Was ist das Gruppenpuzzle?
Das Gruppenpuzzle ist eine kooperative Lernmethode und kein Bilderpuzzle, sondern eine Methode der thematischen Gruppenarbeit. Auf Englisch wird diese Methode als „jigsaw“ bezeichnet und lehnt sich an das englische Wort „saw“ für Säge an.
Hierbei wird ein Wissensinhalt in mehreren Etappen und unterschiedlichen Gruppen in Teilen bearbeitet und anschließend als Großthema zusammengeführt.
Es kann am besten umschrieben werden als Themenpuzzle, wobei die Puzzleteile die Unterthemen darstellen. Beim Gruppenpuzzle wird ein Hauptthema in mehrere Unterthemen aufgeteilt, in der Folge einzeln bearbeitet und anschließend in gemeinsamer Arbeit wieder zum Großthema gebündelt.
Lernende ändern dabei ihre Gruppenpartner in drei Phasen: Sie arbeiten abwechselnd in Stammgruppen, dann in sogenannten Expertengruppen und abschließend wieder in ihren Stammgruppen.
In den Stammgruppen wird das ganze Puzzle angeschaut, also das komplette Thema. In den Expertengruppen geht es um einen Baustein, also ein Unterthema.
Bedingungen für den Einsatz
Um mit dem Gruppenpuzzle fruchtbar arbeiten zu können, bedarf es:
- eines komplexen, größeren, ergiebigen Themas
- eines Themas mit gut abgrenzbaren Teilbereichen
- einer größeren Gruppe ab 10 Kindern
- eines Zeitfensters von rund 1 bis 2 Stunden
- akustisch abtrennbarer Örtlichkeiten und
- im optimalen Fall ausreichend Endgeräte wie Unterthemen (zur Recherche- und Präsentationszwecken)
Das Gruppenpuzzle im Ablauf
Die Arbeit an einem Gruppenpuzzle besteht aus drei Phasen. In diesen drei Schritten befassen sich die Schüler aus unterschiedlichen Blickwinkeln und in verschiedener Intensität mit einem großen Thema. Dieses Thema bedarf der Aufteilung in untergeordneten, inhaltlich gut abgrenzbaren kleineren Themenfeldern.
Vorbereitung
Die inhaltliche und strukturelle Vorbereitung erfolgt im Normalfall durch die Lehrkraft. Diese bereitet Informationsmaterial vor, indem Fachtexte, Bildmaterial, Experimentbeschreibungen oder auch Erklärvideos auf Endgeräten übertragen oder als Kopiermaterial gebündelt werden. Diese Vorbereitung kann natürlich mit entsprechendem Vorlauf auch als Arbeitsauftrag an die Schüler vergeben werden.
Anschließend wird das Gesamtthema in mehrere Bausteine unterteilt. Dabei gibt es hier unterschiedliche Möglichkeiten. Denkbar ist beispielsweise die Unterteilung in verschiedene
- Aspekte,
- Unterthemen oder
- Fokusse.
Es wird eine Unterteilung in 3, 4 oder 5 Unterfeldern empfohlen, dementsprechend beträgt eine sinnvolle und in gleichstarke Gruppen aufzuteilende Schüleranzahl 12, 16 oder 20 Lernende. Kleine Abweichungen in der Gruppenstärke sind natürlich möglich.
An diesem Punkt ist die Vorarbeit beendet. Es ist jedoch wichtig, dass die Lehrkraft vor Beginn der Arbeit den Schülern einleitend einen groben Überblick über das Thema gibt. Dann kann es losgehen.
Phase 1
Die Schüler verteilen sich auf mehrere, etwa gleich große Stammgruppen. Die Anzahl der Schüler in einer Stammgruppe sollte dabei nicht kleiner sein als die Unterthemen. Die Schüler in jeder Stammgruppe teilen die verfügbaren Themenfelder unter sich auf. Ein oder mehrere Lernende entscheiden sich also für ein Unterthema, das sie anschließend in der zweiten Phase bearbeiten wollen. Das Unterthema wird als Baustein betrachtet.
