Ratgeber zur Linkshändigkeit

Dies ist der zweite Teil unseres großen Wissensartikel zum Thema Linkshänder und zeigt, wie Umschulung meist unbemerkt „passiert“ und noch immer unter gutem Vorsatz vorgenommen wird. Dazu verraten wir Ihnen wichtige Tipps, mit denen Sie gleich feststellen können, ob Sie oder Ihr Kind ein „unterdrückter“ Linkshänder sind.

Verhinderte Linkshändigkeit oder unbewusst unterdrückte Linkshändigkeit?

Die bewusst verhinderte Linkshändigkeit

Die bewusst verhinderte Linkshändigkeit gehört zur aktiven Umschulung – es gibt sie in der früheren, rabiaten Form und der sanften: Früher durch tränenreiche Maßnahmen, an die sich Betroffene noch gut erinnern. So berichtet meist die Eltern- und Großelterngeneration von festgebundenen linken Händen oder Bestrafung durch die Lehrer.

Es gibt aber auch die sanfteren Methoden, das Kind an die rechte Hand zu gewöhnen – hierbei wird die Umschulung als nötige Korrektur angesehen, es überwiegt meist der Wunsch der Eltern, ihrem Kind eine gute Entwicklung der „richtigen“ Hand mit auf dem Weg zu geben.

Das Umschulen von Kindern wird heute zumindest in den westlichen europäischen Ländern nicht mehr gewaltsam vorgenommen und gilt juristisch als Körperverletzung.

Die unbewusst unterdrückte Linkshändigkeit

Die unbewusst unterdrückte Linkshändigkeit gehört zur passiven Umschulung: Zur versteckten Linkshändigkeit führen alle nicht erinnerbare Maßnahmen gegen die dominante Hand. Die Prägung der rechten Hand ist meist eine Umschulung durch freiwillige Anpassung, häufig innerhalb einer Nachahmungs- und Gruppendynamik. Es erfolgt eine Anpassung des Linkshänders an die mit rechts schreibende Mehrheit einer Gruppe, in der Regel der Kita-Gruppe oder ersten Grundschulklasse. Auch können Eltern und Erzieher durch unbewusstes und für Rechtshänder selbstverständliches Favorisieren der rechten Hand der dominanten Hand zuvorkommen. Selten wird ein Löffel oder ein Buntstift mittig gereicht, in der Regel reichen Rechtshänder Gegenstände automatisch in die rechte Hand des Gegenübers.

Das Problem des frühen und unbemerkten Sich-Selbst-Umerziehens beschreibt eine Beratungsstelle ganz eingehend (https://www.praxis-ligus.de/linksh%C3%A4nderberatung/). Die unbewusste freiwillige Umschulung der dominanten Hand ist eine große Hürde für die Betroffenen aber auch für das Umfeld.

Ab wann zeigen Kinder ihre dominante Hand?

Es gibt Eltern, die sind selbst Linkshänder – Sie haben einen besonderen Fokus darauf, ob ihr Kind ebenfalls zur linken Hand tendiert. Und doch sind auch diese häufig unsicher. Nuckelt mein Kind etwa an beiden Daumen? Warum greift es mal mit links, mal mit rechts den Löffel?

Ab rund 1 Jahr zeigen feinmotorisch versiertere Kinder eine dominante Hand. Gelegentlich wechseln die Kinder aber auch von einer Hand zur anderen, was auch aufmerksamen Erwachsenen die Feststellung der dominanten Hand zeitweise erschwert.

Doch Beidhänder gibt es physiognomisch gesehen nicht, Beidhändigkeit kann sich ausprägen als Folge von Krankheiten oder anderen Eingriffen in die Entwicklung, auch eben durch umgeschulte Linkshändigkeit (https://www.linkehand.at/wissenm.php).

Die Feststellung der Händigkeit sollte optimaler Weise vor der Einschulung passieren, damit die Kinder mit ihrer richtigen Hand schreiben lernen können – und kein unbewusstes passives Umlernen stattfindet.

Woran kann ich Linkshändigkeit erkennen?

