Mit Ikigai und 10 Regeln für mehr Lebenssinn im Alter

Die Insel der Glücklichen

Die 10 Regeln des Ikigai bieten ein Grundgerüst für ein sinnvolles, zufriedenes Leben. Aufgestellt haben sie die Autoren eines der neuesten Buches über Ikigai: „Ikigai – Gesund und glücklich hundert werden“ von Francesc Miralles und Héctor García, erschienen 2017.

Die Autoren haben einen großen Teil der Bewohner der japanischen Insel Okinawa befragt, jene Insel mit den weltweit höchten Anteil 100-jähriger – und den wohl glücklichsen Menschen. Ihre 10 Regeln haben sie aus den Antworten der betagten Glückspilze destilliert. Sind wurden schnell ein neuer Teil der alten Geschichte des Ikigai – der japanischen Formel für mehr Lebenssinn.

Ikigai: 10 Regeln für Glück im Alter

Wie können sich Menschen auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens in einer Richtung entwickeln, die den Anforderungen aller fünf Grundprinzipien des japanischen Ikigai entspricht – und dies als betagte, auch kranke Menschen jenseits der 80?

Die 10 Regeln des Ikigai geben dazu Anweisungen und Impulse. Sie werden im Okinawa-Buch aufgrund der Antworten der glücklichen alten Bewohner wie folgt zusammengetragen:

• Zeitlebens aktiv bleiben, sich nie zur Ruhe setzen: Immer eine Aufgabe zu haben, immer wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein, anderen zu helfen, statt sich helfen zu lassen.
• Ruhe bewahren: Hektik vermeiden, Prioritäten setzen.
• Wenig essen: Reichliches Essen führt zu Trägheit.
• Freundschaften pflegen: Inmitten von Menschen, die wir lieben, sind wir auch von Wohlwollen und Unterstützung umgeben.
• Fit bleiben: Körperliche Aktivität hat viele Formen.
• Lächeln: Mit einem Lächeln begrüßt man am besten auch schwere Tage.
• Seit in der Natur: Waldspaziergänge, auf einem Rasen liegen, in einem See schwimmen, diese Naturkontakte erden uns.
• Dankbarkeit üben: Danken wir für all das, was uns umgibt, so schätzen wir es wert.
• Leben im Jetzt: Vergangenheit und Zukunft sind voller vergangener oder eingebildeter Sorgen. Das Jetzt ist rein und voller Glück.
• Folge dem Ikigai: Welche Talente schlummern, was liegt einem, was liebte man schon als Kind? Darin findet sich der Grundstein für das Glück im Alltag.

10 Bedingungen für Ikigai

Es gibt darüber hinaus 10 Voraussetzungen, die nötig sind, um Ikigai zu erreichen, sein Inneres darauf vorzubereiten und das Ikigai zu bewahren.

• Selbstreflexion: Selbstreflexion ist der erste Schritt, um Ikigai zu entdecken.
• Leidenschaften finden: Welche Dinge erfüllen uns, was macht uns glücklich?
• Fokus auf die Stärken legen: Ein Blick auf das, was man beherrscht, ist wichiger als ein Blick auf unsere Defizite.
• Der Intuition folgen: Das Herz steht vor dem Verstand.
• Balance: Eine ausgewogene Lebensweise.
• Neugierde: Mit offenem Herz der Welt begegnen.
• Sich inspirieren lassen: Welche Menschen geben Inspiration? Gemeinschaft suchen mit inspirierenden Menschen.
• Hindernisse überwinden: Ikigai bedeutet nicht unbedingt ein unbeschwertes Leben. Es macht das Leben gefestigter, es macht den Menschen resilienter, schützt jedoch nicht vor Schicksalsschlägen.
• Glück teilen: Ikigai wirkt am besten in Gemeinschaft, bei Gleichgesinnten, in der Gruppe.
• Geduldig sein: Das Finden und Verwirklichen des Ikigai kann viele Jahre dauern und verändert sich mit den Lebensphasen. Geduld und Kontinuität sind daher wichtig.

