Externalisierung: Die Loslösung von problematischen Mustern

Ein gezeichneter Kopf, aus dem Schmetterlinge aufsteigen.

Einführung in das Konzept der Externalisierung

Die Externalisierung ist ein zentraler Bestandteil vieler therapeutischer Ansätze und beschreibt die Technik, ein Problem oder einen inneren Konflikt als etwas außerhalb der eigenen Person zu betrachten. Der Begriff wurde vor allem durch die narrative Therapie geprägt, findet jedoch auch in anderen Therapieformen Anwendung. Ziel ist es, Klienten zu ermöglichen, sich von problematischen Mustern, Gedanken oder Gefühlen zu distanzieren, um neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Durch die Externalisierung wird das Problem nicht länger als untrennbarer Bestandteil des Selbst wahrgenommen, sondern als eigenständige Einheit, die beeinflusst und verändert werden kann.

Grundlagen der Externalisierung

Definition und Ursprung

Der Begriff der Externalisierung stammt aus der narrativen Therapie, die von Michael White und David Epston entwickelt wurde. Er bezeichnet das Vorgehen, bei dem Probleme durch sprachliche und visuelle Mittel aus dem Inneren des Individuums „herausgeholt“ und als externe, greifbare Objekte dargestellt werden. Diese Technik ermöglicht es, eine klare Trennung zwischen der Person und ihrem Problem zu schaffen, was eine entscheidende Voraussetzung für Veränderungsprozesse ist.

Theoretische Hintergründe

Die Externalisierung basiert auf der Annahme, dass Menschen nicht ihre Probleme sind. Diese Unterscheidung schafft Raum für Veränderung. Sie steht im Gegensatz zu pathologisierenden Ansätzen, die oft die Identität eines Klienten eng mit dessen Schwierigkeiten verknüpfen. In der narrativen Therapie wird außerdem betont, dass unser Erleben und Verhalten stark von den Geschichten geprägt ist, die wir über uns selbst und unsere Welt erzählen. Indem das Problem externalisiert wird, können Klienten beginnen, diese Geschichten zu hinterfragen und neu zu schreiben.

Ein Mann auf einem Felsen, über ihn eine Wolke.

Anwendungsbereiche der Externalisierung

Individuelle Therapie

In der individuellen Therapie wird die Externalisierung häufig genutzt, um emotionale Distanz zu schaffen und die Kontrolle über belastende Probleme zu stärken. So kann ein Klient, der unter starker Angst leidet, diese als eine externe Entität beschreiben, etwa als „kleine schwarze Wolke“, die gelegentlich auftaucht. Diese Darstellung hilft dabei, die Angst nicht als unlösbaren Teil des Selbst, sondern als etwas Beeinflussbares zu betrachten. Ähnliche Anwendungen gibt es bei Selbstkritik, die oft als „innere Stimme“ dargestellt wird, oder bei traumatischen Erinnerungen, die metaphorisch als „Schatten der Vergangenheit“ beschrieben werden.

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Paar- und Familientherapie

In der Paar- und Familientherapie kann die Externalisierung Konflikte entschärfen, indem das Problem nicht mehr als Merkmal einer Person, sondern als gemeinsames Hindernis betrachtet wird. Zum Beispiel könnte ein Paar, das unter wiederkehrenden Streitereien leidet, diese als „Streit-Wirbelsturm“ beschreiben, der beide beeinflusst. Statt einander Schuld zuzuschreiben, arbeiten die Partner gemeinsam daran, den Wirbelsturm zu entschärfen. Dies fördert Empathie und Zusammenarbeit innerhalb der Beziehung. Auch in der Arbeit mit Familien, die unter Rollenkonflikten oder Kommunikationsproblemen leiden, zeigt sich die Externalisierung als hilfreiche Methode.

Eine Zeichnung zeigt einen Menschen mit geöffneter Schädeldecke, aus der Planeten aufsteigen.

Methoden der Externalisierung

Verbale Techniken

Die verbale Externalisierung erfolgt durch die bewusste Wahl von Sprache. Probleme werden personifiziert, mit Metaphern versehen oder als externe Entitäten beschrieben. Ein Therapeut könnte beispielsweise fragen: „Wie beeinflusst die Angst Ihr Leben?“ oder eine Metapher verwenden wie: „Stellen Sie sich Ihre Wut wie einen Vulkan vor, der ab und zu ausbricht.“ Solche sprachlichen Ansätze erleichtern es den Klienten, Abstand zu gewinnen und die Dynamik des Problems besser zu verstehen.

