Was ist Neurodiversität?
Symptome und Betroffene
Die Neurodiversität Symptome sind eng verbunden mit den Krankheitsbildern, die unter diesem Begriff zusammengefasst sind. Anfangs ausschließlich für Symptome von Autismus und Autismus-Spektrumsstörungen verwendet, werden mittlerweile auch andere Diagnosen unter dem Begriff der Neurodiversität gebündelt.
Zur Neurodiversität zählen heute neben Autismus beispielsweise:
- ADHS
- Legasthenie
- Dyslexie (Lese-Rechtschreib-Schwäche)
- Dyskalkulie (Rechenschwäche)
- Dyspraxie
- Trisomie 21
- Tourette-Syndrom oder auch
- Hochsensibilität.
Neurodiversität fungiert demnach als Oberbegriff für eine ganze Reihe von der Norm abweichender kognitiver Besonderheiten. Dementsprechend decken die Neurodiversität Symptome je nach Störungsbild ein große Bandbreite ab.
Diese Bandbreite scheint sich mit der Zeit auszuweiten – so gibt es erst seit wenigen Jahren einen Fokus auf Hochsensibilität als Form der Neurodiversität, wobei aber die Forschungslage hierzu noch sehr dürftig ist.
Man geht davon aus, dass 10-15 % der Menschen neurodivergent sind, zählt man jedoch neuerdings die 10-15 % der Hochsensiblen hinzu, so sind möglicherweise ein Drittel der Menschen neurodivergent.
Neurodivergent Bedeutung
Neudivers oder Neurodivergent, abgekürzt als ND, bedeutet, dass der Verstand in einer Weise funktioniert, die erheblich von den vorherrschenden gesellschaftlichen Normen abweicht. Neurodivergent steht dem Begriff neurotypisch gegenüber, womit jene Menschen gemeint sind, die innerhalb der Norm denken, fühlen und agieren. Neurodivergent bedeutet insofern, durch seine Handlungen, Gefühle und Gedanken von der Norm abzuweichen.
Es gab zu diesem Begriff im Laufe der Zeit jedoch unterschiedliche Sichtweisen und Abgrenzungen. Beispielsweise zählt Sven Bölte, Professor für kinder- und jugendpsychiatrische Wissenschaft in Stockholm, grundlegend alle Menschen zur Neurodiversität, denn wir alle seien unterschiedlich in unserem Denken und Empfinden. Er spiegelt damit die Ansätze derjenigen wider, die diesen Begriff prägten.
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Ursprung des Begriffs
1998 prägten die australische Soziologin Judy Singer und der US-Journalist Harvey Blume den Begriff Neurodiversität. Sie benannten damit eine besondere, stigmafreie Sichtweise auf den Autismus: Nämlich als Bestandteil der individuellen Identiät, folglich als eine feststehende, zum Individuum gehörende, nicht zu therapierende Eigenart des inneren Wesens dieser Menschen. Sie befreiten damit den Autismus vor Patologisierung und nahmen eine wertschätzende Perspektive auf die neurologische Vielfalt von Menschen ein. Damit bereiteten Sie den Weg für die heute gültige Foschungsmeinung, dass nämlich die Neurodivergenz keine Krankheit darstellt, sondern neurologische Besonderheiten darstellen.
Der den Begriff prägende Journalist Harvey Blume erahnte Anfang der 2000er Jahre, welche Bedeutung dieser Schritt auch für andere neurologische, psychische und körperliche Einschränkungen, Behinderungen, Störungen oder Abweichungen haben könnte und sagte die Neurodiversitätbewegung voraus, einer Bewegung der 1990er Jahre zur Gleichstellung aller neurodiversen Menschen.
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Die Vorteile der Neurodiversität
Der Leidensdruck der Betroffenen ist häufig groß, sodass die Vorteile nicht offensichtlich sind. Es ist oftmals schwierig, gute Seiten an ihrem von der Norm abweichenden Verhalten oder Denken zu erkennen. Ein fehlender sozialer Background aus verständigen und treuen Freunden und einer akzeptierenden Familien kann die Neurodiversität Symptome ebenfalls stark nachteilig hervorheben. Dazu kommen häufig negatives Erleben in der schulischen und beruflichen Entwicklung. Standardisierte Aufnahmeprozesse für Weiterbildungsmöglichkeiten wie einer Lehre oder einem Studium, starre Bewerbungsabläufe gerade auch im Bereich von Behörden und anderen staatlichen Einrichtungen sowie der Gewinn- und Leistungsdruck von Firmen macht es ihnen mit ihren Besonderheiten im Berufsleben nicht leicht. Ein Großteil der Betroffenen versuchen, ihre Neurodiversität Symptome zu verbergen. Wem dies nicht gelingt, der erfährt möglicherweise Zurückweisung, soziale Benachteiligung und Rückschläge. Es kommt zur Isolation, Depression, Rückzug, Unsicherheiten und Ängsten.
Dennoch haben viele ganz eigene und besondere Vorteile durch ihr Anderssein.
Vorteile für die Betroffenen
In den letzten Jahrzehnten haben einige Filme und Soaps neurodivergente Personen positiv hervorgehoben – als besonders intelligente, ideenreiche, nonkoformistische Menschen. In „Rain Man“ von 1988 geht es um einen Autisten mit Inselbegabung, in „Forest Gump“ spielt Tom Hanks einen geistig beeinträchtigten, aber liebenswerten und moralisch integren Menschen und in der neueren Soap „The Big Bang Theory“ ist der autistische Sheldon Cooper ein intelligenter Physiker.
