Was sind Jahreszeitentische?
Jahreszeitentische sind ästhetisch gestaltete und mit Naturmaterialien dekorierte Tische oder Ständer, die Kindergartenkinder und Grundschulkinder auf die Jahreszeiten einstimmen und zur Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Phasen und Festen des Jahres animieren. Entsprechend werden sie mit jahreszeitentypischen Gegenständen aus der Natur und mit passenden Symbolen geschmückt.
Ein Jahreszeitentisch ist somit Symbol für die Zeit, in der sich der Kosmos, die Natur und mit ihnen der Mensch und seine Feste verorten lässt.
Ursprung
Jahreszeitentische entstammen der Waldorfpädagogik und sind bis heute ein fester Bestandteil davon.
In unterschiedlichen Variationen und Umformungen, aber mit ähnlichem Zweck, gibt es den Jahreszeitentisch seit langem und sukzessive zunehmend auch in Kitas, Grundschulen und in Familien, deren Umfeld ansonsten nicht der Waldorfpädagogik entspricht.
Pädagogische Ziele
Ein Jahreszeitentisch begleitet ganzjährig. Daher ist dieser im besten Falle die gesamte Kindheit ein fester Bestandteil einer Kindergruppe oder der Familie.
Jahreszeitentische fördern Gespräche über die jeweilige Jahreszeit und festigen Wissen. Sie sind eine kreative Möglichkeit, den Jahreslauf zu begreifen – mit seinen Monaten, der Saisonalität der Natur, den Festtagen und der variierenden Tageslänge und Wetterverhältnisse. Welche Nüsse, Früchte und Tiere jeweils die Jahreszeiten begleiten ist ebenfalls wichtiges Wissensbaustein.
Durch den gemeinsamen Aufbau entsteht eine Verbindung zwischen dem Schul- und Familienleben und den Phasen der Natur. Der zentrale Gedanke eines immer wiederkehrenden Zyklus festigt sich über die Jahre durch den wiederholten Aufbau.
Ebenso wichtig ist die ästhetische Komponente in Farbe, Material und Gruppierung. Dabei wird Kreativität geübt, Form- und Farbempfinden harmonisch aufeinander abgestimmt und auch die soziale Komponente kommt nicht zu kurz. Denn am besten lässt sich der Jahreszeitentisch gemeinsam dekorieren.
Aufbau der Jahreszeitentische
Elemente
Zu Aufbau eines Jahreszeitentisches gehört eine feste Unterlage wie Tisch, Regal oder Jahreszeitenständer, eine 3-stöckige Etagere aus Holz. Dazu gesellen sich in Menge und Größe unterschiedliche Gegenstände.
Diese lassen sich in sieben Kategorien aufteilen:
- Symbolische Gegenstände (Watte für Schnee, blaue Tücher für Wasser)
- Naturgegenstände (Baumzweige, Nüsse, Rinde, Kristalle)
- Tücher (als Unterlage, farbig abgestimmt)
- Tier- und Fantasiewesen (Mutter Erde, Mütterchen Tau, König Winter, Blumenkindern, Zwergen oder Elfenwesen)
- Aufbewahrungsgegenstände (Schüssel, Kerzenhalter, Vase)
- Motivpostkarte und
- farbig passende Kerze
Häufig sind Edelsteine wie Bergkristall, Amethyst oder Quarzdruse ein besonderer Blickfang in der Aufstellung eines Jahreszeitentisches.
Material: Beschaffenheit
Durchgängig wichtig sind bei der Gestaltung eines Jahreszeitentisches naturbelassene oder dezent farbige Gegenstände aus Naturmaterialien. Figuren aus Holz oder Wolle, Kerzenständer aus Holz oder Ton, Vasen aus Steingut, Kerzen aus Bienenwachs, Tücher aus Seide oder Baumwolle. Dies verleiht dem Arrangement eine hohe Ästhetik und erfreut die taktilen und visuellen Sinne.
Material: Farbe
Unterschiedliche Farben der Tücher, Kerzen oder Figuren ermöglichen eine farbig stimmige Anpassung an die Jahreszeit. Dabei ist vieles Intuitiv: Weiße oder hellblaue Tücher, Steine oder Zweige (Birke) imitieren den Schnee, Grüne Tücher, Moos und Knospen geben den Frühling wieder. Gelbe, warme Töne und bunte Blüten bekräftigen den Sommer. Rostfarbene und braune Farben imitieren die Grundfarben des Herbstes. Dies ermöglicht ein intuitives Verständnis von Jahreszeit und Stimmung auf dem Jahrestisch.
Anordnung
Jahreszeitentisch Winter
Ein Anordnungsbeispiel für den Jahreszeitentisch Winter könnte wie folgt aussehen:
Es werden blaue und weiße leichte Tücher auf der Aufstellungsfläche gelegt – wahlweise glatt oder auch dynamisch. Wollbüschel als Verbildlichung des Schnees liegen aus, dazu nackte, blattlose Zweige oder ein Tannenzweig, die in einer farbig passenden Vase aus Steingut ruhen. Komplettiert werden kann die Landschaft mit Steinen oder Rinde und mit Tierfiguren aus Holz. Die Kerze findet Stand in einem Kerzenhalter aus Holz oder einem Kerzenring, dessen Umrandung winterliche Gegenstände zusätzlich aufnehmen kann.
Jahreszeitentisch Sommer
Zum Jahreszeitentisch Sommer passen ein gelbes Tuch, Sand, Muscheln, ein bunter Blumenstrauß, eine Bienenwachskerze und ein Stück Bienenwabe.
