissen weder durchs auswändig Lernen noch durch Fleiß zu erwerben.
Ausbau von Kernkompetenzen
Die frühe Förderung solcher grundlegenden Basiskompetenzen beginnt bei Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter. Sie ist Aufgabe sowohl der Lehrer als auch der Eltern. Dabei geht es darum, den Erwerb der Kernkompetenzen so zu gestalten, dass die Förderung an seinen individuellen Begabungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten ausgerichtet ist. Dementsprechend individuell ist auch der Weg zu diesen basalen Kompetenzen sowie der Zeitpunkt, an dem Kinder über ein Grundgerüst dieser Kompetenzen verfügen und auf die basalen Grundlagen zurückgreifen können.
Messbarkeit des Entwicklungsstandes von Kernkompetenzen
Da Kompetenzentwicklung sukzessive, aber nicht linear verläuft sowie unter dem Einfluss unterschiedlicher Lebensumstände oder einem mehr oder weniger zuträglichen Umfeld stark schwanken können oder nicht zum Tragen kommen, ist der Stand der Entwicklung der Kernkompetenzen in der Schule in seiner Vollstädnigkeit schwer zu erheben. Allein die Noten und schriftlichen Bewertungen spiegeln zum Teil wider, wie es um die Kompetenzentwicklung der Schüler steht.
Innerhalb des schulischen Systems sind die Kompetenzen fachspezifisch organisiert. Die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz fassen die Kompetenzen und Lernziele zusammen und geben wieder, welche Kompetenzen die Schüler in welchem Zeiträumen erreichen sollten, sodass die Lehrkräfte zu einer einheitlichen Bewertung und Einschätzung befähigt werden.
Kernkompetenzen – welche sind es?
Kernkompetenzen sind also grundlegende Fähigkeiten, auf deren Basis gelingendes Lernen, selbstbestimmtes Handeln, Motivation und soziale Reife aufbauen.
Zu den Kernkompetenzen gehören vier große Hauptfertigkeiten, die wiederum weitere, detailiertere Teilfertigkeiten umfassen. Die großen vier übergeordneten Kernkompetenzen sind:
- Fachkompetenz
- Methodenkompetenz
- soziale Kompetenz
- personale Kompetenz
Diesen vier großen Hauptfertigkeiten werden mehrere Teilfertigkeiten zugeordnet, die auch fachspezifisch sein können. Dazu gibt es in der Fachliteratur unterschiedliche Unterteilungen und Schwerpunkte, sodass eine durchweg verbindliche und allgemeingültige Liste an Kernkompetenzen nicht möglich ist. Die unterschiedlichen Kompetenzmodelle, die in der Fachliteratur auffindbar sind, entsprechen den Anforderungen und dem speziellen Profil der Fächer oder den Anwendungsbereichen in Schule, Beruf oder Alltag.
Die Wichtigsten seien nachfolgend genannt und geben einen Überblick über die Komplexität dieser grundlegenden Fertigkeiten.
Fachkompetenz
Zur Kernkompetenz Fachkompetenz gehören drei Bestandteile:
- fachspezifische Fertigkeiten: sind körperliche und psychische Fähigkeiten, um Techniken anzuwenden
- altersgerechtes Fachwissen: auf der weiteres Wissen aufgebaut werden kann
- Transferfähigkeit: um Wissen auch auf andere Themen auszuweiten
Methodenkompetenz
Schüler mit Methodenkompetenz beherrschen das selbständige Lernen und haben bereits gefestigte Formen der Selbstorganisation und der Wissenswiedergabe. Es handelt sich hierbei um das methodisch-strategische Lernen. Zur Methodenkompetenz gehören drei Kernkompetenzen:
- Beobachtungsanalyse: umfasst eine gute Beobachtungsgabe und analytische Fertigkeit
- Organisation: um Lerninhalte zu strukturieren und lernfertig vorzubereiten
- Präsentation: zur Strukturierung und Dokumentation, sowie zur Präsentation von Lerninhalten
Soziale Kompetenz
Die soziale Kompetenz gehört zur den Kernkompetenzen bezüglich der zwischenmenschlichen Interaktion und Kommunikation. Sie betrifft das sozial-kommunikative Lernen. Zur sozialen Kompetenz gehören fünf grundlegende Kernkompetenzen:
- Kommunikation: beinhaltet die Fähigkeit zur sachlichen Äußerung und konfliktfreien Lösung
- Kooperation: umfasst die Fähigkeit, Hilfe anzunehmen sowie Hilfe anzubieten und Aufgabenstellungen gemeinsam anzugehen
- Fairness: umschreibt das Einhalten und Befolgen von Regeln
- Zuverlässigkeit und Verantwortung: zeigen die Fähigkeit, Regeln einzuhalten und die Folgen des Nicht-Einhaltens einschätzen zu können.
