Geschwisterchen: Eine Veränderung fürs Leben
Ein Geschwisterchen wird geboren. Dies ist ein bedeutendes Ereignis im Leben einer Familie. Für Eltern ist es ein Moment der Freude und der Spannung, während es für das ältere Kind eine tiefgreifende Veränderung bedeutet, die sowohl positive als auch herausfordernde Gefühle auslösen kann. Die neuen Dynamiken innerhalb der Familie, die durch die Ankunft eines Babys entstehen, bringen oft ungeahnte Herausforderungen mit sich. Eifersucht, Veränderungen im Schlafverhalten, neue Routinen und das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit sind nur einige der Aspekte, die eine Familie zu bewältigen hat. Dieser Artikel zeigt die 5 häufigsten Herausforderungen, die Familien nach der Geburt von einem Geschwisterchen begegnen, und bieten praktische Lösungsansätze, um diese Herausforderungen zu meistern.
Erstes Problem: Eifersucht auf das Geschwisterchen
Eifersucht ist eine ganz natürliche Reaktion auf die veränderte Familiensituation, die aus dem Gefühl der Unsicherheit und dem Wunsch nach Bestätigung resultiert.
Für Eltern ist es wichtig zu verstehen, dass diese Eifersuchtsgefühle nicht ungewöhnlich sind. Gelegentlich missverstehen Eltern die Eifersucht als Missbilligung der Handlungen oder Seinsweise des neuen Babys. Vielmehr aber spiegelt die Eifersucht die Ängste und Bedürfnisse des Kindes wider, die durch die veränderten Umstände hervorgerufen werden. Ist dies erkannt, so sind Eltern in der Lage, sich ihrem älteren Kind ohne Vorwürfe oder Frust zu nähern und das Gespräch zu suchen.
Liebevolle Gesten
Ein erster Schritt, um die Eifersucht des älteren Kindes zu mindern, ist daher, ihm zu versichern, dass es weiterhin genauso geliebt und geschätzt wird wie vor der Geburt des neuen Babys. Klare Worte der Bestätigung und liebevolle Gesten können dem Kind helfen, sich sicher und geborgen zu fühlen.
Emotionen ernst nehmen
Kinder verstehen oft selbst nicht, warum sie plötzlich wütend oder traurig sind. Eltern können ihrem Kind helfen, diese Gefühle zu zeigen, indem sie es ermutigen, darüber zu sprechen, und indem sie diese Gefühle validieren, ohne sie zu verurteilen. Zum Beispiel können sie sagen: „Es ist okay, dass du dich gerade traurig fühlst, weil Mama und Papa jetzt viel Zeit mit dem Baby verbringen. Wir haben dich trotzdem sehr lieb und sind immer für dich da.“ Solche Gespräche geben dem Kind das Gefühl, dass seine Emotionen ernst genommen werden..
Kind einbeziehen
Ein weiterer effektiver Ansatz, um Eifersucht zu reduzieren, besteht darin, das ältere Kind aktiv in die Pflege und Betreuung des Babys einzubeziehen. Kleine Aufgaben wie das Holen einer Windel oder das Streicheln des Babys können dem älteren Kind das Gefühl geben, eine wichtige Rolle in der Familie zu spielen. Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass das Kind nicht überfordert wird und die Aufgaben seinem Alter und seinen Fähigkeiten entsprechen. Die Teilnahme an solchen Aktivitäten fördert das Gefühl der Verantwortlichkeit und Zugehörigkeit und kann das Band zwischen den Geschwistern stärken.
Exklusive Zeit trotz Geschwisterchen
Zudem ist es wichtig, dem älteren Kind exklusive Zeit mit den Eltern zu ermöglichen. Trotz der Anforderungen, die ein Neugeborenes mit sich bringt, sollten Eltern bewusst Momente schaffen, in denen sie nur für das ältere Kind da sind. Diese besonderen Zeiten, ob beim Vorlesen, Spielen oder einem kurzen Ausflug, signalisieren dem Kind, dass es immer noch eine wichtige Rolle im Leben der Eltern spielt. Solche exklusiven Momente können helfen, die Eifersucht zu lindern und das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken.