Die Lehrkraft muss dabei zwei Dinge im Blick haben: Alle Unterthemen müssen zum Schluss dieser Phase vollständig an die Lernenden in den Stammgruppen vergeben worden sein. Dabei sollten die jeweiligen Bausteine auf eine annähernd gleiche Anzahl von Kindern verteilt sein.
Phase 2
In dieser Phase ändert sich die Gruppenzusammensetzung. Die Stammgruppen lösen sich auf, und die jeweiligen Experten schließen sich zu Expertengruppen zusammen. Es entstehen demnach genauso viele Expertengruppen, wie es Themenbausteine gibt.
Mehrere Experten des gleichen Unterthemas klären nun gemeinsam offene Fragen und Missverständnisse, definieren einen roten Faden und erstellen eine Struktur. Die Mitglieder der Expertengruppen sind nun zu Experten ihres Unterthemas geworden.
Phase 3
Die Experten aus allen Expertengruppen kommen nun wieder in ihre ursprüngliche Stammgruppe zusammen. Sie können nun ihr Wissen mit den anderen Teilnehmern der Stammgruppe teilen.
Pädagogisches Grundkonzept
Zum Gruppenpuzzle gehört ein pädagogisches Konzept. Dieses besteht in Äquivalenz zu den Arbeitsphasen ebenfalls aus drei Stufen:
- individuelle Einzelerarbeitungsphase
- kooperative Erarbeitungsphase innerhalb der Expertengruppe eines Bereichs
- Vermittlungsphase bzw. das Präsentieren in der Stammgruppe
Vor- und Nachteile des Gruppenpuzzles
Vorteile
Lehrkräfte können die Gruppenpuzzles in unterschiedlichen Fächern zur Aufbereitung größerer Themen verwenden. Besonders Sachunterricht, Geschichte oder Biologie bieten reichhaltige Themenbereiche. Zudem können auch Experimente in Chemie oder Physik als Gruppenpuzzle aufbereitet werden.
Auch die Schüler profitieren von einem Gruppenpuzzle in vielerlei Hinsicht:
- sie müssen sich Themen selbst erarbeiten, was die Merkfähigkeit und den Lernerfolg steigert,
- die Lernenden interagieren in der Gruppe, wodurch stärkere Schüler schwächere Schüler „mitziehen“, gleichzeitig arbeitet jeder Einzelne auch selbständig
- die Schüler entscheiden sich selbständig für ein Unterthema, wodurch das interessengeleitete Wissen gestärkt wird
- sie üben den Fokus auf das Wichtigste und auf Kernaussagen
- soziale Kompetenz wird geübt
- ein gemeinsames Ziel wird angestrebt und
- große Themen werden handlich aufbereitet und übersichtlich präsentiert
Nachteile
Das Gruppenpuzzle ist nicht für alle Themen geeignet, beispielsweise ist der Einsatz in Mathematik schwierig. Kleinere oder knapp umrissene Themen oder zu kleine Gruppen eignen sich nicht zur Aufbereitung mit dieser Methode.
Dazu ist die Vorbereitung eines Gruppenpuzzles sehr aufwändig und bedarf dementsprechend ausreichend Vorlauf. Des Weiteren bedarf ein Gruppenpuzzle eines Zeitfensters von mindestens einer Stunde und ist dient nicht als schneller Lückenfüller.
Kooperatives Lernen
Kooperatives Lernen ist eine Form der Gruppenarbeit. Dabei arbeiten die Schüler an Aufgaben, deren Lösung sie nur zusammen erschließen können.
Bildquellen
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Quellen
- https://lehrerfortbildung-bw.de/st_kompetenzen/weiteres/projekt/projektkompetenz/methoden_a_z/gruppenpuzzle/
- https://lehrerfortbildung-bw.de/st_if/bs/if/unterrichtsgestaltung/methodenblaetter/gruppenpuzzle.html
- https://uol.de/f/1/inst/paedagogik/personen/hilbert.meyer/Gruppenpuzzle-einzeln.pdf
- https://www.uni-due.de/imperia/md/images/zfh/mentoring-tutorien/gruppenpuzzle.pdf
- https://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/ab_695270_x2q8er_gruppenpuzzle.pdf
- https://unterrichten.zum.de/wiki/Gruppenpuzzle
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