Was Gütesiegel bedeuten und worauf man achten sollte
Wer heutzutage in einem Onlineshop wie spielundlern.de sucht oder einen Spielwarenhandel betritt, kann sich schnell in einem großen Wirrwarr von Produkten wiederfinden. Aus Minuten werden Stunden und ehe man sich versieht hat man einen halben Tag damit verbracht ein etwas passendes zu finden. Mit jedem Jahr wächst die Auswahl an Plüschtieren, Brettspielen, Puppen, Gesellschaftsspielen, Puzzles und anderen Spiel- und Lernartikeln weiter und glaubt man, langsam eine Übersicht zu bekommen, besiedeln binnen kürzester Zeit wieder neue Erfindungen der Spieleindustrie den Markt.
Mit der Unübersichtlichkeit des Sortiments kommt auch die Angst vor Schadstoffen, die dem Kind beim Spielen krank machen könnten. Kunden fehlen oft die notwendigen Informationen zu den Produkten: Was wurde verwendet um die Waren herzustellen? Wo und wie wurde produziert? Warnungen über polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Weichmacher (Phthalate), Formaldehyd, Schwermetalle oder zinnorganische Verbindungen vermehren sich in den Medien und
immer wieder liest oder hört man von schadstoffbelasteten Spielwaren. Einige dieser Stoffe gelten als krebserregend oder können Allergien hervorrufen.
Woran erkenne ich, dass die Produkte sicher sind?
1. Prüfsiegel
Es gibt Hoffnung: Es gibt Bewertungsverfahren, die dem potentiellen Käufer positive Hinweise bezüglich der Qualität und/ oder der Beschaffungsmerkmale geben und ihn so bei seiner Kaufentscheidung unterstützen können: die sogenannten Prüfsiegel.
Prüfsiegel sind individuelle Symbole oder Logos, die in ihrem Design einheitlich verwendet werden und somit häufig über einen hohen Wiedererkennungsgrad verfügen. Sie werden meist von privatwirtschaftlichen Unternehmen ausgestellt und sollen dem Kunden Aufschluss über die Qualität eines Produktes geben. Nach welchen Kriterien das Produkt dabei bewertet wird, ist von Siegel zu Siegel unterschiedlich.
Wir möchten Ihnen gerne helfen, den verwirrenden Siegeldschungel zu durchdringen und stellen Ihnen daher die 10 wichtigsten Gütesiegel vor:
CE
Jegliches Produkt, welches auf dem europäischen Markt gehandelt wird, muss dieses Zeichen tragen. Das CE- Zeichen bedeutet lediglich Communauté Européenne (Europäische Gemeinschaft) und gibt keine oder nur beschränkt Auskunft über die Schadstoffbelastung, da die Grenzwerte in Europa relativ hoch und zum Teil sogar nicht vorhanden sind. Es werden keine Qualitätskontrollen durchgeführt, daher bietet es keinerlei Qualitätsgarantie.
GS
Durch dieses Siegel kann der Spielzeughersteller freiwillig seine Spielwaren auf die Einhaltung der gesetzlichen Mindestanforderungen überprüfen. Die unabhängige und zertifizierte Stelle achtet darüber hinaus auch darauf, dass die getesteten Produkte einen sehr niedrigen Anteil (0,2 mg/kg) an PAK aufweisen. Zu beachten ist, dass das Zeichen in Verbindung mit der Prüfinstitution aufgeklebt ist (z.B. TÜV Rheinland, TÜV Rheinland LGA, TÜV Süd, TÜV Nord), da es ansonsten eine Fälschung sein könnte.
TÜV-Proof
Da dieses Siegel vom TÜV Rheinland stammt, entspricht der Anforderungskatalog dem des GS Siegels. Auch hier wird auf einen sehr niedrigen PAK-Wert geachtet. Um Fälschungen vorzubeugen, vergibt der TÜV Rheinland mit jedem Siegel auch eine Prüfnummer, welche auf der Internetseite überprüft werden kann.
ToxProof
Hierbei handelt es sich auch um ein Siegel des TÜV Rheinland. Um dieses Siegel zu bekommen, wird zunächst die Herstellung des Produktes überprüft um es dann auf Schadstoffe und Verunreinigungen zu untersuchen. Das Siegel kommt vor allem im Bereich von Farben, Lacken und Textilien vor und testet zusätzlich auf Speichel -und Schweißechtheit.
LGA tested
Die LGA – Tochterunternehmen von TÜV Rheinland– garantiert die Einhaltung der gesetzlichen Richtlinien, steht also für Qualitätsspielzeug bezüglich Sicherheit und Gebrauchstauglichkeit. Über den Schadstoffgehalt eines Produktes gibt es jedoch kaum Auskunft, da die gesetzlichen Grenzwerte für einige PKA, Weichmacher und Schwermetalle oft sehr hoch bzw. nicht vorhanden sind.
Öko-Tex Standard 100
Da dieses Siegel Textilien bewertet, ist es vor allem auf zertifizierten Plüschtieren zu finden. Das Prüfsystem ist weltweit einheitlich und umfasst eine umfangreiche Schadstoffprüfung. Dabei wird auf gesetzlich reglementierte Stoffe wie Formaldehyd und Pentachlorphenol als auch auf bekanntermaßen gesundheitsschädliche Stoffe wie Pestizide überprüft.