Zweites Problem: Regression
Regression bezeichnet einen Rückfall in frühkindliche Verhaltensweisen. Ältere Kinder können nach der Geburt eines Geschwisters Verhaltensweisen an den Tag legen, die ihrem Alter nicht mehr entsprechen. Das ältere Kind erlebt die Ankunft des neuen Babys als eine erhebliche Veränderung seiner gewohnten Umgebung und Beziehung zu den Eltern. Durch das Wiederaufgreifen früherer Verhaltensweisen dreht es unbewusst die Zeit zurück – und macht sich kleiner und schutzloser als es seinem Entwicklungsstand entspricht, um wieder umsorgt werden zu müssen. Diese Regression kann somit als eine Art Bewältigungsmechanismus angesehen werden. Sie ist den Kindern unbewusst
Dies kann sich auf unterschiedliche Weise äußern:
- erneut das Verlangen nach einem Schnuller,
- wieder der Wunsch, Windeln zu tragen,
- viel körperliche Nähe verlangen.
Solche Rückfälle sind in dieser Lebensphase nicht ungewöhnlich und stellen in der Regel eine vorübergehende Reaktion auf die neue Familiensituation dar.
Verständnis statt Stränge
Ein liebevoller und verständnisvoller Umgang ist entscheidend. Vorwürfe oder Stränge zeigen dem Kind nur, dass seine Gefühle nicht gesehen werden und verunsichern zusätzlich. Zur Verunsicherung gesellt sich Angst – diese ruft wiederum stärkere und beträchlichere Probleme hervor wie etwa Rückzug, Aggression oder selbstverletzendes Verhalten.
Gespräche und exklusive Aufmerksamkeit
Daher sollte Eltern ihre Kraft darin investieren, mit viel Liebe, Halten, Nähe dem Kind zu zeigen: Du bist genauso geliebt wie zuvor. Um den Beweis anzutreten helfen beispielsweise:
- Gespräche darüber, dass Traurigkeit und Sehnsucht nach dem alten Leben als Einzelkind normal sind, verhelfen zur Einsicht, dass es verstanden wird und Unterstützung hat.
- Aufmerksamkeit und exklusive Aktivitäten für „große Kinder“, die dem Baby noch verwehrt bleiben.
- Dem älteren Kind Verantwortung übertragen in Verbindung mit der Pflege des Babys.
Für Eltern eines ohnehin einnehmenden Neugeborenen kann es herausfordernd sein, wenn das ältere, nun pflegeleichtere Kind verstärkt starke Bedürfnisse anmeldet. Es tröstet darüber hinweg, dass der Kraftaufwand eine gute Investition in ein tolles Geschwisterverhältnis ist und es sich nur um eine kurze Phase von wenigen Wochen oder Monaten handelt. Die Regression nimmt ab, sobald sich das Kind rückversichert und in die neue Situation eingelebt hat.
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Drittes Problem: Veränderungen im Schlafverhalten
Wenn ein Geschwisterchen geboren wird, beeinträchtigt dies auch das Schlafverhalten aller Familienmitglieder. Viele Eltern berichten seit dem Familienzuwachs von den Schwierigkeiten des älteren Kindes, ein- oder durchzuschlafen.
Anpassungsstörungen, ein Gefühl der Verlassenheit oder eine allgemein höhere Unruhe in den Abend- und Nachtstunden können Gründe für die Verschlechterung des Schlafes sein.
Rituale am Abend
Schlafroutinen für das ältere Kind sowie neue, angepasste Rituale können helfen, Ruhe in den Abend zu bringen:
- Badezeit
- Gespräche über den Tag
- Vorlesen.
Aktivität und Ruhe im Ausgleich
Bewegung und Aktivität während des Tages hilft, körperlich müde zu werden. Genug Ruhepausen verhelfen dazu, Überreizung zu vermeiden. Es ist also ein ausgeglichener Tagesrhythmus nötig.