  • Reflexe und spontane Handlungen beobachten, diese sind am wenigsten von Fremdverhalten oder Anpassung beeinflusst, B. werfen, fangen, Kerze anzünden, Telefonhörer halten, auf einem Bein hüpfen, Flaschendeckel aufmachen und anderes (https://www.linkehand.at/wisseng.php)
  • Ins Ohr flüstern: Wendet uns der Zuhörer das linke Ohr zu?
  • Spiegelverkehrt schreiben kann ein Zeichen für eine nicht erkannte Linkshändigkeit sein
  • der gelegentliche Schreibhandwechsel ist ein Hinweis für eine falsch ausgeübte Händigkeit

Hayek-Schwarz vom Verein LinkeHand (https://www.forumgesundheit.at/cdscontent/?contentid=10007.688738) appelliert an Eltern, Kindergärtnerinnen, Tagesmütter und Kinderärzte, Kinder aufmerksam zu beobachten: Mit welcher Hand greifen sie nach Gegenständen, schieben ein Auto oder bauen.

Sie bemängelt jedoch: „In der Ausbildung von Österreichs Pädagogen kommt dieser wichtige Aspekt leider noch nicht vor.“

Kann man Händigkeit übersehen?

Da Händigkeit vererbt wird, ist es sinnvoll, sich in der Familie umzuhören: Gab es in der näheren Verwandschaft Linkshänder? Ist mindestens eines der Eltern Linkshänder, so liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50%, dass das Kind ebenfalls Linkshänder ist.

Das Wichtigste ist, die Ausprägung der dominanten Hand nicht unbewusst zu beeinflussen. Dabei helfen folgende Tipps:

  • Reichen Sie Ihrem Baby und Kleinkind Gegenstände so, dass es sie mit beiden Händen umstandslos ergreifen kann – am besten also immer mittig vor die Brust halten.
  • Isst ihr Kind schon alleine mit Besteck? Dann legen Sie ihm Löffel oder Gabel am besten unter oder über dem Teller, nicht wie häufig rechts davon.
  • Auch das Glas zum Trinken sollte platzneutral hingestellt werden.

Linkshänder – Rückschulen oder nicht?

Fühlen Sie in sich hinein, wie stark ist der Wunsch, mit Ihrer eigentlichen Hand zu schreiben? Plagen Sie „schon immer“ Konzentrationsprobleme oder Selbstzweifel, leiden Ihre Kinder unter Lernschwierigkeiten? Bemerken Sie eine Tendenz, ungerne mit der Hand zu schreiben, und die PC-Tastatur entlastet Sie bei längeren Texten spürbar? Sie schreiben in Ihrem Beruf sehr viel mit der Hand?

Es gibt zunehmend spezialisierte Berater für die Rückschulung, teils bieten begleitete Rückschulungen auch Ergotherapeuten mit entsprechende Qualifikation. Nehmen Sie ein Vorgespräch wahr, schauen Sie, ob die Rückschulung sich für Sie stimmig anfühlt.

Vergegenwärtigen Sie sich, welche Ausmaße die Umschulung möglicher Weise hatte, welche positiven Folgen eine Rückschulung haben könnte.

Sind Sie noch unschlüssig? Dann konsultieren Sie in Ruhe eines der bekanntesten Bücher zur Linkshändigkeit von der Psychologin Johanna Barbara Sattler: Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Gehirn.

Berufe für Linkshänder?

Interessant ist: Sportliche Linkshänder können sich in einigen Sportarten besonders hervortun. Bei Wasserball und Handball werden beispielsweise Linkshänder gezielt gesucht und trainiert, weil sie Vorteile im Spiel generieren. So liegt hier der Anteil bei rund 30 %. Bei Zweikampftechniken wie Fechten, Boxen und Tennis schaffen es die Linkshänder durch die vorteilschaffende besondere Hand- und Schlaghaltung besonders häufig in die obere Liga, ihr Anteil soll im Spitzensport sogar bei 55% liegen.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Linkshänder auch beim Musizieren ihres Wahlinstrumentes das richtige Instrument zu ihrer dominanten Hand führen müssen? Wie beim Schreiben gibt es auch hier erhebliche Verbesserungen und Aha-Momente, sobald die richtige Hand spielt (https://www.linkehand.at/wissenh.php)


Sind Sie noch unentschlossen? Es treiben Sie etliche Fragen? Gesellen Sie sich zu den vielen anderen Interessierten in einem der gut besuchten Foren für Linkshänder, wie z.B. der Linkshänderforum (http://linkshaenderforum.org/).

Wir bieten Ihnen in unserem SpielundLern Linkshänder Shop auch ausgewählte Produkte für Linkshänder, schauen Sie doch gerne einmal vorbei.

Beitrag von Alice Linz, Redaktion SpielundLern.de

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