Die Leitlinie Redeflussstörungen (2017) empfiehlt, dass die Therapie des Stotterns bei Kindern so früh wie möglich beginnen und möglichst bis zur Einschulung abgeschlossen sein soll. Eine leitlinien- und ICF-konforme Therapie mit sehr jungen Kindern soll die Bedingungen für Sprechflüssigkeit verbessern, z. B. durch die Reduktion der Sprechgeschwindigkeit oder linguistischen Komplexität, durch die Unterstützung des kommunikativen Umfelds, aber auch durch den Abbau von Sprechängsten und die Stärkung der kommunikativen Kompetenz.
Für die Therapie mit diesen jungen Kindern stellt die Schatzkiste Stottern ein individuell anpassbares Bausteinkonzept und eine umfangreiche Materialsammlung bereit. Im Mittelpunkt steht die auch bei Kindern, die Stottersymptome zeigen, grundsätzlich vorhandene Sprechflüssigkeitskompetenz: Aus evidenzbasierten Verfahren zur Therapie mit so jungen Kindern ist bekannt, dass die direkte oder indirekte Wahrnehmung, Unterstützung und systematische Ausdehnung der vorhandenen Sprechflüssigkeit der Schlüssel zum Erfolg ist.
Wenn so junge Kinder Stottersymptome zeigen, ist zu Beginn der Therapie oft nicht sicher prognostizierbar, ob eine Chronifizierungsgefahr besteht oder das Kind auch ohne Therapie in die Sprechflüssigkeit finden würde. In dieser Phase der noch „wackeligen" Sprechflüssigkeitsentwicklung die beobachtbaren Symptome bereits als Stottern zu bezeichnen und mit Identifikation und bewusster Modifikation zu behandeln, lenkt die Aufmerksamkeit zu stark auf die Symptome, kann das Kind und seine Eltern überfordern und lässt die Tatsache außer Acht, dass kein Kind ständig unflüssig spricht. Zwischen den Symptomen, über längere Äußerungen oder auch phasenweise über Tage und Wochen sprechen die Kinder flüssig. Ein Hauptziel der Therapie ist es deshalb, dem Kind zu ermöglichen, mit spielerischen und entwicklungsgemäßen Lernangeboten die vorhandene Sprechflüssigkeit zu entdecken, vielfältige Erfahrungen mit flüssigem Sprechen zu machen und dem gesamten Kommunikationssystem die Perspektive auf das zu erleichtern, was schon gelingt.
Das Konzept und die Materialien der Schatzkiste Stottern helfen dem Kind und seinen Kommunikationspartnern dabei, die Sprechflüssigkeitskompetenzen zu entdecken. Die Therapieangebote dehnen diese Erfahrungen systematisch auf immer komplexere Äußerungen aus. Das Kind erlebt durch die Spielangebote aber auch, dass es mit den vorhandenen Symptomen gelassen umgehen kann, sodass einer Tabuisierung vorgebeugt wird und eine mögliche Chronifizierung aufgehalten werden kann.
In der Schatzkiste enthalten sind folgende Materialien griffbereit enthalten:
• Umfangreiches Manual mit Erläuterung des Konzepts, des diagnostischen Vorgehens, der Therapiebausteine, der Spielanleitungen sowie der Ergänzungsmöglichkeiten mit im Therapieraum vorhandenen Materialien
• Bilderbuch zum Kennenlernen der Identifikationsfiguren „Nili" und Lämmi", die als Modelle für weiches, verlangsamtes und flüssigeres Sprechen stehen
• Fingerpuppen zum dialogischen Spiel mit den Identifikationsfiguren und ihren Freunden
• Bildgeschichten als altersgerechte Erzählanlässe
• 3 Memo-Spiele und 4 Lottokarten zur Begriffsbildung zum weichen, langsameren Sprechen
• 4 Spielpläne im Format A3, deren Spielhandlungen vielfältige spielerische Erfahrungen mit flüssigerem Sprechen ermöglichen
• Aktionskarten, mit denen in allen Spielen Sprechflüssigkeits- oder Sprechmodifikationsaufgaben gelöst werden können
• Modifikationswürfel, die zum veränderten Sprechen oder auch zum Produzieren von Stottersymptomen auffordern
• Wimmelbilder und eine „Gespensterrallye", mit denen in Ratespielen längere Äußerungen gefordert werden
• Alle zum Spielen nötigen Würfel, Spielfiguren, Abdeckplättchen etc.
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