Warum Tiere für Senioren wichtig sind
Studien deuten an, dass mit der Haltung eines Haustieres erhebliche Vorteile einhergehen. Dies gilt unabhängig vom Alter des Halters. Ein Haustier bringt aber vor allem Senioren riesige Vorteile, die sich sowohl auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirken.
Obwohl die Tiere je nach Tierart oder -charakter, Haltungsform und Beschäftigungsbedarf natürlich unterschiedliche Dinge einfordern, fordern sie alle grundlegende Dinge:
- Reinlichkeit des Käfigs oder der Box
- Körperpflege und Streicheleinheiten
- Zuwendung
- Ernährung
- Aktivitäten und Abwechslung
- häufig auch: Kontakt zu Artgenossen
Dies alles fordern die Tiere durchweg täglich und auch regelmäßig. Dies strukturiert den Tag, verlangt kontinuierlichen Fokus auf die Bedürfnisse, fordert heraus und bietet eine wiederkehrende Aufgabe. Ein Haustier belohnt Senioren mit einem Lebenssinn, hohem Aktivitätslevel, Zuwenung und meist auch guter Gesundheit.
Körperliche und gesundheitliche Vorteile
Senkung des Blutdrucks und des Stresslevels
Durch den Umgang mit Tieren wird die allgemeine körperliche Aktivität der Senioren erhöht. Allein pflegerische Aufgaben, wie die Tiere mit Futter und Reinigungsaufgaben zu umsorgen, gehen mit einem erhöhten Bewegungsbedarf einher. Hunde fordern die Besitzer besonders stark, denn sie verlangen körperliche Aktivität und müssen regelmäßig und mehrmals am Tag zum Gassi geführt werden. Aber auch andere Tiere wie Katzen oder Nagertiere verlangen Beschäftigung und wollen gesehen und gepflegt werden.
Diese zusätlichen täglichen und unerlässlichen Handgriffe, Reinigungsaufgaben und Aktivitäten erhöhen die körperliche Aktivität von Senioren um ein Beträchtliches. Sie regen den Kreislauf an, üben die Muskelkraft und die Ausdauer.
Der Umgang mit Tieren kann Senioren vor allem bei chronischen Leiden helfen oder Schmerzzustände lindern und allgemein ihr Wohlbefinden verbessern. Durch Ablenkung, Bewegung und Fokus auf andere Wesen als auf sich selbst können Schmerzen gelindert werden oder die Schmerzzustände werden häufig nicht mehr als so heftig empfunden.
Überdies haben Studien gezeigt, dass der Besitz eines Haustieres das Risiko senkt, an Herzerkrankungen zu leiden. Hundebesitzer haben beispielsweise niedrigere Cholesterinspiegel als Menschen ohne Hunde. Ebenfalls reduziert der Umgang mit Tieren das Stresslevel eines Menschen. Dabei wird der Blutdruck langfristig gesenkt, was in der Folge das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermindert – einer der häufigsten Todesursachen im Alter.
Allgemein bleiben Senioren länger fit und aktiv, wenn sie sich um ein Haustier kümmern.
Verbesserung der körperlichen Fitness durch Spaziergänge mit Haustieren
Es ist wichtig zu betonen, dass ein Haustier nicht erst dann einziehen sollte, wenn bereits gesundheitliche Probleme sich verfestigt haben. Im Gegenteil: Je früher Menschen von Tieren begleitet werden, desto länger bleiben sie fit und im Idealfall kommt es dadurch erst gar nicht zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Gesunde Senioren sind ohnehin aktiver, auch aus eigenem Antrieb und weil sie sich von ihrem Körper noch voll unterstützt fühlen. Dennoch machen auch natürliche Alterserscheinungen den meisten zu schaffen. Um die Fitness zu erhalten, ist ein Haustier eine von vielen Möglichkeiten, dazu vermutlich die schönste.
Dass Hunde durch die Notwendigkeit, mit ihnen Gassi zu gehen, das Aktivitätslevel ab dem ersten Tag des Einzugs beim Menschen verändern, ist hinlänglich bekannt.
