Ergänzend zu unserem Artikel über das Rollenspiel wollen wir in diesem Beitrag noch einmal den Fokus auf das Spiel mit Figuren lenken. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit machen sich viele Eltern wieder Gedanken, ob sie denn den Wünschen des Nachwuchses nachkommen sollen. Vor allem dabei, wenn es sich um die neueste (und oftmals auch nicht billige) Actionfigur aus dem Star-Wars-Universum dreht oder eine Spielfigur aus dem letzten Animationsfilm von Pixar. Was sind die Alternativen und inwiefern unterstützt das Figuren-Spiel die Entwicklung der Kinder ?
Eine kleine Geschichte der Spielfiguren
Der Anfang in der Steinzeit
Ähnlich der Entwicklungsgeschichte von Baustein und Bauklotz für das kindliche Spiel wurden die ersten Spielfiguren aus Naturmaterialien wie Holz, Lehm und Ton hergestellt. Früheste Nachweise lassen sich bereits in der Steinzeit in Form von einfachen aus Holz geschnitzten und geschlagenen Tierfiguren oder Puppen in menschlicher Form finden. Bis zum Anbeginn des Industriezeitalters wurden die Spielfiguren zumeist in der Familie gefertigt, die handwerklichen Fähigkeiten dazu waren im familiären Kreis noch vorhanden.
Da die Spielfiguren oft nur aus einfacher Form und mit wenig charakterisierenden Merkmalen waren, wurde die Kreativität und Fantasie der Kinder im Spiel besonders stark gefordert und gefördert. Auch stellten sich die Kinder zusätzliche Spielfiguren oft selber her, indem sie etwa Figuren mit einfachen Erkennungsmerkmalen selber schnitzten und formten. Das Spiel mit den Figuren wurde damals wie heute bereits mit baulichen Aspekten verbunden, etwa um die Erweiterung um einen aus Bausteinen gebauten Bauernhof. So konnten sich die Kinder eine komplette Spielwelt mit einfachen Mitteln schaffen, ausgehend von erzählten Geschichten oder Erlebnissen aus dem Alltag.
Die Dienstleistungsgesellschaft
Mit dem Industriezeitalter änderte sich nicht nur die Herstellung der Spielfiguren, sondern auch die Vorlagen an denen sich die Kinder im Spiel orientierten. Das Material Holz wurde durch andere Materialien ersetzt und ergänzt, welche ein komplexeres und spezialisierteres Design ermöglichten. Ein Höhepunkt wurde dabei nach dem Ende des zweiten Weltkrieges mit der Markteroberung durch die Kunststoffe erreicht, welche dem Kinderspielzeug eine völlig neue Dimension gaben. Durch das leichte Gewicht der Kunststoffe und die Pressung in eine individuelle Form wurden die Spielfiguren detaillierter und ließen sich nun auch unkompliziert mit mehreren Teilen ausstatten. So konnten einzelne Körperteile gedreht oder eine Figur aus mehreren Teilen zusammengesteckt werden.
In der Zeit ab 1949 wurde auch das Unternehmen LEGO weltbekannt, welches mit den LEGO-Steinen ein Stecksystem für Bausteine einführte – natürlich aus Kunststoff. Mit der bis heute fortschreitenden Digitalisierung und Technologisierung wurden auch die Spielfiguren mit immer mehr Funktionen erweitert, so werden auf Knopfdruck Geräusche abgespielt oder LED-Lampen aktiviert. Dazu gesellt sich durch den gestiegenen Medienkonsum eine nicht mehr überschaubare Vielfalt von Figuren, gespeist aus Film, Computerspiel und Comic. Doch wieviel davon ist wirklich förderlich für die kindliche Entwicklung ? Ist es nicht eigentlich besser, Spielfiguren so einfach wie möglich zu halten um die Kreativität und Fantasie der Kinder nicht zu unterbinden ?
Mit Figuren spielen – Pädagogik
Das Rollenspiel als Grundlage
Das Spiel mit Figuren deckt sich mit dem Rollenspiel und den hiermit erworbenen Kompetenzen. Das Rollenspiel beschreibt nicht nur das Spiel im Kostüm und Annahme einer Rolle aus der körpereigenen Ich-Vorstellung, etwa durch Verkleidung oder Kaufladen, sondern auch das Spiel mit Figuren und Puppen. Unabhängig von der Art des Rollenspiels werden durch das Rollenspiel Kernkompetenzen wie soziales Verhalten, Kommunikation und Sprache vermittelt. Das Kind lernt Gefühle zu erkennen und entdeckt und verarbeitet dabei die eigenen Wünsche und Ängste. Das erste Rollenspiel bezieht sich oft auf den Alltag der Eltern oder Erlebnisse aus der kindlichen Umwelt, etwas der Einkauf im Supermarkt, der Ausflug in den Zoo oder die Beobachtung der Arbeit auf einer Baustelle.
Kinder lernen im Rollenspiel mit Figuren auch die Verantwortung die in einer speziellen Rolle liegt und die Verzahnung der Rolle mit anderen Rollentätigkeiten. Beinhaltet das Rollenspiel etwa die Tätigkeit auf der Baustelle, wird das Kind vor allem auch im Miteinander mit Mitspielern merken, dass eine gewisse Rollenverteilung eingehalten werden sollte um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. So muss etwa der Baggerfahrer erst auf den Kipplaster warten bevor er den gebaggerten Sand auf diesem abladen kann. Gleichzeitig müssen die Abläufe klar gemacht werden, Kinder müssen miteinander kommunizieren und auf den Anderen eingehen um gemeinsam etwas zu schaffen. Dieses Zusammenspiel lässt sich auch sehr gut im Sandkasten und im Spiel Draußen beobachten. Es ist elementar für die Entwicklung sozialer Kompetenzen.
