Was ist alltagsintegrierte Förderung?
Förderung im Alltag umfasst alle alltäglichen Gelegenheiten, die Kinder in ihrer motorischen Entwicklung zu fördern. Wichtig ist dabei der stetig aufmerksame Blick auf günstige motorische Übungsgelegenheiten im ganz normalen alltäglichen Setting der Kinder. Aufgerufen zur Aufmerksamkeit sind sowohl Erziehungsberechtigte als auch Betreuungspersonen.
Voraussetzung für eine alltagsintegrierte Bewegungsförderung ist in jedem Fall die Freude der Kinder, denn nur dann werden sie den Ansporn haben, mitzumachen. Des Weiteren geht es bei der Bewegungsförderung im Alltag auch um die anderen Sinne: Tast-, Seh- und Hörsinn, den Gleichgewichts- und Geruchssinn – deren Zusammenspiel den Reiz jeder Erforschung der Umwelt und der eigenen Fähigkeiten ausmacht.
Bewegung und Spiel sind ohnehin primäre Aktivitäten in der frühen Kindheit und damit eine zentrale Aufgabe frühkindlicher Erziehung und Bildung.
Ziel der Bewegungsförderung im Alltag
Bewegung ist ein biologisches Grundbedürfnis und für das Überleben des Menschen genauso wichtig wie Luft, Licht, Schlaf, Nahrung, ein Zuhause oder emotionale Sicherheit. Bewegungsförderung geschied natürlich im Rahmen angeleiteter Sportaktivitäten, aber auch innerhalb des Sportunterrichts. Die meisten Bewegungsgelegenheiten ergeben sich jedoch aus dem normalen Umfeld und im Alltag.
So ist es das Ziel der Bewegungsförderung im Alltag, einen Großteil der alltäglichen Bewegungsimpulse in Bewegungsübungen umzuwandeln, sie bewusster auszuführen, sie in der Wiederholung als Übung zu begreifen und gleichzeitig dem Ganzen den Druck und die Angst zu nehmen. Denn Kinder, die sich vor Wettbewerb fürchten oder ihren Körper nicht als sportlich oder „optimal“ empfinden, halten sich von Bewegungsgelegenheiten fern. Mitten im Alltag jedoch nimmt die Scheu ab und erscheint Bewegung auch eher als das, was es ist: Unser natürlicher Zustand als Kontrapunkt zum ruhenden Körper in der Entspannung oder im Schlaf.
Beispiele für alltagsintegrierte Förderung
Spielhöhlen und Kriechtunnel
Ein Großteil der Kinder versteckt sich gerne: unter Decken, hinterm Schrank, in Matratzenhöhlen. Auch als Rückzugsorte und Gestaltungsräume sind Höhlen, Tipis oder Zelte extrem beliebt. Bei dieser Beobachtung gibt es bei vielen Erwachsenen den Impuls, gleich ein Kindertipi für den Innenraum zu erwerben. Genau an diesem Punkt jedoch, setzt alltagsintegrierte Förderung an: Denn das Kind kann unter Einsatz seiner motorischen Fähigkeiten, seiner Kreativität und der Dinge in seiner Umgebung eine Höhle oder ein Zelt bauen. Es lernt dabei, solche Dinge wie Sofakissen oder Pappkartons stabil aneinanderzulegen, weiche Decken zu spannen und zu befestigen, es macht Erfahrungen mit der Schwerkraft und den Eigenarten fester, weicher, dicker, leichter sowie schwerer Materialien. Darüber hinaus lernt es sich selbst kennen:
- Was kann ich schon?
- Wobei benötige ich noch Hilfe?
- Was habe ich heute gelernt?
- Gibt es gefährliche Situationen?
- Was ist mir heute besonders gut gelungen?
- Wo habe ich mich über mich selbst gewundert?
- Was möchte ich das nächste Mal anders machen?
Krümmel fegen
Eltern können ein Lied davon singen: nach jedem Familienessen ist der Fußboden unter dem Esstisch und auch der Tisch voller Krümmel. Die meisten greifen rasch zu einem Besen oder einem Staubsauger, um innerhalb von Minuten dem Chaos ein Ende zu setzen. Wenngleich dies zu der Aufräumroutine vieler Eltern gehört: Sie verpassen dabei eine günstige und immer wiederkehrende Gelegenheit alltagsintegrierter motorischer Förderung. Denn ein Kind, das die Krümmel vom Tisch mit den Fingern in einer Schüssel aufsammelt oder ein Besen bändigen kann, um alle Essensreste auf einer Kehrschaufel zu fegen, hat seine Handmotorik sowie die Feinmotorik ein ganzes Stück weitergebracht.
