Ein Lob auf den Zappelphilipp: Zappeln fördert die Konzentration und die Gesundheit

Mädchen hüpft fröhlich.

Die Figur des „Zappelphilipp“ aus Heinrich Hoffmanns „Struwwlpeter“ ist seit Generationen Synonym für unruhige Kinder, die kaum stillsitzen können. Doch was früher als Makel galt, wird heute von Wissenschaft und Pädagogik immer differenzierter betrachtet. Kinder – und auch Erwachsene – zappeln nicht, weil sie stören wollen, sondern oft, weil sie es brauchen, um sich zu konzentrieren. Der Zappelphilipp verdient eine Neubewertung: Er steht für Kreativität, Bewegung und einen individuellen Lernstil.

Warum Zappeln kein Problem ist, sondern eine Ressource

Kinder, die nicht stillsitzen können, sind keine Seltenheit. In Klassenzimmern, am Esstisch oder während der Hausaufgaben wippen die Beine, die Hände spielen mit Stiften oder Haaren, und manchmal wird sogar der Stuhl zum Balancieren genutzt. Viele Erwachsene empfinden diese Unruhe als störend. Doch Zappeln ist nicht gleich mangelnde Disziplin – es ist eine natürliche Reaktion des Körpers.

Bewegung als Schlüssel zur Konzentration

Studien zeigen, dass körperliche Aktivität die Konzentrationsfähigkeit verbessert. Wenn Kinder zappeln, aktivieren sie bestimmte Bereiche ihres Gehirns, die für die Steuerung von Aufmerksamkeit und Gedächtnis zuständig sind. Zappelbewegungen wirken wie ein Katalysator, der den Lernprozess unterstützt. Anstatt also den Drang zur Bewegung zu unterdrücken, sollten wir überlegen, wie wir ihn in den Alltag integrieren können.

Bewegung steigert:

  • Die Durchblutung des Gehirns, was die Sauerstoffversorgung verbessert.
  • Die Aktivität der präfrontalen Kortizes, die für Planung und Problemlösung zuständig sind.
  • Die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, die für Motivation und Aufmerksamkeit wichtig sind.
Mädchen hüpft.

Der Mythos vom stillen Lernen

Die Vorstellung, dass absolute Stille die beste Lernumgebung ist, hält sich hartnäckig. Doch Kinder lernen unterschiedlich. Für einige ist Bewegung ein zentraler Bestandteil ihrer kognitiven Prozesse. Die wippenden Beine oder das Kritzeln auf einem Blatt Papier helfen, sich zu fokussieren und Stress abzubauen. Diese Art der Selbstregulation zeigt, dass Zappelbewegungen keine Störung, sondern ein Werkzeug sind.

Zappeln im Schulalltag – Herausforderungen und Chancen

In vielen Schulen wird von Kindern verlangt, stillzusitzen und sich ausschließlich auf den Unterricht zu konzentrieren. Doch für Zappelphilipps ist das eine große Herausforderung. Statt diese Kinder zu maßregeln, könnten Lehrer und Eltern ihnen mit kleinen Anpassungen helfen, ihre Konzentration zu steigern und gleichzeitig den Unterrichtsablauf zu bereichern.

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Flexible Sitzmöglichkeiten und Pausen

Einige Schulen setzen bereits auf flexible Sitzmöglichkeiten wie Stehpulte, Sitzbälle oder Wackelstühle. Diese erlauben es den Kindern, sich zu bewegen, ohne den Unterricht zu stören. Kurze Bewegungspausen, in denen die Klasse gemeinsam aufsteht und sich streckt, können ebenfalls Wunder wirken.

5 Vorteile von Bewegung im Unterricht

  • Förderung der Aufmerksamkeit: Kinder bleiben länger fokussiert.
  • Stressabbau: Bewegung reduziert Nervosität und Überforderung.
  • Kreativitätsschub: Motorische Aktivität kann Denkprozesse anregen.
  • Teamgeist: Gemeinsame Bewegung stärkt die soziale Bindung.
  • Gesundheit: Aktivität fördert die körperliche Fitness und beugt Haltungsschäden vor.
Jugendliche hüpfen und posieren dynamisch vor der Kamera.

