Angst vor der Schule – Ursachen, Symptome und Tipps für Eltern, Lehrer und Kinder

Angst vor der Schule - SpielundLern.de-Blog

Definition von Angst vor der Schule

Unterscheidung von Schulangst und Schulphobie

Schulangst und Schulphobie sind zwei Begriffe, die in der Umgangssprache synonym verwendet werden. Im Eigentlichen jedoch benennen unterschiedliche Ausprägungen der Angst vor der Schule. Sie zeigen folglich Vermeidungsstrategien von unterschiedlichem Schweregrad.

Schulangst ruft bei Schülern konstante Angst oder Nervosität aus. Die Angst kann in der Stärke variieren und hängt meistens vom Schulalltag und den aktuellen Anforderungen ab. Dennoch gehen Kinder mit Schulangst nach wie vor zur Schule und halten diese Angst meistens aus. Die Angst vor der Schule beeinträchtigt ihr gesamtes Erleben der Schulzeit, führt zu schlechteren Noten und sozialem Ausschluss.

Über die Anzahl der an Schulangst leidenden Schülern gibt es keine verlässlichen Zahlen, auch dürfte die Dunkelziffer sehr hoch sein, denn Angst ist mit Scham behaftet und ein Großteil der Betroffenen teilt sich Niemandem mit. Die Folgen jedoch sind messbar: Denn bei allen Betroffenen kommt es zunehmend zu schulaversivem Verhalten.

Schulphobie hingegen ist eine extreme Form der Schulangst, die durch eine intensive, irrationale Angst vor der Schule gekennzeichnet ist. Schüler mit Schulphobie weigern sich häufig, zur Schule zu gehen. Die Schulphobie kann ernsthafte Auswirkungen auf die Schulleistung und die soziale Entwicklung eines Kindes haben. Sie bedarf einer professionellen psychologischen Behandlung.

Studien sprechen von 5 % der Schüler, die zeitweise oder langfristig nicht mehr zur Schule gehen. Von den rund 12 Millionen Schülern in Deutschland sind dies 600.000 Schüler. Man spricht hier von der angstmotivierten Schulverweigerung oder Schulabsentismus.

Angst vor der Schule - SpielundLern.de-Blog

Schulangst und Schulphobie unterscheiden sich demnach im Schweregrad, den Symptomen und der Behandlung. Die Ursachen hingegen sind die gleichen.

  • Schweregrad: Schulphobie ist im Allgemeinen ernster und intensiver als Schulangst.
  • Symptome: Während beide Zustände Angstsymptome hervorrufen können, kann die Schulphobie zu einer vollständigen Vermeidung der Schule führen.
  • Ursachen: Beide Zustände können durch ähnliche Faktoren verursacht werden.
  • Behandlung: Beide Zustände können eine Behandlung erfordern, aber die Schulphobie erfordert oft eine intensivere und spezialisierte Behandlung.

Ursachen

Es gibt unterschiedliche Ursachen für Schulangst:

  • Lerndruck und Versagensangst
  • Mobbing und soziale Ausgrenzung
  • Familienprobleme und Stress zu Hause
  • Angst vor spezifischen schulischen Situationen, wie Prüfungen oder Präsentationen
  • sowie die Veranlagung zu Angsterkrankungen oder ein vorhergehendes Trauma.
Angst vor der Schule - SpielundLern.de-Blog

Symptome bei Angst vor der Schule

Schulangst kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen manifestieren, die sowohl physischer als auch psychischer Natur sein können. Diese Symptome können erheblich in der Ausprägung variieren.

Physische Symptome

Physische Symptome fassen Auswirkungen auf den Körper zusammen. Sie treten als Krankheitsbilder auf und sind meist psychosomatisch, können jedoch chronifizieren.

  • Magen-Darm-Probleme, wie Übelkeit oder Bauchschmerzen, treten meist morgens vor der Schule auf.
  • Kopfschmerzen treten häufig während des Schultages auf und wiederholen sich über Wochen oder gar Monate.
  • Schlafprobleme: treten in Form von Einschlaf- oder Durchschlafproblemen auf, auch kommt es zu Albträumen.
  • Essstörungen zeigen sich als Appetitlosigkeit oder übermäßiges Essen.
  • Zittern und Schwitzen kommen in angstauslösenden und stressigen Situationen in der Schule.