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Kreative Ansätze

Kreative Methoden wie Zeichnungen, Collagen oder Rollenspiele bieten eine visuelle und spielerische Form der Externalisierung. Sie können besonders bei Kindern oder künstlerisch orientierten Klienten effektiv sein. Ein Klient könnte sein Problem malen, ihm einen Namen geben und in Dialog mit ihm treten. Beispielsweise könnte jemand seine Prüfungsangst als „Knorzi, den schwarzen Knoten“ zeichnen und Strategien entwickeln, um „Knorzi“ zu kontrollieren. Diese Herangehensweise ermöglicht eine neue Beziehung zum Problem, die von Neugier und Kreativität geprägt ist.

Vorteile und Grenzen der Externalisierung

Die Externalisierung bietet zahlreiche Vorteile, sowohl für Klienten als auch für Therapeuten. Zu den wichtigsten Vorteilen zählen:

  • Stärkung der Autonomie: Klienten erkennen, dass sie nicht ihre Probleme sind, sondern aktiv auf diese Einfluss nehmen können.
  • Förderung von Kreativität: Die distanzierte Perspektive eröffnet neue Denk- und Handlungsmöglichkeiten.
  • Erleichterung schwieriger Gespräche: Über belastende Themen zu sprechen fällt oft leichter, wenn sie als externe Entitäten betrachtet werden.
  • Reduktion von Schuld- und Schamgefühlen: Klienten fühlen sich weniger verantwortlich für ihr Problem und entwickeln stattdessen eine konstruktive Haltung.

Trotz ihrer Wirksamkeit hat die Externalisierung auch Grenzen. Sie setzt ein Mindestmaß an Reflexionsfähigkeit und Abstraktionsvermögen voraus, was bei einigen Klienten, beispielsweise in akuten psychotischen Zuständen, eingeschränkt sein kann. Zudem besteht die Gefahr, dass Klienten das Problem zu stark abspalten und es nicht ausreichend integrieren. Eine achtsame Begleitung durch den Therapeuten ist daher entscheidend.

Praxisbeispiele und lebensweltliche Bezüge

Beispiel: Umgang mit Prüfungsangst

Ein Student, der unter starker Prüfungsangst leidet, wird ermutigt, diese Angst zu zeichnen. Er malt sie als kleinen schwarzen Knoten. In der Sitzung gibt er diesem Knoten den Namen „Knorzi“ und beschreibt, wie er sich verhält. Der Knoten zieht sich beispielsweise vor einer Prüfung zusammen, lockert sich aber, wenn der Student gut vorbereitet ist. Durch diese Methode gelingt es dem Studenten, die Angst zu entmystifizieren und Strategien zu entwickeln, um „Knorzi“ in den Griff zu bekommen. Diese Visualisierung hilft ihm, die Angst als etwas Beeinflussbares zu betrachten.

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Beispiel: Familientherapie und Konfliktbewältigung

In einer Familie mit häufigen Streitigkeiten wird der Konflikt als „der große Grummelbär“ dargestellt. Gemeinsam überlegen die Familienmitglieder, was den Grummelbär füttert und wie man ihn zähmen könnte. Diese Methode reduziert die Schuldzuweisungen innerhalb der Familie und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Die Externalisierung des Problems ermöglicht es allen Beteiligten, lösungsorientiert zu handeln und Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen, ohne dabei Schuldgefühle zu verstärken.

Fazit

Die Externalisierung ist ein wertvolles Werkzeug in der therapeutischen Arbeit, das Klienten hilft, ihre Probleme aus einer neuen Perspektive zu betrachten und kreative Lösungswege zu finden. Indem Probleme als externe Einheiten betrachtet werden, entsteht Raum für Veränderung und neue Handlungsansätze. Obwohl sie nicht für alle Klienten oder Situationen geeignet ist, zeigt die Externalisierung in vielen Kontexten beeindruckende Ergebnisse und bereichert das therapeutische Repertoire. Mit einer bewussten und individuellen Anwendung kann sie dazu beitragen, dass Klienten ihre Herausforderungen besser bewältigen und nachhaltige Veränderungen erzielen.

Bildquellen

  • Pexels @ Tara Winstead
  • Unsplash @ Jonny Gios
  • Pixabay @ Piyapong Saydaung
  • Pixabay @ Dmytro_R

Quellen

  • https://www.socialnet.de/rezensionen/27050.php
  • https://www.systemloesungen-hisl.de/lexikon/externalisierung/
  • https://www.carl-auer.de/die-zahmung-der-monster
  • https://ist.or.at/wp-content/uploads/2021/02/Unterholzer-Externalisieren.pdf
  • https://bessergesundleben.de/was-ist-narrative-therapie-und-wofuer-wird-sie-eingesetzt/
  • https://www.carl-auer.de/magazin/systemisches-lexikon/externalisierung
  • https://ifrhamburg.de/ifr/narrative-therapie-und-beratung/
  • https://www.ispf-hamburg.de/externalisierung

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