Bewegung als Teil der Unterrichtsgestaltung

Lehrer könnten einfache Bewegungsübungen oder zappelkompatible Aktivitäten in ihren Unterricht integrieren. Beispielsweise könnten Kinder im Mathematikunterricht die Ergebnisse durch Klatschen oder Hüpfen anzeigen. Diese Art des aktiven Lernens hilft nicht nur Zappelphilipps, sondern bringt auch Schwung in den Unterricht.

Zappeln im Erwachsenenalter – mehr als nur eine Eigenart

Auch Erwachsene zappeln. Ob am Schreibtisch, in Meetings oder während eines Telefongesprächs – viele Menschen bewegen unbewusst ihre Füße oder kritzeln auf Notizblöcken. Dieses Verhalten ist kein Zeichen von Desinteresse, sondern ein Versuch, die Konzentration aufrechtzuerhalten.

Bewegung am Arbeitsplatz

Arbeitgeber können von der kindlichen Lernforschung profitieren, indem sie Büroumgebungen bewegungsfreundlicher gestalten. Stehpulte, kurze Bewegungspausen und ergonomische Möbel sind nur einige Möglichkeiten, um auch bei Erwachsenen das „Zappeln“ als Konzentrationshilfe zu fördern.

Stigmatisierung überwinden

Der Begriff „Zappelphilipp“ wird oft abwertend gebraucht. Doch wenn wir erkennen, dass hinter dem Zappeln wertvolle Mechanismen stecken, kann sich das gesellschaftliche Bild ändern. Menschen, die „zappelig“ wirken, sollten nicht für ihre Eigenheiten kritisiert, sondern in ihrer Kreativität und Energie gefördert werden.

Ein Junge in Regenschuhen hüpft nach oben.

Wie Eltern und Lehrer Zappelphilipps fördern können

Eltern und Pädagogen stehen vor der Herausforderung, unruhige Kinder zu unterstützen, ohne sie in ein Korsett zu zwängen. Der Schlüssel liegt in der Balance zwischen Struktur und Freiheit.

Praktische Tipps für Eltern und Lehrer

  • Bewegung fördern: Kinder sollten täglich die Möglichkeit haben, sich auszutoben – sei es durch Sport, freies Spielen oder Bewegungsspiele.
  • Zappelfreundliche Möbel: Ein Sitzball oder ein Kippstuhl kann zu Hause und in der Schule eine willkommene Alternative sein.
  • Positive Verstärkung: Statt Zappeln zu kritisieren, könnten Eltern und Lehrer loben, wenn Kinder sich konzentrieren – auch wenn sie dabei zappeln.
  • Struktur bieten: Klare Tagesabläufe geben Sicherheit und helfen, Phasen der Bewegung und Ruhe abzuwechseln.
  • Individuelle Lösungen suchen: Jedes Kind ist anders. Was für einen Zappelphilipp funktioniert, muss nicht für alle gelten.
Junde hüpft fröhlich.

Der Zappelphilipp als Vorbild

Der Zappelphilipp aus Hoffmanns steht nicht für Störung, sondern für Bewegung, Kreativität und die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zu spüren. Zappeln ist keine Schwäche, sondern eine Stärke, die verstanden und gefördert werden sollte. Indem wir dem Zappeln Raum geben, ermöglichen wir Kindern und Erwachsenen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Ein Lob auf den Zappelphilipp!

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Bildquellen

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Quellen

  • https://psylex.de/adhs-wie-zappeln-die-konzentration-foerdern-kann/
  • https://www.aponet.de/artikel/bloss-nicht-stillsitzen-zappeln-ist-gesund-12989
  • https://www.spektrum.de/news/zappeln-und-konzentrationsschwaeche-mit-nervoeser-ursache/344236
  • https://www.mit-kindern-lernen.ch/adhs-lernstoerungen/ads/246-lerntipp-zappeln-ist-gold-wert
  • https://www.welt.de/wissenschaft/article3221628/Eifriges-Zappeln-erhoeht-das-Denkvermoegen.html

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