Personale Kompetenz
Die personale Kompetenz umfasst all jene Fähigkeiten, die zum Teil charakterlich bestimmt sind und also zu den Vorveranlagungen zählen. Einige dieser Fähigkeiten können gelernt und positiv verstärkt werden. Dabei sind sie jedoch nicht die Folge einer Übung, sondern die Folge eines bestimmten Zustands: einer positiven und vertrauten Lernumgebung, eines respektvollen Umgangs sowie des individuellen Zugangs zu Themen und zum Lernen:
- Motivation und Neugierde: dazu gehört die intrinsische Motivation, die um einer Sache willen das Handeln anstößt, ohne Reize von außen (wie Belohnung oder Bestrafung).
- Leistungsbereitschaft: zeigt sich im Durchhaltevermögen und Frusttoleranz.
- Selbstwahrnehmung: schließt ein gutes Empfinden den körperlichen und geistigen Empfindungen und Fähigkeiten gegenüber ein.
- Selbsteinschätzung: ermöglicht realistische Zielsetzungen und vermeidet Überforderung.
- Selbstvertrauen: dabei werden Erfolge nicht überschätzt und Misserfolge gut ertragen.
- Verantwortungsbewusstsein: umfasst die Verantwortung für das eigene Handeln, für Risiken, für Lernerfolge und für Misserfolge.
- Teamfähgkeit und Gruppengefühl: zeigen sich in der erfolgreichen Einbindung als Teil eines Teams.
- Toleranz: ist die Akzeptanz anderer, auch unter Herausforderungen
- Kreativität: zeigt sich in der Fähigkeit, ein Problem von mehreren Seiten zu betrachten, Lösungsvorschläge zu machen und „über den Tellerrand zu schauen“.
Unterrichtsspezifische Kompetenzen
In einem neueren Fachbuch von E. Klieme unterscheidet dieser zwischen
- fachlicher Kompetenz,
- fachübergreifenden Kompetenz
- und der Handlungskompetenz.
Zur fachlichen Kompetenz gehört beispielsweise im Fach Deutsch die Lesekompetenz, zur fachübergreifenden Kompetenz die Problemlösungsfähigkeit und zur Handlungskompetenz beispielsweise die Motivation und das selbstbestimmte Lernen.
Kompetenzorientierter Unterricht
Kompetenzorientierter Unterricht wird auch als kompetenzbasierter Unterricht bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Unterrichtsform, die sich dem Ausbau von Kernkompetenzen auf kumulativem Wege verschreibt. Dies steht im Gegensatz zum wissensbasierten Lernen. Letzteres wird auch zielbasiertes Lernen genannt, denn es entspricht dem Zugewinn von reinem und meist nicht ummittelbar nützglichem Fachwissen in einer bestimmten, vorgegebenen Zeit.
Vorteile des kompetenzbasierten Lernens
Kompetenzorientierter Unterricht bedarf im Gegensatz zum zielbasiertem Lernen Eigeninitiative und Einsatz des eigenen Potentials. Während zielbasiertes Lernen auch passiv erfolgen kann, erfordert kompetenzbasierter Unterricht immer die Einbeziehung und Einübung unterschiedlicher aktiver Fertigkeiten des Lernenden, selbstreguliertem Lernens und einer guten Selbsteinschätzung. Kompetenzorientierter Unterricht kann nie passiv erfolgen. Er ist daher auch eine Form des Unterrichts, die die Kinder aus der Rolle des „Wissenskosumenten“ holt und in das selbstbestimmte Lernen einführt.
Kompetenzbasiertes Lernen reicht daher auch immer über die Fachgrenzen hinaus, ist also fachübergreifend. Die dabei gefestigten Grundfertigkeiten sind auch im späteren Beruf, dem Privatleben, der Ausübung eines Hobbys oder dem Bewältigen von Herausforderungen von Belang.
Frontalunterricht oder Partizipation
Die Vielfalt von Frontalunterricht und Partizipation mit Pro- und Kontra-Argumenten
Bildquellen
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Quellen
- https://lehrerfortbildung-bw.de/u_mks/sport/gym/bp2004/fb2/02_komp
- https://www.meinunterricht.de/blog/kompetenzen-im-schulalltag
- https://www.grin.com/document/111355
- https://www.kolmpetent.de/schulische-kompetenzen-foerdern
- https://www.ganztaegig-lernen.de/werte-und-kompetenzen-fuer-eine-zukunftsfaehige-schule
- https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/5_kompetenznachweis/KB_Kompetenzliste_281206.pdf
- http://www.kmk.org/schul/ Bildungsstandards/Argumentationspapier308KMK.pdf
- Klieme, E. u.a.: Problemlösekompetenz von Schülerinnen und Schülern. Springer, 2003.
Wie kann ich diese Seite in meiner wissenschaftlichen Arbeit zitieren? Die Ausführungen und Erklärungen sind für mich sehr hilfreich!
Guten Tag,
vielen Dank für Ihr Interesse!
Üblicherweise zitiert man Internetquellen durch Angabe des Autors (Nicole Nilz) und der www-Adresse des Artikels sowie die Angabe des Datums, als Sie den Artikel konsultiert haben.
Ich hoffe, Ihnen hiermit geholfen zu haben.
Viele Grüße
Ihr Team von Spielundlern.de