Psychische Symptome

  • Erhöhte Ängstlichkeit kommt vor bei sozialen Kontakten und in Prüfungssituationen.
  • Depressive Verstimmungen bis hin zur Depression treten bei länger andauernder Schulangst auf. Häufig zeigen sich leichte Depressionen im Rückzug, in der Lustlosigkeit bei Hobbys und dauernder Niedergeschlagenheit und Gereiztheit.
  • Reizbarkeit und Wut kommen auf, wenn es um schulische Belange geht, bei Hausaufgaben oder Prüfungsvorbereitungen.
  • Konzentrationsschwierigkeiten zeigen sich bezüglich des Lernstoffes, der Schulorganisation und der Selbstorganisation. Es kommt häufig vor, dass Dinge verlegt und Termine vergessen werden. Auch kommt es zu Blackouts während Prüfungen oder Vorträgen.
Angst vor der Schule - SpielundLern.de-Blog

Verhalten

  • Vermeidungsverhalten kommt vor, wenn es um schulische Belange geht. Betroffene Schüler versuchen aktiv, sie belastende Situationen zu vermeiden.
  • Sozialer Rückzug zeigt sich, indem Kinder sich aus Freundschaften zurückziehen und zunehmend auch beliebte Hobbys oder andere Aktivitäten im sozialen Kontext nicht mehr wahrgenommen werden.
  • Leistungsabfall kommt als plötzlicher und dann langanhaltender Rückgang der schulischen Leistung vor.
  • Lügen treten vor allem als Vermeidungsstrategie auf. Es werden Krankheiten vorgetäuscht und Fehlzeiten verursacht.
  • Anhaftendes Verhalten zeigt sich als klammerndes Verhalten gegenüber Eltern oder anderen Bezugspersonen. Die Kinder benötigen vermehrt körperliche Nähe, mögen nicht gerne allein sein oder alleine spielen und suchen dauernd Bestätigung bei Erwachsenen.

Salutogenese

Einfach erklärt – am Beispiel Schule

Salutogenese - Fröhlichkeit - SpielundLern.de

Weitere Symptome

  • Panikattacken kommen nach länger anhaltender Schulangst oder Schulphobie vor.
  • Phobien breiten sich auch auf andere Dinge des täglichen Lebens aus, besonders auf soziale Situationen. Es kann zu Agoraphobie oder einer sozialen Phobie kommen.
  • Exzessive Sorgen zeigen sich als übermäßiges Grübeln über Schulaufgaben oder Prüfungen. Auch gerät das eigene Verhalten in den Fokus, wodurch selbstkritische, negative Gedanken entstehen.
  • Schulaversives Verhalten: Der Begriff des schulaversiven Verhaltens schließt alle Formen der Vermeidung, der Abneigung, der inneren Abwehr, der Interessenlosigkeit dem Unterricht gegenüber ein.
Angst vor der Schule - SpielundLern.de-Blog

Hilfreiche Tipps bei Angst vor der Schule

Interventionen bei Angst vor der Schule richten sich sinnvoller Weise nach der Ursache. Dementsprechend unterscheiden sich auch die Behandlungsmöglichkeiten.

Tipps für Eltern und andere Bezugspersonen

  • Offene Kommunikation fördern: Bezugspersonen sollten das Kind ermutigen, über seine Ängste und Sorgen zu sprechen. Hierbei ist es wichtig, es nicht zu kritisieren, sondern den Gefühlen Raum zu geben.
  • Regelmäßige Routinen etablieren: Feststehende Routinen, gerade vor und nach der Schule, können ängstlichen Kindern ein Gefühl der Sicherheit geben.
  • Eltern-Kind-Tagebuch schreiben: Diese Methode hilft den Kindern, den Blick auf das Positive zu lenken.
  • Gesunde Lebensgewohnheiten fördern: Ausreichend Schlaf sowie gute Ernährung sind wichtig für ein ausgeglichenes Nervensystem.
  • Positives Selbstbild fördern: Stärken und Talente hervorzuheben gelingt vor allem im entspannten Familienalltag. Bestärken Eltern ihr Kind, Dinge zu tun, die ihm Freude machen, so stärken sie sein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.
  • Professionelle Hilfe suchen: Überlagern die Ängste auch freudvolle Tätigkeiten und erstrecken sich auch auf den Alltag, so sollte ein Psychotherapeut aufgesucht werden.

Letztlich ist es elementar, den betroffenen Kindern die Angst vor einem eventuell nötigen Besuch beim Psychologen zu nehmen. Ein Großteil der Kinder mit Schulangst, gerade sozialängstliche Kinder, sind im Kontakt zu fremden Menschen sehr scheu, öffnen sich nicht leicht und haben starke Ängste vor Behandlungen. Die Eltern können hier helfen, indem sie dem Kind den Ablauf einer Beratungsstunde beschreiben, sich anbieten, mit dabei zu sein und betonen, dass ein Besuch beim Psychologen helfen kann, dass die Sorgen und Ängste weniger werden.