Können auch Katze, Hamster oder Wellensittich ihren menschlichen Besitzer ebenfalls zur körperlicher Bewegung anregen? Ja, wenngleich nicht in ähnlich hohem Maße. Denn jedes Tier benötigt Fressen, Spiel- und Beschäftigungsutensilien, Pflegebedarf und manches Mal auch einen Tierarztbesuch – für all diese Dinge muss der Besitzer aus dem Haus und unterwegs sein, sich in Bewegung setzen. Aber auch im Haus oder der Wohnung bewegen sich Tierbesitzer viel häufiger von einem Zimmer ins nächste oder stehen häufiger auf oder gehen in die Hocke, statt sitzend den Tag zu verbringen.
Länger im Bett bleiben am Morgen? Kaum vorstellbar, wenn die Katze miaut, um ihren Fressnapf einzufordern. Vor Erschöpfung oder einfach weil „nichts weiter los ist“ bereits am späten Nachmittag ins Bett gehen? Keine gute Idee, wenn das Zwergkanninchen noch sein Futter und seine Streicheleinheit verlangt.
Mentale und emotionale Vorteile
Gassi gehen mit einem Hund, zum Friseur mit dem Pudel, das Streicheln der Katze beim Zeitungslesen – dies alles sind emotional wertvolle Interaktionen. Ein Spaziergang mit dem Hund bietet zudem Kontaktmöglichkeiten und manches Mal auch regen sozialen Austausch. Hundefutter kaufen oder zum Tierarzt gehen bedeuten Kommunikationsgelegenheiten. Dazu bahnen diese Tätigkeiten auch häufig neue Situationen an, auf die der Tierbesitzer sich einstellen darf – was das Leben reizvoll und abwechslungsreich macht.
Dies hat auf emotionale und pschologische Ebene unzählige Vorteile, wirkt vorbeugend bei Einsamkeit und Depression und ermöglicht allgemein einen wieder tief empfundenen Lebenssinn.
Reduktion von Einsamkeit und Depressionen
Ein Haustier ist auch ein Gefährte. Und was für einer!
Ein Haustier ist immer da. Seine Präsenz fegt Einsamkeitsgefühle hinfort und gibt Senioren das Gefühl, nicht alleine zu sein. Dabei sind alle Tiere, auch „stillere“ und jene, die im Käfig gehalten werden, durchaus präsent: Entweder durch ihr Herumstreichen, wie bei Hund und Katze, oder durch eine akustisch sehr dominante Präsenz wie bei Hamster, Kaninnchen und Wellensittich. Schon die typische Geräuschkulisse, die ein Tier durch sein Rascheln, Tapsen, Knabbern, Rufen oder Singen entwickeln kann, lässt das Gefühl aufkommen, dass man einen Gefährten in der Nähe hat.
Ebenfalls ist die Bedürftigkeit der Tiere und ihre Abhängigkeit von uns eine Komponente, die auf psychische Ebene sehr starke positive Auswirkungen auf das Innenleben hat. Ist ein Mensch im Alter nur für sich selbst verantwortlich, so kommt es nicht selten vor, dass er sich zunehmend vernachlässigt. Wozu frische Kleidung anziehen, wenn doch ohnehin kein Besuch kommt? Wozu kämen, wenn man nicht vor die Tür geht? Wozu kochen, wenn man alleine isst? Dies wiederum vermindert mit der Zeit das Selbstwertgefühl.
Nicht nur für sich selbst verantwortlich zu sein, ist stark impulsgebend für alle Arten von Selbstfürsorge. Gassi gehen? Futter kaufen? Das bedeutet auch anziehen und Haare kämen. Mein Tier mag nicht alleine sein und zerkratzt womöglich meine Tapeten, wenn ich mal nicht da bin? Es braucht mich also und meine Anwesenheit tut einem anderen Wesen gut! Auch das Füttern des Tiers baut beispielsweise das Selbstwertgefühl auf, da es als sinnvolle Aktivität empfunden wird.