Spielfiguren und Puppen
Bereits im Babyalter spielen einfache Figuren zur Förderung der Motorik durch die Aktivierung des Greifreflexes eine große Bedeutung. Sie ermöglichen eine erste visuelle Differenzierung durch Farben und dem Kleinkind wird darüber hinaus auch der Unterschied von verschiedenen Formen vermittelt. Ab einem Alter von etwa zwei Jahren kann dann der Übergang von den zuerst geometrischen Figuren und der ersten Puppe zu den bewusst gewählten Spielfiguren für das Rollenspiel erfolgen. So können das etwa Handpuppen oder auch Figuren von LEGO DUPLO zu einem bestimmten Thema sein.
Eine Puppe schult die Feinmotorik dabei im frühen Alter ebenso wie gut zu greifende Spielfiguren. Ab einem Alter von drei Jahren bietet es sich dann an, die Spielfiguren mit einem Set zu einem bestimmten Thema zu erweitern, etwa damit die Figuren auf einem Bauernhof agieren können oder die Märchenfiguren in einem Schloss. Dabei kann aber auch auf verschiedene Formen von Bausteinen zurückgegriffen werden, etwa Magnetbausteine, Juwelensteine oder die bekannten LEGO-Bausteine. So lässt sich die Rollenspielwelt Schritt für Schritt erweitern, aber auch hier gilt zu beachten, dass langsamer und weniger aus pädagogischer Sicht mehr ist.
Fantasie und Kreativität sind wichtiger als neues Spielzeug
Kinder entdecken immer wieder neue Möglichkeiten, mit Fantasie und Kreativität bekanntes Spielzeug und auch einfache Formen neu aufzuladen. Konfrontieren Sie die Kinder zu schnell mit neuen Spielfiguren, Puppen oder Spielzeug, verlieren sie das Interesse in Erwartung auf etwas Neues ohne ihr wirkliches Potential ausgeschöpft zu haben. Dazu lässt sich gewiss auch anmerken, dass eine bis in das letzte Detail ausgearbeitete, Töne und Lichter ausgebende Spielfigur nicht zu früh verschenkt werden sollte. Jedes zusätzlich Feature nimmt einen Teil der kindlichen Fantasie hinweg, ein TATÜTAATA schreiendes Kind, welches gleichzeitig noch ein Motorengeräusch von sich gibt, fördert die eigene Vorstellungskraft deutlich mehr als jemand, der nur den Knopf dafür drückt.
Mit Figuren spielen
Mit verschiedenen Schwerpunkten, etwa Menschen aus aller Welt oder auch Menschen aus der Nachbarschaft, fördert LEGO DUPLO das Rollenverständnis für verschiedene Positionen und das Leben in einer Gemeinschaft. Ein Verständnis und Respekt für unterschiedliche Bedürfnisse, Ansichten, Kulturen und Religionen wird vermittelt und macht dem Kind im Rollenspiel auch die eigene Position in der Gesellschaft verständlich. Was ist die Familie, was der Freundeskreis, wo befinde ich mich in der Gemeinschaft ? Ab einem Alter von etwa vier Jahren empfiehlt sich auch das LEGO Leute und Berufe Set, welches den Zusammenhang von beruflichen Rollen und Positionen von Menschen in Städten und Gemeinden sichtbar macht. Dabei werden auch fachspezifische Begriffe, Wörter und Bezeichnungen trainiert.
LEGO DUPLO Sets
Mit den LEGO DUPLO Story Tales wird die Sprachentwicklung durch das Erzählen von Geschichten gefördert. Im Rollenspiel können die Kinder dabei die unterschiedlichen Charaktere in einer Geschichte erforschen. Das gemeinsame Erarbeiten der Geschichte unterstützt die soziale und emotionale Entwicklung. Das LEGO DUPLO Wildtiere Set ist ideal für das freie, kreative Spiel und das fantasievolle Gruppenspiel. Es unterstützt dabei Geschichten und Gespräche über die Bedürfnisse wild lebender Tiere. Als Lebensräume können Savanne, Dschungel, Antarktis und Fluss dargestellt werden. Mit dem LEGO DUPLO Bauernhof Set lernen die Kinder etwas über das Leben auf einem Bauernhof, über Tierhaltung und Tierpflege. Es fördert das Verständnis für Ursprung und Herstellung von Lebensmitteln und vermittelt Erkenntnisse über die unterschiedlichen Jahreszeiten, über Wachstum und Ernte.
Vom Hersteller TOLO Education gibt es ähnlich wie bei LEGO verschiedene Figuren-Sets zu unterschiedlichen Bildungsbereichen. Mit TOLO First Friends Familie und First Friends zu Hause wird das Rollenspiel auf das Verständnis für Beziehungen ausgelegt und fördert das Bewusstsein über die eigene Person. Dabei wird das Kind auch viel über die Familie und verschiedene Generationen lernen. Die Sprachentwicklung wird angeregt und das Set kann als Grundlage für Gespräche mit den Kindern über Aspekte der persönlichen und sozialen Entwicklung genutzt werden. TOLO First Friends Leute & Berufe schafft Wissen für die Abläufe in der Umwelt und ein Bewusstsein um den Einfluss und Stellenwert von bestimmten beruflichen Rollen auf den Alltag. Dieses Set eignet sich auch hervorragend für das Rollenspiel in der Gruppe.
Danke, lesenswert und durchaus interessant.
Wir freuen uns, dass Ihnen der Artikel einen Mehrwert geboten hat. Kommen Sie gerne wieder auf unserer Seite! Es grüßt Sie herzlich, Ihr SpielundLern.de
Gerne begrüßen wir Sie wieder als Leser unseres Blogs, es grüßt Sie Ihr SpielundLern.de-Team