Schlafplatz
Es gibt viele Schlafsituationen in Familien. Schläft das ältere Kind bereits im Kinderzimmer mit eigenem Bett, so kann es sein, dass es nun für einige Zeit wieder in den Schlaf begleitet werden möchte. Eltern können sich – auch mit dem Säugling – neben dem Bett setzen und leise das ältere Kind beruhigen, die Hand halten oder leise eine Geschichte erzählen.
Treten Ängste in der Nacht auf, so hilft ein Nachtlicht, das das Kind selbst bedient. Damit fühlt es sich selbstwirksam und als „Herrscher über die Dunkelheit“ und kann in die Ruhe kommen.
Kuscheltiere helfen, um aufkommende starke Gefühle zu mildern. Gibt es ein Haustier in der Familie, so kann es sehr hilfreich sein, es zumindest zeitweise im Kinderzimmer schlafen zu lassen. Es geht also um einen Gefährten, den die Eltern, im Falle der eigenen zeitweisen Abwesenheit, als Schutz, Beruhigung und Begleiter im nächtlichen Kinderzimmer „installieren“ können.
Kommt das Kind in der Nacht in das Bett der Eltern, sollten diese es nicht abweisen, sondern immer ein Schlafplatz für es haben oder selbst das Kinder wieder ins Bett zurückbegleiten.
Familien, die ein Familienbett haben, haben es am leichtesten und schwören auf dieses Konzept. Sie können allen Kindern zur gleichen Zeit gerecht werden und alle gemeinsam ins Bett begleiten. Sie selbst können dabei entspannt einschlafen. Dennoch leidet hier oftmals die Schlafqualität der Eltern selbst sowie können sich die Kinder durch Bewegung oder nächtliche Geräusche untereinander stören.
Viertes Problem: „Entthronung“ älterer Geschwister
In dem Umbruch, der Umstellung und dem Wandel, die mit einem Neugeborenen einhergehen, fühlen sich ältere Geschwister oftmals zurückgestellt und vernachlässigt. Plötzlich ist dort noch jemand, der bemuttert, gehalten und bespielt werden möchte, und dies anfangs rund um die Uhr.
Gerade Erstgeborene verlieren mit der Geburt von ihrem Geschwisterchen ihr Selbstverständnis als Mittelpunkt der Familie. Häufig entstehen daraus Gefühlen von Traurigkeit, Unsicherheit oder Wut.
Die kindliche Perspektive
Eltern sind seelig über die Geburt eines weiteren Kindes und verlieren häufig den Blick auf die Perspektive des älteren Geschwisterkindes . Es hat sich doch auf den Nachwuchs gefreut? Die älteren Kinder wollten womöglich sogar selbst ein Geschwisterchen haben? Es ist viel älter und kann sich doch mal zurücknehmen?
Das Kind aber wurde entthront, degradiert und gewissermaßen „ersetzt“. Die Emotionen mancher Geschwisterkinder spiegeln den dramatischen Zusammenbruch ihres alten Familien-Systems.
Eltern, sich und das Geschwisterchen näher kennenlernen
Wie bei regressiven Phasen hilft auch hier ein fokussierter Blick auf das Geschwisterkind: Was braucht es, um sich geliebt und gesehen zu fühlen, und wann? Ein Kind liebt es,wenn die Eltern es ins Bett bringen, für ein anderes sind schöne Draußenaktivitäten ein Liebesbeweis. Dies gilt es herauszufinden, damit eine gemeinsame Sprache der Liebe und Zuneigung entstehen kann.
Zur Exklusivität durch „So-tun-als-ob“
Da Eltern dringende Bedürfnisse eines Säuglings schwerlich zurückstellen können, bleibt die Frage: Wie zeige ich meinem älteren Kind, dass ich es ebenso beachte? Hier geben Erziehungsexperten folgenden Tipp: Ist das Baby zufrieden und besteht an sich kein Handlungsbedarf, so kann die Mutter Handlungsbedarf verbal fingieren, indem sie zum Neugeborenen sagt: „Oh, ich müsste Dir wohl dringend die Windel wechseln, aber Du musst noch kurz warten. Zuerst gehe ich nun zu Deinem älteren Bruder (oder zu deine älteren Schwester), weil sie mich gerade auch dringend braucht.“ So signalisiert man dem älteren Kind, dass auch das Baby warten muss.