Förderung von sozialen Kontakten durch gemeinsame Aktivitäten mit Tieren
Tierliebe verbindet. Häufig treffen sich Tierbesitzer beim Gassigehen oder vor dem Futterregal im Einkaufsladen. Auch Tierbedarfsläden verbinden Menschen, denn wer hier regelmäßig zu Gast ist, kann mit den Verkäuferinnen nicht an der Kasse stehen, sondern häufig auch im Austausch gehen zu den Lieblingstieren und deren Bedürfnissen.
Auch finden Tierbesitzer häufiger ins Gespräch miteinander, sobald sie sich als solchen zu erkennen geben. Tiere sind sympathieträger und somit eine gute Gelegenheit, auch mit Menschen ohne Tiere Smalltalk im Hausflur oder in der Straße zu unterhalten.
Tiere im Alters- und Pflegeheim
Wie auch bei der Tierhaltung in der Schule bedeutet die Haltung oder der zeitweise Besuch eines Tieres in einer Pflegeeinrichtung bestimmte Überlegungen zur Hygiene, zum Schutz vor Ansteckung und der Verletzungsgefahr. Dazu sollten die Tiere natürlich charakterlich sehr stabil sein, ruhig und gelassen auch bei hektischen Bewegungen bleiben können, nicht bellen oder zwicken und sich streicheln lassen. Gut überlegt und planvoll angegangen können Tiere im Altersheim auch kurzfristig einen sehr positiven Effekt auf die Stimmung und das Verhalten der Bewohner haben.
Gerade für Senioren, die wenig Besuch bekommen, sind Tiere zur Besuch aufs Zimmer oder in Gemeinschaftsräumen eine sehr emotionale Gelegenheit, weil sie allein durch ihre Präsenz Geborgenheit und Liebe symbolisieren. Gruppenräume werden häufiger von den Einwohnern besucht, sobald Tiere anwesend sind, Ausflüge nach draußen häufiger gemacht, wenn der „Haushund“ mitdarf.
Dazu profitieren auch jene betagten Menschen, die unter Alzheimer oder Demenz leiden. Durch die Interaktion mit den Tieren wird die Erinnerungsfähigkeit, die Mitteilungsfähigkeit und allgemeine Kommunikationsfähigkeit aktiviert.
Praktische Überlegungen
Geeignete und ungeeignete Tiere für Senioren
Möchtest Du ein Haustier für einen älteren Verwandten auswählen, so ist es wichtig, so sind einige Vorüberlegungen von Bedeutung:
- Wie ist das Alter des Senioren?
- Wie ist die körperliche Belastungsfähigkeit?
- Wie groß ist die Wohnung, gibt es genügend Auslaufmöglichkeiten oder Beschäftigungsweisen?
- Welche Grundbedürfnisse hat das ausgewählte Tier?
- Welche Grundbedüfnisse hat das zukünftige Frauchen/Herrchen?
- Bringt das Tier eventuell (durch Züchtung o.ä.) Krankheiten mit sich, die die Haltung/Umgang erschweren?
- Kann jemand aus der Familie das Tier im Falle eines Notfalls zu sich nehmen?
Einige Tiere erfordern mehr Pflege als andere. Dazu leben einige Tiere – im Verhältnis zur Lebenserwartung eines Menschen – sehr lange, wie ein Hund, oder auch sehr kurz – wie eine Maus. Hier gilt es, sich Gedanken um Vor- und Nachteile des zurückbleibenden Menschen oder Tieres zu machen.
Hier sind einige Beispiele dafür, was bei der Auswahl des richtigen Haustiers für Senioren zu beachten ist.
Hunde
Kleine Hunde sind oft die beste Wahl für Seniorinnen und Senioren. Sie sind leichter zu handhaben als große Hunde und benötigen weniger Auslauf. Es gibt kleine Rassen wie Chihuahuas oder Yorkshire Terrier, die sehr anhänglich sind, und gerne den ganzen Tag mit ihrem Besitzer verbringen möchten, was gegen die aufkommende Einsamkeit vieler älterer Menschen wirkt.