Positive Auswirkungen auf Psyche und Körper

Die 10 Regeln des Ikigai ermöglichen es, motiviert und zufrieden seine täglichen Aufgaben zu erledigen, sowie Schritt für Schritt sich von negativen Dingen, Menschen und Einstellungen zu befreien. Das Ikigai Modell stärkt das Durchhaltevermögen und die Ausdauer hinsichtlich der Herausforderungen des Lebens. Es steigert somit die Lebenszufriedenheit und die Resilienz. Da problematische Gedankenmuster langfristig auch die körperliche Gesundheit beeinträchtigen, tragen die 10 Regeln mitunter auch dazu bei, länger und gesünder zu leben. Dies zeigt eindrücklich die großangelegte Ohsaki-Studie der Universität Tōhoku in Sendai, wonach über 7 Jahren der Studienlaufzeit jene Studienteilnehmer die höchste Mortalität aufwiesen, die anfangs behauptet hatten, ihr Leben habe keinen Sinn.

Was können heutige Senioren von den Okinawaer lernen?

Die betagten Okinawaer leben in einem natürlichen Familienrahmen von Gemeinschaft und sinnvollen Aufgaben, die dieser direkt zugute kommen. Sie sind angesehen, ihr Erfahrungsschatz wird hochgeschätzt. Dies ist heute vielerorts in der westlichen Welt anders. Die Wertschätzung scheint mit fortschreitendem Alter abzufallen, die Gemeinschaft schwindet, nicht wenige Senioren werden geradezu isoliert.

Es gilt also dies, was die alten Menschen auf Okinawa haben und leben, auch unter eher widrigen Bedingungen heutiger Zeiten so gut wie möglich wiederherzustellen.

Gesellschaft statt Einsamkeit

In Einzimmerwohnungen und weit weg von ihren Familien, in Pflegeheimen oder vereinsamt in Großstädten kämpfen viele alte Menschen mit Einsamkeit. Ein soziales Netz findet sich jedoch in Tageseinrichtungen für Senioren, in VHS-Kursen oder in Parks. Auch gemeinsame Reisen oder Sportangebote für Senioren können dazu führen, eine Gemeinschaft mit Gleichgesinnten zu finden.

Hobbys pflegen

Socken für Obdachlose stricken oder Mützchen für Neugeborenenstationen häckeln, Kindern in Kitas und Schulen vorlesen, Nachhilfeunterricht geben, Hunde- oder Katzensitting: All diese Tätigkeiten sind auch für ältere Menschen meist noch gut zu bewältigen. Dazu stellen all diese Dinge eine Hilfe für andere Menschen dar und werden daher als sinnstiftend erlebt.

Helfen

Häufig kann man der Familie, den Freunden oder Nachbarn mit kleinen Gesten helfen: Einen Kuchen backen zum Geburtstag, eine Runde mit dem Hund Gassi gehen, eine Runde Karten spielen mit dem einsamen Nachbar. Viele Menschen warten, gefragt zu werden, es ist ein Gewinn, sich anzubieten, Teil zu sein von einer Veranstaltung, Stütze bei der Betreuung eines Haustiers zu sein oder Geselligkeit zu spenden.

Gesund bleiben

Bewegung in Form von Sport oder Spaziergängen kann als tägliche Routine den Körper beweglich halten und hat auch sehr positive Auswirkungen auf die Psyche und das allgemeine Wohlbefinden. Doch auch das Essverhalten hat meist einen beträchtlichen Einflussfaktor auf die Gesundheit. Okinawas Bewohner aßen wenig und gesund, mit Muße und in Gemeinschaft.

Naturnähe pflegen

Innere Ruhe und Verbundenheit erleben viele Menschen in der Natur. Die Natur hetzt uns nicht, bewertet uns nicht, sie nimmt uns unvoreingenommen bei und in sich auf. Wie alt wir sind, wie gebrechlich, wie langsam wir gehen, wie schlecht wir hören – dies kann in der Natur völlig unerheblich werden. Die Natur umhüllt uns als seinesgleichen. Viele Menschen erleben auf Naturspaziergängen ein Gefühl von Vereinigung und Einssein.

Bildquellen

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Quellen

• Francesc Miralles, Héctor GarcíaIkigai: Gesund und glücklich hundert werden. Allegria, 2017.
• https://de.wikipedia.org/wiki/Ikigai
• https://www.einfachganzleben.de/meditation-achtsamkeit/ikigai-mit-10-regeln-deinen-lebenssinn-finden
• https://praxistipps.chip.de/ikigai-modell-wie-sie-das-japanische-konzept-im-alltag-umsetzen_144052
• https://www.resilienz-akademie.com/resilienz-staerken-mit-japanischen-lebenssichtweisen/
• https://www.stern.de/gesundheit/die-inseln-der-100-jaehrigen–warum-die-menschen-auf-okinawa-so-alt-werden-9490074.html
• https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18596247/