Puppentheater im Laufe der Zeit
Puppentheater für Kinder ist erst seit dem 18. Jahrhundert belegt. Hingegen ließ sich das Puppentheater als Darstellungsform im Laufe der Menschheitsgeschichte schon sehr früh nachweisen. Dabei variieren die Figuren, die Bühnen und die Themen sehr stark und stehen eng mit der historischen Zeit in Verbindung. Je nach Form des Puppentheaters kommen starre oder bewegte Figuren vor, Puppen oder Pappfiguren, Schattenbilder oder Bilderbögen. Ebenfalls variieren die Bühnen: Es gibt mannsgroße Bühnenformen sowie kleine, zusammenfaltbare Bühnen wie beim japanischen Erzähltheater.
Vor unserer Zeitrechnung
Figurentheater gab es bereits in frühen Formen menschlicher Zivilisation. Anfangs diente es religiösen oder mystischen Zeremonien. Folglich entsprachen die Farben, Formen und Erzählweisen einem starren Bedeutungsregelwerk.
Buddhismus
Die kleinste Form des Bildertheaters entstammt der asiatischen Theatertradition. Man fand die Ursprünge des Kamishibai, des japanischen Erzähltheaters, bei den buddhistischen Wandermönchen des 10. Jahrhunderts.
Mittelalter
Die bisher älteste Darstellung eines Puppenspiels in Europa stammt aus der Zeit um 1160 und wurde in einer Handschrift gefunden. Funde von Requisiten, Bühnen oder Spielweise sind aus dieser Zeit kaum erhalten.
Erst im 16. Jahrhundert entstanden Stücke für das Puppentheater, die teils noch erhalten sind.
Schattentheater in der Türkei des 16. Jahrhunderts
Auch das Schattentheater gehört zu den Puppentheatern. In der Türkei entstand im 16. Jahrhundert das Karagöztheater, bei dem vor einem weißen Spanntuch und starker Beleuchtung von hinten 2-dimensionale Figuren bewegt wurden.
Japan Anfang des 20. Jahrhunderts
Übernommen wurde der kleine gerahmte Erzähltheater Kamishibai in Form des bildgestützten szenischen Straßentheaters im Japan der Vorkriegszeit. Vorführer waren häufig Süßigkeitenverkäufer, die mit ihrer Erzählung die Kinder unterhielten und somit zum Kauf ihrer Ware anlockten. Noch heute sieht man auf den Straßen großer japanischer Städte Erzähltheater aufgestellt – in der Form und dem Spielcharakter sehr ähnlich der im Westen übernommenen Form.
Europa im 18. Jahrhundert
Schon der berühmte Schriftstellers Johann Wolfgang von Goethe bekam im 18. Jahrhundert als Weihnachtsgeschenk von seiner Großmutter ein Puppentheater. Er hinterließ tiefe Begeisterung und Goethe notierte später: „An einem Weihnachtsabende jedoch setzte sie allen ihren Wohltaten die Krone auf, indem sie uns ein Puppenspiel vorstellen ließ und so in dem alten Hause eine neue Welt erschuf. Dieses unerwartete Schauspiel zog die jungen Gemüter mit Gewalt an sich; besonders auf den Knaben machte es einen sehr starken Eindruck, der in eine große, langdauernde Wirkung nachklang.“ So eindrücklich muss dieses Erlebnis gewesen sein, dass Goethe selbst später seinem Sohn August ebenfalls ein Puppentheater nach dem Vorbild des Erzähltheaters schenkte. Der Aufbau ist im Goethe-Museum zu bestaunen.
Europa heute
Im letzten Jahrzehnt kam es zu einem Aufblühen des weiter oben erwähnten besonders zugänglichen japanischen Erzähltheaters Kamishibai – jedoch nicht mehr in traditioneller Form als Verkaufshilfe auf der Straße, sondern vielmehr für pädagogische Zwecke in Einrichtungen wie Kitas oder kleine Kindertheaterbühnen.
Dieser Vorstoß des praktischen, kleinen, platzsparenden Puppentheaters in Kitas, Schulen und auch Privathaushalten ist erstaunlich und zeugt von einer starken Anziehung und hohen Beliebtheit des Figurentheaters auf Kinder.
Das Puppentheater auf großer Bühne jedoch kommt kaum in Einrichtungen vor, sondern lediglich in öffentlichen Vorstellungen mit großen Veranstaltungszelten oder in kleinen Theaterhäusern als Gastspiel.
Puppentheater Form und Darbietung
Erzähltheater
Beim Erzähltheater werden in einem kleinen Holz-Bilderrahmen im Format A3 Bilderbögen gezeigt. Dabei ist zumeist nur ein Erzähler am Werk. Dieser begleitet die Bilder mit der mündlichen Wiedergabe der Handlung. Es geht folglich um eine mündlich begleiteten Geschichte in szenischer Abfolge von starren Bildern, die dargeboten wird. Dabei blättert der Erzähler die bebilderten Bögen um – entsprechend der Chronologie der Geschichte. Zumeist werden heutige Geschichten beim Erzähltheater auf 13 große Bilderbögen zusammengefasst, sodass die Sets ebensoviele Bögen enthalten.
Figurentheater
Große Figurentheater werden hingegen immer anhand bewegter Figren dargeboten. Puppenspieler bewegen Gliederpuppen, Hand- oder Fingerpuppen und sprechen für sie eine in Sprech- und Charakterrollen dargebotene Geschichte. Beim Puppentheater für Kinder sind die jungen Zuschauen teil der Aufführung. Sie werden aufgefordert, Fragen zu beantworten, mitzurufen oder Geheiminisse aufzudecken. Die Hinzuziehung des kleinen Publikums gehört dabei fest zum Konzept der Aufführung.
Kreative Ideen für Schulprojekte
Puppentheater Geschichten für Kinder
Bilderquellen
- Pixabay @ Stefan Schweihofer
- Pexels @ bjm
- Pexels @ Ron Lach
- August von Goethes Puppentheater, Abbildung entnommen aus der pdf der Audioguide-Broschüre des Goethe-Nationalmuseums, Klassik-Stiftung, S. 12.
- Pexels @ Vlada Karpovich
Quellen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Kamishibai
- https://de.wikipedia.org/wiki/Puppentheater
- Ellen Rudolph: Das kleinste Theater der Welt. In: Die Grundschulzeitschrift, 22 (2008) 218/219, S. 36–39.
- https://www.klassik-stiftung.de/assets/Audioguides/Texte/Audioguide_Goethe-Nationalmuseum.pdf, Seite 12, Online-Dokument gesichtet am 24.11.2023.
- http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/johann-wolfgang-von-goethe/goethe-im-bild/woldemar-friedrich-goethes-leben.html
- https://www.youpedia.de/de/lexikonartikel/das-puppentheater
- https://blog.hans-natur.de/allgemein/theater-fuer-kleine-kinder-spielen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Kasper
- https://www.geschichten-haus.com/kasperlegeschichten-zum-nachspielen/
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