Katzen
Seniorenhaushalte mit Katzen sind häufig bei Senioren zu finden, die noch sehr aktiv und viel unterwegs sind. Katzen sind selbstständig und benötigen nur wenig Pflege. Sie können alleine sein, es stört sie meist nicht, wenn ihr menschlicher Besitzer tagsüber abwesend ist. Gleichzeitig mögen Katzen abends ihre Streicheleinheiten, sodass die Win-Win-Situatione zwischen Mensch und Tier hergestellt ist.
Vögel
Vogelarten können auch eine gute Option sein, besonders für solche Senioren, die körperlich bereits nicht mehr ganz so aktiv sind. Viele Arten von Vögeln benötigen weniger Pflege als andere Haustiere. Sie beglücken gleichermaßen mit ihrer Anwesenheit, ihrem Gesang oder ihrem Aussehen ältere Menschen und halten Einsamkeitsgefühle fern.
Nagetiere
Kaninchen oder andere Nagetiere können von nicht mehr ganz so aktiven Senioren gut gehalten werden. Im menschlichen Haus leben sie häufig in Käfigen, die regelmäßig gereinigt werden müssen. Auch leben sie häufig nicht gerne alleine, was den Aufwand bezüglich Pflege und Fressen natürlich vermehrt.
Nicht geeignet sind …
… alle Tiere, die viel Bewegung benötigen, seine sie auch noch so klein wie Kaninchen oder Meerschweinchen. Es gibt auch kleine Hundearten, die viel Auslauf brachen, diese sind keine gute Wahl für den späten Lebensabend. Auch exotische Tiere wie Schlangen, Echsen oder Schildkröten sollten vermieden werden, da sie spezielle Pflege benötigen und ihre Haltung oft mit hohen Kosten verbunden sind. Des Weiteren möchten sie meist keine Streicheleinheiten. Natürlich sind auch große Tiere nicht für die Haltung in Seniorenhaushalten zu empfehlen.
Alternativen und Unterstützungsmöglichkeiten
Es ist nicht jedem tierliebenden Senior möglich, sich um ein Tier zu kümmern. Möglicherweise ist der Platz nicht da, vielleicht fehlt es auch am nötigen Budget, um die Tiere zu versorgen. Es gibt aber einige Alternativen für tierliebende Senioren.
- Senioren sind in Tierheimen willkommen. Hier können sie sich für regelmäßige Gassirunden mit den Tierheimhunden anmelden oder eine Futterpatenschafte übernehmen, um so für ein Verantwortungsgefühl zu sorgen.
- Senioren können sich bei tierhaltenden Familienmitgliedern anbieten, ihnen während Urlaubszeiten oder auch im Alltag die Tiere für Spaziergänge abzunehmen oder mit ihnen daheim zu sein.
Bildquellen
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Quellen
- https://www.rnd.de/wissen/haustiere-fur-senioren-welcher-vierbeiner-eignet-sich-BQ6EJOFE66KK6HWVR2OBZAKQB4.html
- https://www.haustiermagazin.com/zusammenleben-haustiere-senioren/
- file:///C:/Users/user/Desktop/Downloads/2018_02_Tierwelt.pdf
- https://www.provita-deutschland.de/ein-haustier-mehr-als-ein-tierischer-halt-fuer-aeltere-menschen/
- https://www.humanis-pflege.de/haustiere-fur-senioren/
- https://www.tierschutz.com/project/grizzly/
- https://www.uni-goettingen.de/de/document/download/52bbce3b8ebcfef2faa77d50d72a0b21.pdf/Heimtierstudie%202019%20final%20korr..pdf
- https://www.provita-deutschland.de/haustiere-bieten-lebensfreude-und-gesundheit-fuer-senioren/
- https://www.betreut.de/magazin/erwachsene-senioren/tiere-im-altenheim/
- https://www.pflegehilfe-senioren.de/pflegeratgeber/leben-im-alter/haustiere-fuer-senioren/
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