Definition
Kreatives Schreiben, auch Creative Writing genannt, ist eine altersübergreifende Übung, die dazu bezüglich ihrer Techniken berufs- und kontextunabhängig ist. Kreatives Schreiben ermöglicht tiefgreifende Erfahrungen mit Sprache und einen großen schriftbasierten Wissenszuwachs – dabei begründet sich die Methode des kreativen Schreibens ausnahmslos auf experimentelle, freudvolle und neuartige Methoden der Sprachanwendung. Besonders in der Grundschule ist das kreative Schreiben eine auch bei den Schülern beliebte Unterstützung beim Aufbau sprachlicher Kompetenzen.
Ziele des kreativen Schreibens in der Grundschule
Kreatives Schreiben in der Grundschule verhilft vor allem dabei, die Hürde, die Angst und die Voreingenommenheit in Verbindung mit der Anwendung von Schrift und Sprache abzubauen und bestenfalls gar nicht entstehen zu lassen. Begleitet wird diese Hauptaufgabe des kreativem Schreibens von sekundären Zielen, wie beispielsweise die Entwicklung und den Ausbau sprachlicher Fähigkeiten und das Sortieren von Gedanken, Wissen oder komplexer Themen durch den Akt der kreativen Verschriftlichung.
In der Grundschule schreiben: kreativ oder nicht?
Aktuelle Lage
In der Regel verbindet man den kreativen Prozess von Verschriftlichung nicht mit dem Schulalltag. Schriftliche Übungen in der Grundschule sind meist keine kreativen Prozesse, sondern beschränken sich auf die Arbeit mit Diktaten oder das Verfassen von Aufsätzen. Verschiedene Schreibformen sind Bericht, Erzählung, Inhaltsangabe oder Erörterung. Allesamt entsprechen vorgegebenen streng formalen Rahmen und festgelegten Themen, die in Textform verarbeitet werden sollen. Soweit also ist eine sprachlich kreative Entfaltung nicht möglich und in diesen Formaten auch nicht erwünscht. Die Freude am Schreiben wird dabei nicht gefördert. Es verwundert dabei nicht, dass Diktate und Aufsätze, Erörterungen und Berichte auf einer Beliebtheitsskala schulischer Aufgaben im Deutschunterricht nur die Schlusslichter darstellen.
Zukünftiges „neues“ Schreiben
In den letzten Jahren passiert eine deutliche Aufwertung der Sprache als Kommunikations- und Gestaltungsmittel. Durch den hohen Stellenwert von Medien, auch als Lernoberfläche, bekommt die Medienkompetenz große Bedeutung. Medienkompetenz kann jedoch am besten durch eine gefestigte und selbstbewusste Sprache und einer punktgenauen Kommunikation erreicht werden. Darüber hinaus ist es wichtig, eigene und fremde Texte inhaltlich zu verstehen, auf ihre zentralen Punkte zu reduzieren und komprimiert wiedergebengeben zu können.
Kreative Schreibanlässe
Das Besondere am kreativen Schreiben in der Grundschule ist, dass die Übungen nicht nur im Deutschunterricht Platz finden. Besonders erzählende Fächer, wie Geschichte, Sozialwissenschaften oder Biologie, aber auch die Verbindung mit Kunst ermöglichen das kreative Schreiben durch Sprachspiele, Sprachexperimente oder sprachunterstütztes Lernen.
Kreatives Schreiben kann darüber hinaus in der Freiarbeit oder in Vertretungsstunden Verwendung finden.
Methoden des kreativen Schreibens
Es gibt sehr viele unterschiedliche Methoden, die Technik des kreativen Schreibens in der Grundschule mit Freude und einem maximalen Sprachspaß anzuwenden. Die einfachsten für den Einstieg sind assoziative Methoden, die also intuitiv gespielt werden und nur wenigen Schreibregeln unterliegen.
Gestaltendes Schreiben mit dem Buchstabensalat
Eine Möglichkeit des kreativen Schreibens in der Grundschule ist das gestaltende Schreiben. Dabei wird mit der Sprache experimentiert, indem Wörter und Sätze zerlegt, zusammengefügt und neu gebündelt werden. Buchstaben, Silben, Wörter und Sätze werden somit ganz spielerisch erfasst und verwendet, was die Kinder ermutigt, sich mutig und selbstbewusst mit den Regeln der Sprache auseinanderzusetzen. Dazu verdeutlichen diese Spiele des kreativen Schreibens in der Grundschule den Aufbau der Sprache und die Verwendung von Wortbausteinen. Buchstaben bilden Silben, die sich wiederum zu Wörtern zusammensetzen. Ein Satz schließlich bündelt mehrere Wörter sinnvoll aneinander.
Möglichkeiten, dies praktisch umzusetzen, sind beispielsweise Spiele, in denen die Kinder auf Papier geschriebene Wörter mit einer Schere in ihren Silben oder einzelnen Buchstaben auseinanderschneiden dürfen.
Spannend sind auch Satzbauspiele. Hierbei werden durch den Lehrer inhaltlich sinnvoll aufgebaute Sätze auseinandergeschnitten und anschließend dürfen die Schüler diese Sätze wieder zusammensetzen.
Spannend ist dabei, dass man hier mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen arbeiten kann und auch Gruppenarbeit ist sehr gut möglich.
Wortkreationen
Ähnlich wie beim Silben- und Wortsalat setzen die Kinder auch bei den Neukreationen von Wörtern zwei Substantive zusammen. Die einzigen Regeln (die gut lesbare und auch sehr lustige Wortkreationen zusichert) bestehen darin, dass die zwei Wörter Substantive sind und Tiere bezeichnen, dazu sollten sie die gleichen Buchstaben oder Silben am Anfang oder am Ende aufweisen. Aus Maus und Laus entsteht so das neuartige Tier Malaus. Aus Koalabär und Krokodil wird ein Krokoalabär oder Koalodil. Und aus Spinne und Spatz Spinnatz. Beispiele können sich die Kinder im berühmten „Schnurpsenbuch“ von Michael Ende.