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Fünftes Problem: Unterschiedliche Temperamente und Bedürfnisse
Jedes Kind bringt seine eigene Persönlichkeit, Vorlieben und Art der Weltwahrnehmung mit, was in einer Situation, in der sich die Familienstruktur ändert, verstärkt zum Ausdruck kommen kann. Das ältere Kind könnte beispielsweise ruhiger und ordnungsliebender sein, während das Baby vielleicht lebhafter und fordernder ist. Diese Unterschiede können dazu führen, dass Eltern sich in ihrer Erziehung flexibel anpassen müssen, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt.
Spielräume für sich und das Geschwisterchen
Es hilft, wenn die Kinder ihre eigenen Räume in der Wohnung haben: Ein eigener Schreibtisch, eine eigene Leseecke, eine Fensterbank – Orte, über die das jeweilige Kind die Hochheit hat und sowohl Eltern als auch Geschwisterkinder freundlich herausbitten darf.
Entscheidungsräume
Räume aber können auch Entscheidungsräume sein: Das ältere Geschwisterkind darf diese oder jene Entscheidungen nach eigenem Ermessen treffen. Die Eltern dürfen diese Entscheidungsspielräume vorgeben, aber dürfen sie als exklusiv kennzeichnen und in der Folge nicht anfechten. Dabei geht es nicht um weltbewegende Entscheidungen. Es stärkt die Kinder bereits dann, wenn sie wissen, dass sie samstags das Abendessen aussuchen dürfen oder entscheiden dürfen, oder welche Sendung sie in der Medienzeit schauen.
Platz für Individuelles
Während das ältere Kind möglicherweise mehr Ruhe und Vorhersehbarkeit benötigt, könnte das jüngere Baby mehr körperliche Nähe und Interaktion fordern. Indem Eltern die unterschiedlichen Temperamente berücksichtigen, können sie eine harmonischere und unterstützendere Umgebung schaffen, in der sich jedes Kind gesehen und verstanden fühlt.
Offene Kommunikation
Zusätzlich ist es wichtig, offene Kommunikation innerhalb der Familie zu fördern. Eltern sollten die Gefühle und Bedürfnisse der Kinder thematisieren und sie dazu ermutigen, über ihre Empfindungen zu sprechen. Das Verständnis für die Unterschiede und die damit einhergehenden Bedürfnisse kann helfen. „Dein Geschwisterchen ärgert Dich? Hast Du eine Idee, wie wir es vermeiden können?“ „Dein Geschwisterchen ist immer auf Mamas Arm. Ja, das ist frustrierend.“ Es muss nicht für alles eine Lösung geboten werden. Aber reden hilft, Missverständnisse zu vermeiden und Konflikte zu reduzieren sowie Respekt und Empathie zu entwickeln.
Bildquellen
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- Pixabay @ Michelledeppephoto
Quellen
- https://www.tk.de/techniker/magazin/familie/themenwelten-familie/hallo-familie/familien-mit-babys/geschwisterkinder-2128156
- https://www.eltern.de/baby/0-3-monate/geschwister-eifersucht.html
- https://www.kartenmacherei.de/magazin/geburt/eifersucht-aufs-kleine-Geschwisterchen
- https://www.elternleben.de/elternwissen/kita-kind/entwicklung-und-foerderung/eifersucht-unter-geschwistern/
- https://geborgen-wachsen.de/2020/10/15/die-ersten-naechte-mit-baby-und-geschwisterkind/
- https://www.gesundundmutter.de/magazin/2021/12/09/expertentipps-babyschlaf-geschwisterkinder/
- https://www.schlafberatung-schlummerliebe.de/geschwister-im-familienbett-welche-sorgen-dieses-thema-oft-in-sich-birgt-und-wie-du-damit-umgehen-kannst/
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