Aufstellungsort
Ein Jahreszeitentisch kann auf einem Tisch oder wahlweise auch an einer anderen Ablagemöglichkeit wie beispielsweise in einem Regal, auf der Fensterbank oder in einer Raumnische aufgebaut werden. Die platzsparendste Alternative ist der Jahreszeitenständer mit vier vertikalen Gestaltungsebenen. Diese Ständer lassen sich nicht nur leicht umstellen, sondern sie können in der Regel auch leicht in ihre Einzelteile abgebaut und gelagert werden.
Wichtig ist, dass ein Jahreszeitentisch nicht an Stellen aufgebaut wird, wo üblicherweise eine ständige rege Aktivität ist oder wo täglich umgeräumt oder gespielt wird. Da der Jahreszeitentisch zwar regelmäßig umdekoriert und an die Jahreszeit angepasst wird, aber sonst einen festen Ort hat, ist bei ausreichenden Räumlichkeiten eine von Alltagstätigkeiten störungsfreie Stelle zu empfehlen.
Da der Jahreszeitentisch häufig mit frischen Zweigen oder Blumen aus der Natur bestückt wird, bedarf er einen möglichst hellen, aber halbschattigen Ort – und regelmäßiger Zuwendung – was aber auch seinem Sinn entspricht: gleichmäßig und regelmäßig durch die Jahresphasen zu begleiten.
Impulse für die Arbeit mit Jahreszeitentischen
Im Kindergarten
Die Kinder können sich rege an der Sammlung der Materialien beteiligen, indem sie von Spaziergängen oder Spielplätzen Eicheln oder Kastanien mitbringen, Blätter sammeln oder Steinchen mitnehmen.
Auch bei der Dekoration können Kinder herangezogen werden, so begeistert sie beispielsweise die Gestaltung der Jahreszeitenkarte oder der Kerze.
In der Schule
Hierbei können sich die Jahreszeitentische für komplexe Gesprächen anbieten. Grundschüler können abwechselnd für die Dekoration des Jahreszeitentisches verantwortlich sein. Zusätzlich können sie kleine Vorträge zu den Jahreszeiten halten oder Frage- und Gesprächsrunden mit den Mitschülern führen.
In Alters- oder Pflegeheimen
Ursprünglich für kleine Kinder gedacht, entfalten Jahreszeitentische auch bei alten oder andersweitig beeinträchtigten Menschen eine große Wirkung. Durch ihre Farbnuancen und Naturmaterialien strahlen sie Harmonie und Entspannung aus, beruhigen den Blick und führen häufig zu einer innigen Verbindung mit dem Lauf der Natur, dem Werden und Vergehen, dem Zyklus unserer Erde.
Zuhause
Im Rahmen der Familie können Jahreszeitentische aufgrund von Platzmangel häufig nicht durchweg aufgebaut bleiben. In diesem Rahmen kann aber durchaus trotzdem ein Jahreszeitentisch eingeführt werden. Innerhalb des Monats kann ein Jahreszeiten-Tag für die Familie etabliert und intensiv dekoriert und erzählt werden. Einige Familien bauen den Jahreszeitentisch ausschließlich zu den bekannten Festen auf, wie Ostern, Weihnachten, Ernte-Dankfest, Geburtstag.
Wenn möglich sollte die Jahreszeitendekoration einige Zeit stehen bleiben, damit genug Raum zum Anschauen, Fantasieren und Erzählen entsteht. Für beengte Wohnungen kann ein Jahreszeitenständer verwendet werden. Alternativ funktioniert auch ein an die Decke gehangener Ast, an dem Kastanien im Herbst, weiße Tücher im Winter und Blütenzweige im Frühling hängen.
Kombiniert werden kann der Aufbau eines Jahreszeitentisches mit dem Jahreskreis, der nochmals auf schematische Weise das gesamte Kalenderjahr als Verbund von Monat und Jahreszeit abbildet.
Unabhängig von der Form der Jahreszeitendarbietungen sollte der Kerngedanke immer erhalten bleiben: ästhetische, farblich ansprechende Aufstellungen zu den jeweiligen Jahreszeiten in Kombination mit „lebendigem“ Material aus der Natur.
Bespielen oder nur bestaunen?
Bei der Gestaltung des Jahreszeitentisches besteht viel Freiraum. Ungeachtet dessen sollte gemeinsam besprochen werden, ob mit den Figuren gespielt werden darf oder sie dort stehen sollen bis zur nächsten Aufstellung. Es ist wichtig, sich auf Grund-Regeln zu verständigen, deren Einhaltung die Aufstellung und das Aufrechterhalten der Dekoration vereinfachen.
- Jahreszeitentische sollte man einmal monatlich umgestalten und
- gemeinsam dekorieren.
- Während und nach Aufstellung betrachten und erzählen.
- Je nach gemeinsamer Absprache ist Spiel möglich oder nicht.
Bildquellen
- Pixabay @ Ylanite
- Pixabay @ gastroninaui
- Pixabay @ liqiying
- Pixabay @ padrefilar
- Pixabay @ olichel
Quellen
- https://waldorfinspiration.com/de/jahreszeitentische-fuer-anfaenger
- https://www.waldorf-ideen-pool.de/Kindergarten/jahreszeitentische/Hintergrundgedanken-zum-Jahreszeitentisch/Die-Natur-abbilden
- https://www.mamahoch2.de/2018/02/durch-die-jahreszeiten-ideen-fuer-den-winter-jahreszeitentisch.html
- http://www.erziehungskunst.de/artikel/fruehe-kindheit/jahreszeitentische-neu-gedacht
- https://www.spielundlern.de/advanced_search_result.php?keywords=jahreskreis
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