Die Öko-Tex-Institute setzen auf Transparenz: Auf der Website (http://www.oeko-tex.com/fileadmin/user_upload/ELO-Downloads/CI_Neuregelungen_2019_STANDARD_100_DE.pdf) können sich interessierte Konsumenten den Kriterienkatalog inklusive der Grenzwerte anschauen.
Blauer Engel
Dieses Zertifikat wird vom RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung vergeben. Um dieses Siegel zu erlangen müssen Holzspielzeuge strenge Kriterien bezüglich ihres Schadstoffgehaltes erfüllen. Ökologische Kriterien wie Holzgewinnung sowie soziale Bedingungen bei der Herstellung werden dabei genauso überprüft wie unter anderem der Gehalt synthetischen Duftstoffen und Flamm- und Holzschutzmittel.
VDE
Dieses Siegel bietet Sicherheit unter anderem hinsichtlich elektronischer, mechanischer, thermischer und toxischer Gefährdung bei sachgemäßem Gebrauch und wird daher bei elektronischen Spielzeugen verwendet. Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. bietet dem Hersteller eine freiwillige Prüfung an, die jedoch nichts über Schadstoffgehalt oder pädagogischen Wert aussagt.
Fair spielt
Dieses noch relativ unbekannte Siegel steht für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in den Spielzeugfabriken von Billiglohnländern. Damit greift Fair spielt die Probleme der heutigen Zeit auf, denn 80 % der international gehandelten Spielzeuge werden in der Volksrepubilk China produziert und das oft unter menschenrechtlich verwerflichen Konditionen für die Arbeiter. Mehr Informationen darüber gibt es unter www.fair-spielt.de
Spiel gut
Dieses Siegel gibt vor allem Auskunft über den pädagogischen Mehrwert eines Spielzeugs, aber auch materialtechnisch und hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit werden die Produkte bewertet. PVC-Plastikhaltige Produkte haben dabei keine Chance dieses Siegel zu bekommen, da das Material nicht wieder verwendbar ist. Das Siegel wird vom Arbeitsausschuss Kinderspiel + Spielzeug e.V. vergeben und ist damit unabhängig von der Spielwarenindustrie.
2. Weltverbands der Spielwarenindustrie ICTI
Der Weltverband der Spielwarenindustrie wurde 1975 gegründet und setzt sich seitdem für höhere Sicherheitsstandards bei der Produktion von Spielwaren ein. Mitglieder des Verbandes verpflichten sich weltweit freiwillig dazu, soziale Verantwortung zu übernehmen, auf faire und rechtmäßige Beschäftigung Ihrer Produzenten und deren Arbeitsplatzsicherung zu achten und dabei auf Umweltbelange einzugehen.
Spielwarenfirmen, die Mitglieder des Verbandes sind, verpflichten sich freiwillig, den ICTI-Verhaltenskodex zu folgen und damit folgende Kriterien einzuhalten:
– Die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen nach gesetzlichen Bestimmungen, wie Gesundheitsschutz-, Arbeitsschutzbestimmungen und Sicherheitsbestimmungen
– Kinder-, Zwangsarbeitsverbote, das Verbot von Diskriminierung am Arbeitsplatz sowie das Verbot seelischer und körperlicher Züchtigung
– Auszahlung von vorgeschriebenen Lohnzahlungen sowie gesetzlichen Leistungen bei Krankheit und Schwangerschaft, inklusive der Notfallversorgung
– Einhaltung von menschenwürdigen Arbeitskonditionen und Hygienebedingungen und der gesetzlich geregelten Arbeitszeiten
Bezüglich der Einhaltung dieser Kriterien sollen firmeninterne Kontrollen und externe Überprüfungen stattfinden. Bei der Umsetzung hapert es jedoch zum Teil, da die Praktiken oft nicht vollständig
nachvollziehbar beziehungsweise transparent sind.
In Deutschland werden die Ziele des Verbandes durch den Deutschen Verband der Spielwarenindustrie e.V. vertreten. Interessierte finden unter http://www.dvsi.de/ zahlreiche Informationen über Spielwaren.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Dies gilt vor allem, wenn es um die Gesundheit der schutzwürdigsten Mitglieder unserer Gesellschaft – den Kindern – geht. Durch Siegel und Vorschriften wird es im dichten Spielzeugdschungel übersichtlicher. Durch freiwillige Mitgliedschaften von Spielwarenherstellern in speziellen Verbänden werden dem Kunden gesetzkonforme Handlungsweisen und die Übernahme sozialer Verantwortung suggeriert während Gütesiegel auf Spielwaren die Kontrolle bezüglich Sicherheitsstandards von unabhängigen Instituten versichern. Neben Siegeln, die nur die gesetzlichen Mindestanforderungen überprüfen, wie beispielsweise das CE Zeichen und LGA tested gibt es zusätzlich Siegel, welche den Träger als pädagogisch, ökologisch oder sozial besonders wertvoll bestätigen. Beim Kauf von Spielwaren sollte man auf die Echtheit des Siegels achten, welche durch Prüfnummern bestätigt werden.
Ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit ist also unabdingbar und notwendig um Sicherheitsrisiken vorzubeugen. Hat man sich jedoch einmal mit diesem Thema auseinandergesetzt, fällt es umso leichter, die richtigen Produkte auszuwählen und dem Kind längere Freude an seinem Spielzeug zu verschaffen.
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