Auch wenn diese Serien Klischees wiedergeben, es steht fest: Durch Defizite lernen Menschen andere, unkonventionelle Weg zu bestreiten, sie sind häufig lösungsorientiert, fleißig und haben meist eine große Motivation, sich zu bewähren:
- Wer unter Lese-Rechtschreib-Schwäche gelitten hat, musste vermutlich lernen, sehr findig und kreativ zu sein, und sich Informationen auf alternativen Wegen zu beschaffen.
- Ein Betroffener mit ADHS erkennt möglicherweise unerffiziente Lösungen im Alltagsleben. Er hat den Fokus oftmals bei nicht zentralen, augenscheinlich unwichtigen Dingen, was zu ungewöhnlichen und guten Ideen führen kann.
- Ein Hochsensibler ist weit offener für Stimmungen des Gegenübers, kann sich damit oftmals sehr gut einfühlen und ist daher für ihr Gegenüber ein sensibler und wertgeschätzter Gesprächspartner.
- Auch wenn Ausnahmetalente selten sind, Menschen aus dem Autismus-Spektrum haben häufig besondere Interessengebiete – in diesem Bereich sind sie hochmotiviert, sehr leistungsstark und kaum zu bremsen.
Vorteile für Führungskräfte
Individuelle Besonderheiten der Betroffenen bedeuten für Führungskräfte möglicherweise auch ein großes Potential für Kreativität, Innovation, Motivation, frischen Wind und neue Ideen:
- Ein Betroffener mit Lese-Rechtschreib-Schwäche kann vermutlich in aktiver, mündlicher Kommunikation punkten, er nimmt gut Informationen aus Videos oder Vorträgen auf und ist mitunter sehr kreativ in der Umsetzung von Ideen.
- Ein ADHS-Betroffener erspürt ineffiziente Arbeitsabläufe und merkt auf, wenn Meetings unnötig in die Länge gezogen oder Lösungswege unnötig kompliziert sind. Er ist in Bewegung innen und außen, sodass er besonders aktive Tätigkeiten sowie kreative Wege vorzüglich bewältigt.
- Ein hochsensibler Mensch ist sehr begabt ih der Gesprächsführung, dem Coaching und der Beratung, wie er auch strategisch punkten kann, denn er erspürt Stimmungen seiner Partner haargenau und liest zwischen den Zeilen.
- Menschen aus dem Autismus-Spektrum können hervorragende Experten sein, ihnen liegen vor allem wissenschaftlich-technische Bereiche mit strikten Regeln und Vorgaben wie Programmierug oder Technik.
Inklusive Arbeitswelt
Der vielfach beklagte Fachkräftemangel und die demographische Entwicklung bedeuten in diesem Fall eine große Chance und kommt den Schritten in eine inklusive Arbeitswelt sehr entgegen. Die Unternehmen sind nicht länger jene, die aus einem großen Bewerberpool aussuchen, sondern müssen zuerst geben, um zu nehmen – Barrierefreiheit, angepasste Arbeitsplätze, Homeoffice. Sie lernen zunehmend, Türen für neurodivergente Menschen zu öffnen, und dies gereicht ihnen selbst schließlich nicht zum Nachteil.
Strukturelle Probleme
Die Abweichung von der Norm bringt Vorteile, wenn sie nicht in der Struktur einer normativen Gesellschaft erstickt wird.
Einige Beratungsunternehmen, wie beispielsweise Synergy Consult, haben dies erkannt und die Personalsuche für Unternehmen darauf ausgerichtet. Auch Unternehmen selbst öffnen sich zunehmend den Potentialen neurodivergenter Menschen. Die Entfaltung dieser Potentiale bedarf jedoch bestimmter Rahmenbedingungen, die nicht jede Branche und jeder Standort bieten können.
Vielerorts schließen die strukturellen Beschaffenheiten von heutigen Arbeitsplätzen und Stellenausschreibungen von vorherein Neudiversität aus. So werden nach wie vor überwiegend schriftlich formulierte Lebensläufe verlangt, statt Arbeitsproben. Dies würde es auch Menschen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche oder jenen, die im Schulsystem nicht angepasst waren, ermöglichen, sich mit ihrem Können, statt ihren Defiziten zu präsentieren. Auch wäre ein Vorstellungsvideo geeigneter als eine schritliche Bewerbung.
Ebenfalls sind die Arbeitsplätze und die Arbeitsumgebung häufig nicht für Neurodiversität geschaffen. Großarbeitsräume, starre Sitzordnung, riesige Etagen oder eine stark hierarchische Führungsebene – dies ist kein Ort für Diversität und dennoch vierorts Arbeitsalltag.
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Bildquellen
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Quelle
- Gekeler, Senta: Stärke statt Defizit. In: Human Ressources Manager, S. 50 – 53.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Neurodiversit%C3%A4t
- https://zif.tujournals.ulb.tu-darmstadt.de/article/id/3501/
- https://stimpunks.org/de/glossary/neurodivergent/
- https://www.ew.uni-hamburg.de/einrichtungen/ew2/paed-bei-behinderung-und-benachteiligung/forschungsprojekte/neumowa.html
- https://zeithistorische-forschungen.de/1-2022/6021
- https://neurorevolution.de/neurodiversitaet/
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/neurodivergenz-psychologie-trend-reform-100.html
- https://www.radix.ch/de/gesunde-schulen/angebote/schoolmatters/buecher/ein-beitrag-zur-entwicklung-der-schule-mit-psychischer-gesundheit/07-diversitaet-und-eingebundenheit/73-neurodiversitaet/
- https://www.dak.de/dak/gesundheit/koerper-seele/achtsamkeit/hochsensible-menschen-ticken-anders_13472
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