Malen die Kinder diese Tierwesen auch noch auf Papier, so ist der Sprachspaß sogar auf kreativer Weise verbildlicht.
Gruppenschreiben
Dieses Spiel ist seit Generationen von Kindern bekannt. Es wird in der Gruppe gespielt. Anfangs wird zur Orientierung ein grobes Thema vorgegeben. Eines der Kinder fängt an, indem es einen Satz zu diesem Thema oben auf einem A4 Blatt schreibt und anschließend diese Zeile so umknickt, dass die Schrift verdeckt wird, sie folglich von den anderen Kindern nicht gelesen werden kann. Das nachfolgende Kind erfindet selbst einen Satz, schreibt es auf und knickt wiederum den Papierbogen. Es geht so weiter, bis das gesamte Blatt beschrieben und wie eine Ziehharmonika gefaltet wurde.
Abschließend falten die Kinder das Blatt wieder auf und lesen die Sätze gemeinsam als zusammenhängende Geschichte. Dieses Spiel ergibt ein wirres und dadaistisches Durcheinander, das für viele Lacher sorgt und gerne wiederholt wird.
Reihum-Geschichten
Eine große Ähnlichkeit mit dem experimentellen Gruppenschreiben haben die Reihum-Geschichten. Hierbei geht ein Blatt in vier Runden für das Aufschreiben von je vier Sätzen in einer Gruppe von Kindern umher. Eine Gruppe von vier Kindern fängt mit einem Thema oder einem Basiswort an. Dabei schreibt jedes Kind jeweils vier Sätze passend zu den vorigen vier auf. Nach vier Runden, also 64 Sätzen, muss die Handlung beendet sein und die Geschichte abschließen. Es wird gemeinsam vorgelesen.
Clustern
Das Clustern ist die Bezeichnung für ein kreatives Sprachspiel und kommt aus dem Englischen. Clustern bedeutet „Anhäufung“. Das Spiel für kreatives Schreiben in der Grundschule basiert auf einer schriftlichen Begriffssammlung, die auf spezielle Art und Weise auf einem A4-Blatt angeordnet wird. Das Clustern kann der Methode des Gruppen-Schreibens oder der Reihum-Geschichte vorgeschaltet werden, um gemeinsam Ideen zu sammeln.
Ganz zu Anfang einigt sich die Klasse auf ein zentrales Wort, zum Beispiel „Ferien“, die Schüler schreiben es in die Mitte des noch leeren Blattes und umkreisen es. Anschließend notieren sie thematisch verwandte Wörter um die zentrale Eintragung. Das sollten spontane Einfälle sein, beispielsweise „Freizeit“, „Schulfrei“, „Reise“, „Langeweile“, „Familie“ oder „Sonnenbrand“. So entsteht eine kreative gemeinsame Gedankenskizze.
Stimuli als Impuls
Häufig fehlt den Grundschulkindern schlicht der Mut oder die Fähigkeit, frei zu assoziieren. Gerade Kinder, die sich im Umgang mit Sprache schwertun, haben große Berührungsängste oder finden zuweilen auch passende Wörter, Umschreibungen oder Synonyme nicht.
In solchen Fällen helfen Impulse, die die Kinder über die Sinne aufnehmen können: Gerüche, Bilder, Bewegungen oder Musik, aber auch Gegenstände, die befühlt werden können. Diese Sinneseindrücke lassen sich assoziativ beschreiben und ermöglichen den Kindern, ihren Wörterschatz auszubauen.
Fortsetzungsgeschichte
Hierbei wird ebenfalls mit Impulsen gearbeitet. Diese bestehen aus dem Spannungsbogen eines frei wählbaren Bilderbuches, das aus Text und Bildern besteht. Die Lehrkraft liest den Kindern die Geschichte bis zu einem Wendepunkt oder einer besonders spannenden Stelle und zeigt dazu eine passende Illustration. Wie geht die Geschichte weiter? Die Schüler erfinden nun ihre eigene Version.
Die Fortsetzungsgeschichte ist daher sehr zugänglich für gerade auch junge Kinder, weil sie die Protagonisten, die Rahmenbedingungen und den Anfang der Handlung vorgibt und die Schüler dadurch inspiriert.
Weitere Spiele sind beispielsweise Geheimschriften, Phantasiereisen, Schneeballgedichte oder das Aufstellen und Betexten eines Klassen- oder Schul-Blogs.
Bildquellen
- Pixabay @ Sarah Richter
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- Pixabay @ David Schwarzenberg
- Pexels @ Katerina Holmes
Quellen
- https://www.lmz-bw.de/medien-und-bildung/medienwissen/sprechen-schreiben/kreatives-schreiben
- https://schreiben-und-leben.de/kreatives-schreiben
- https://mint-zirkel.de/2018/11/schriftsprachliche-entwicklung-in-der-grundschule-kreatives-schreiben-mit-dem-maerchenerfinder
- https://bildungsserver.hamburg.de/kreatives-schreiben
- https://diegrundschulkiste.de/kreatives-schreiben-fortsetzungsgeschichte
- Böttcher I. (Hrsg.): Kreatives Schreiben-Grundlagen und Methoden, 1999.
- Spinner, K. H.: Anstöße zum kreativen Schreiben. In Christiani R.: Auch die leistungsstarken Kinder fördern, 1994
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