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Wäsche falten
Zu den häufigsten Tätigkeiten in einer Familie gehört das Wäsche waschen, aufhängen sowie falten und abräumen. All diese Schritte sind hervorragende Gelegenheiten für Bewegungsförderung im Alltag. Allein die Tätigkeit, vor der Wäsche T-Shirts und Hosen auf Links zu drehen, sowie das Hantieren mit Wäscheklammer beim Aufhängen üben die Fingerfertigkeit und die Koordination der Hände. Ganz genau so verhält es sich auch beim Falten der Sachen.
Eine willkommene Betätigung im Familienalltag, dazu auch eine motorisch wertvolle Teilhabe.
Zähneputzen
An sich eine banale Tätigkeit, deren Wichtigkeit sicherlich vordergründig zum Schutz der Zähne dient, kann gleichzeitig eine wertvolle Übung zur Bewegungsförderung im Alltag sein. Denn zwei Dinge sind prädestiniert für regelmäßige motorische Übungen: Zähneputzen findet regelmäßig statt und folgt den gleichen Bewegungsmustern. So ist das Zähneputzen-Üben gemeinsam mit den Eltern, mit Zahnputzliedern und in einer lässigen Atmosphäre eine durchaus freudvolle und motorisch fördernde Tätigkeit.
Klettern und Hangeln
Die meisten Kinder klettern gerne. Von Anfang an streben Kleinkinder danach, die erste Treppenstufe, den ersten Stuhl, das erste Laufrad zu erklettern. Dieser Drang zu klettern und sich an Armen und Beinen hochzuziehen gehört sicherlich zu unserer Entwicklung dazu. Aus der Perspektive der alltagsintegrierten Förderung stellt sich die Frage, wo ein Kind spielerisch und gleichzeitig sicher klettern kann?
Impulse können ganz normale Alltagsgegenstände bieten: Darf das Kind, wenngleich unter Aufsicht, eine Leiter benutzen? Darf es gelegentlich auf den Wohnzimmertisch klettern und herunterspringen? Darf es sich an den unteren Hochbettbalken entlanghangeln? Dies alles machen Kinder ganz von alleine, wenn sie es nicht verboten bekommen haben.
Bewegungsförderung im pädagogischen Alltag
Neben den oben genannten alltäglichen Gelegenheiten für Bewegung sollten Räume für Kinder eine anregungsreiche Umgebung bieten. Denn im Rahmen der Bewegungsförderung stehen elementare Spiel- und Bewegungserfahrungen im Vordergrund.
Offene Bewegungsangebote
Diese Angebote setzen voraus, dass Geräte und Material bereitstehen und die Kinder sie selbständig und aus eigenem Antrieb für freie Bewegungsentfaltung verwenden.
Dabei geht es darum, eine sichere Umgebung anzubieten, in der die Bewegungsmöglichkeiten keine Gefährdung darstellen, auch wenn die Angebote meist ohne Aufsicht zur Verfügung stehen. Rollbretter, niedrige Kletterwände, Kletterseile, Balancierseile, Bällebad und Spielbälle – diese Sportmaterialien sind für einen solchen Bewegungsraum zur offenen Nutzung geeignet.
Angeleitete Bewegungsangebote
Diese geplanten Bewegungsangebote finden meist regelmäßig statt und zeichnen sich durch eine gleichgeartete Struktur oder Kleidung oder den immer gleichen Räumen aus.
Angeleitete Bewegungsangebote unterliegen zumeist ritualisierten Abläufen der Bewegungseinheiten. Diese Rahmung, die den Kindern mit der Zeit immer vertrauter wird, ist bei ihnen sehr beliebt, sie gibt Sicherheit und vermittelt ein haltgebendes Gefühl der Vertrautheit.
Situative Bewegungsangebote
Diese letzteren zählen zu den alltagsintegrierten Bewegungsgelegenheiten. Dabei ist eine vorbereitete bewegungsfreundliche Umgebung von großem Wert sowie aufmerksame Erzieher oder Lehrer, die Bewegungsimpulse der Kinder zeitnah bemerken, aufnehmen und mit den Kindern gemeinsam ausloten.
Bildquellen:
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- Pexels @ Tim Mossholder
Quellen:
- https://www.herder.de/kiga-heute/fachmagazin/archiv/2022-52-jg/8-2022/ueber-stock-und-stein-alltagsintegrierte-bewegungsfoerderung-7
- https://www.kita.nrw.de/kinder-bilden/bewegungsfoerderung
- https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/bildungsbereiche-erziehungsfelder/bewegungserziehung-psychomotorik/lernen-in-bewegung
- https://www.weiterbildungsinitiative.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/WiFF-Exp_54_Hunger_WEB.pdf
- https://www.dfl-stiftung.de/gastbeitrag-bewegungsfoerderung-kinder
- https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/mehr-bewegungsfoerderung-in-kitas
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