Angst vor der Schule - SpielundLern.de-Blog

Handlungsmöglichkeiten für Lehrer und Schulpädagogen

Lehrer und andere Betreuungspersonen in der Schule sollten immer einen Blick auf typische Symptome bei der Angst vor der Schule haben. Häufig tendieren Pädagogen dazu, schüchterne Kinder verstärkt zu konfrontieren, indem sie sie bevorzugt an die Tafel holen oder Vorträge aufgeben. Das ist genau der falsche Weg. Die damit verbundene Hoffnung, die Kinder daran zu gewöhnen, kann bei Schulangst leicht ins Gegenteilige umschlagen. Es kommt verstärkt zum Rückzug und Vermeidungsverhalten bis hin zur Schulverweigerung.

Vor allem ist Akzeptanz wichtig. Nicht jedes Kind ist extrovertiert. Nich jedes Kind mag Selbstdarstellung. Der Lehrer sollte für zurückhaltende, ängstliche Kinder eine passende, sichere Umgebung schaffen mit Rückzugsmöglichkeiten.

Stellen sich Lehrer auf die Charakterzüge der Kinder ein, so vermitteln sie ihnen Akzeptanz und Verständnis. Ein sehr extrovertiertes Kind kann Vorträge übernehmen, die ein introvertiertes, etwas ängstlicheres Kind zu Hause in Ruhe erstellt hat.

Zentral ist auch hier, jeder etwaigen Aufgabe Wert zu geben. Das zu Hause erstellte Referat ist nicht weniger wert als die mündliche Vortragsleistung vor der Schulklasse. Motto: Jeder hat Stärken und darf sie in seinen Schulleistungen ausleben. Es werden die Stärken, nicht die Schwächen betont.

Lehrer sollten nie die Ängste der Kinder herunterspielen oder sie gar offen im Klassenverband bloßstellen.

Angst vor der Schule - SpielundLern.de-Blog

Tipps für die Kinder und Jugendlichen selbst

Lehrer und Eltern können Kinder mit Angst vor der Schule ermutigen, selbst tätig zu werden. Dabei gibt es leicht zu erlernende Entspannungsübungen, wie beispielsweise die progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Weiterhin verhelfen Traumreisen, den Sorgen uund Ängsten für eine Weile zu entkommen. Damit erleben Kinder Selbstwirksamkeit und erfahren zusätzlich, dass man negative Gedanken unterbrechen sowie positive verstärken kann.

Kinderyoga ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, in die Entspannung zu kommen, Atemtechniken zu üben und den Körper allgemein zu bemächtigen, Emotionen auszuhalten und ziehen zu lassen.

Reizüberflutung

Symptome bei Kindern und Gegenmaßnahmen

Bildquellen

  • Pexels @ Anna Shvets
  • Pexels @ Karolina Grabowska
  • Pexels @ Tima Miroshnichenko
  • Pexels @ Pixabay
  • Pexels @ Anna Shvets
  • Pexels @ Cottonbro Studio
  • Unsplash @ Isac Ciobota

Quellen

  • https://deutsches-schulportal.de/expertenstimmen/tanjev-schultz-schule-als-angstbetrieb/
  • https://www.uni-due.de/imperia/md/content/biwi/einrichtungen/isp/weber/examensarbeit_weber.pdf
  • https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/download/pdf/1592875?originalFilename=true
  • https://www.pedocs.de/volltexte/2011/3730/pdf/Bernshausen_2010_Angst_in_der_Schule_D_A.pdf
  • https://www.pedocs.de/volltexte/2010/852/pdf/Mattejat_Schulphobie_Klinik_Therapie_1981_W_D_A.pdf
  • http://oops.uni-oldenburg.de/574/11/ricsch03.pdf
  • https://kidoks.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/2171/file/WegeAusDemSchulabsentismus.pdf
  • https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs/229_5044_Doku_8_2005_fischer.pdf
  • https://www.schulerfolg-sichern.de/out-of-the-box-wissensplattform/wissensportal/beitrag/interview-mit-prof-dr-heinrich-ricking-zu-schulabsentismus.html
  • https://www.bachelor-master-publishing.de/document/296620
  • https://jugendsozialarbeit.de/wp-content/uploads/2017/05/Reader-Schulabsentismus-2017-003.pdf
  • https://www.researchgate.net/publication/41953717_Kognitiv-verhaltenstherapeutische_Behandlungsansatze_nicht_dissozialer_Schulverweigerung_Schulphobie_und_Schulangst
  • https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/0034-1312-2012-1-35.pdf?download_full_pdf=1
  • https://schulchen.de/tl_files/schulchen/dokumente/257_spuren_01_2008_artikel_im_fokus.pdf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die Datenschutzbestimmungen habe ich zur Kenntnis genommen.